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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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Kleine hydrographische Notizen. ©) 
1. (D.S.) Ueber die Insel Taboga im Golf von Panamd und über 
Panamä berichtet Kapt. O. Plasse, Führer der deutschen Bark „Jessonda“, 
Nachstehendes: 
„Auf der Insel Taboga befindet sich eine Kohlenniederlage, welche der 
englischen „Pacific Steam Navigation Comp.“ gehört, Der Ankerplatz ist auf 
der Ostseite, einige Kabellängen vom Lande entfernt, dem Dorfe gegenüber, 
genau da, wo in der Imray’schen Karte von 1875 der Anker verzeichnet ist. 
Au Sicherheit läfst dieser Ankerplatz nichts zu wünschen übrig. 
Früher hatten die Agenten der oben erwähnten Dampfergesellschaft ihren 
Wohnsitz auf dem Morro de Taboga, woselbst sich auch eine grofse Reparatur- 
werkstätte der Gesellschaft befand. Aber schon vor mehreren Jahren sind 
erstere nach Panamd übergesiedelt, während die letztere nach Callao verlegt 
wurde. Wichtig ist der Morro, welcher Eigenthum der Dampforgesellschaft ist, 
indessen noch jetzt, einnal als Kohlendepot, und dann auch, weil sich daselbst 
eine Wasserleitung und ein Gridiron befindet. Letzteres wird vorzugsweise 
zum Reinigen der Schiffsböden benutzt und ist im Stande, Dampfer von einer 
Länge bis zu 300 Fuß und einem Tiefgange bis zu 13 Fufa aufzunehmen. 
Gröfsere Reparaturen aber können wegen mangelnder Arbeitskraft nicht aus- 
geführt werden. Die Dampfergesellschaft hat mit der englischen Regierung 
sinen Vertrag abgeschlossen, nach welchem sie gebunden ist, gegen einen fest- 
gesetzten Preis die dort einlaufenden englischen Kriegsschiffe mit den erforder- 
lichen Kohlen zu versehen. Den Segelschiffen, welche Kohlen nach Taboga 
bringen, werden verschiedene Erleichterungen gewährt. So wurde „Jessonda“ 
kostenfrei von und zum Ankerplatz geschleppt. Von der stipulirten Liegezeit 
wurden neun Tage erlassen, und anderes mehr. Die sämmtlichen Unkosten 
beliefen sich auf 45 Lstrl. N 
Das Klima in Taboga war während unseres Aufenthaltes (vom 25. August 
bis zum 22. September 1880) wenn auch sehr heifs, doch ziemlich gesund. Ich 
habe das Löschen der Kohlenladung ausschliefslich mit der eigenen Mannschaft 
bewerkstelligt und keinen einzigen Krankheitsfall zu verzeichnen gehabt. In 
Panamd hingegen, woselbst es noch heilser und insbesondere die Luft unr er, 
als auf Taboga ist, waren Fälle von gelbem Fieber nicht selten un. die 
Hospitäler überfüllt von Blatternkranken. Obgleich mitten in der Regenzeit, 
erlitten wir bei der Entlöschung durch Regen doch keinen nennenswerthen 
Aufenthalt. Das Wetter war Tage lang ganz trocken; die an anderen Tagen 
auftretenden mehr oder minder heftigen Regenschauer waren selten von langer 
Dauer. Nach Mittheilung von Ansässigen sollen die stärksten Niederschläge 
von Anfang Oktober | Mitte November stattfinden. 
Von Segelschiffen wird Panamd wenig besucht. Aufser „Jessonda“ war 
nur ein kleiner Küstenfahrer am Platz. Die amerikanische „Pacific Mail Steam- 
ship Company“ bezieht ihre Kohlen meistens über Colon, so dafs aufser den 
von der englischen Kompagnie gecharterten Kohlenschiffen kein Segelschiff Ver- 
anlassung hat, nach Panamd zu kommen. KEin- und Ausfuhr von anderen Gütern 
wird daselbst ausschliefslich durch Dampfer besorgt. 
Wenngleich die Unkosten in Panama niedrig sind und die Reise nach 
dort, wenigstens bis zur Mündung des Golfes, keine Schwierigkeiten bietet, so 
ist es doch wohl zu erwägen, ob eine Fracht von beispielsweise 30 sh. für 
Panamd angenommen werden darf, wenn 20 sh. nach Valparaiso zu bedingen 
sind. Für kleinere Schiffe mag die Panamd-Fracht von Vortheil sein, weil sie 
vielleicht Gelegenheit finden, in einem centralamerikanischen Hafen lohnende 
Rückfracht zu erhalten. Größere Schiffe erlangen in dieser Fahrt aber schwerlich 
eine Verwendung. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als nach San Francisco, 
Valparaiso, den Salpeterhäfen oder den Guano-Inseln zu versegeln,. und für sie 
wird deshalb die Dauer der Reise ’durch das Anlaufen von Panamd sehr ver- 
längert. Dies ist bei der Annahme einer Fracht nach Panama wohl zu berück- 
sichtigen. Aufserdem ist der Ballast in Taboga sehr theuer. Er kostete zur 
Zeit unseres Aufenthaltes daselbst 80 viel, als in England die Steinkohlen.“ 
A Die mit (D. 8.) bezeichneten Notizen sind von der Deutschen Seewarte eingesendet.
	        
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