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1. Tiefen und Bodenbeschaffenheit des adriatischen und des sicilisch-
ionischen Meeres.
in der Adria lassen sich in der Längenausdehnung von NW nach SO
zwei durch eine unterseeische Bodenerhebung getrennte Seebecken von sehr ver-
schiedenartiger Gestalt und Tiefe unterscheiden.
„Die trennende Bodenschwelle ist im Süden durch eine von der Halb-
insel des Monte Gargano bis zu der von Sabbioncello verlaufende Linie
begrenzt, während ihre nördlichen Ausläufer durch die Inseln Zremiti, Lissa
und Solta bezeichnet werden. Eine etwa 50 Sm lange, 20 Sm breite, jedoch nur
bis zur Tiefe von 150m eingeschnittene Rinne verbindet das Nord- mit dem
Südbecken.“
„Das Nordbecken zeigt einen allmählichen Abfall in der Richtung gegen
Südost; es ist im Golf von Triest am seichtesten (nur 15—20 m) und erreicht
unmittelbar vor der Seebodenschwelle seine gröfste Tiefe (200—250 m) in einer
70 Sm langen und 10—12 Sm breiten, in der Richtung NW—SO verlaufenden
Querloche. In dem Südbecken senkt sich der Seeboden auffallend rasch; die
stärkste Depression von etwa 1600m Tiefe tritt ziemlich gleich weit von beiden
Ufern auf. — Eine zweite, etwa von Saseno!) gegen Brindisi hin verlaufende
anterseeische Bodenschwelle trennt die Gewässer der Adria von jenen des
sieilisch-ionischen Meeres insoweit, als der tiefste, beide Meere verbindende
Einschnitt kaum eine Tiefe von 800 m erreicht.“
Ueber die Gestaltung des Scebodens in dem tiefen sicilisch-ionischen
Meere sind von der Expedition im Sommer 18820 keine, die früheren Messungen
ergänzenden Lothungen gemacht worden, welche in den „Ann. d. Hydr. ete.“,
1879, pag. 314, erwähnt sind. Im Gegensatz zu der Bodengestalt der Adria mit
geringeren Tiefen läfst sich diejenige in dem sieilisch-ionischen Meere als eine
dis zu grofsen Tiefen hinabreichende trichter- oder kesselartige Vertiefung auf-
fassen. Eine tiefe Rinne stellt die Verbindung mit dem östlichen Theile des
Mittelmeeres her; sonst ist dieses Becken sowohl von der Adria, als auch vom
westlichen Gebiete des Mittelmcereos durch unterseeische Bodenschwellen getrennt,
die nirgends eine gröfserc Tiefe als 800m erreichen.
Die von der Expedition in dem adriatischen, sicilischen und ionischen
Meere gewonnenen 22 Seegrund- (Schlamm-) Proben sind von Professor
Dr. A. v., Mojsisovics und Stud. rer. nat. G. Marktauner untersucht worden,
Im Allgemeinen erwies sich die mineralogische Beschaffenheit des Seebodens
als sehr gleichartig; vorwiegend fanden sich Quarzsand und Quarzsand-
Konglomerate vor; nur bei den Klippen Levrera, bei Lissa, bei Kap Spartivento,
zwischen den Kaps Alessio und St. Andrea, zwischen Riposto und Aci Reale,
bei Kap Panagia, bei Pazd und im Hafen von Zante ist das interessante Vor-
kommen von Magnetit-Körnchen konstatirt und auf der Station 58, zwischen
Kap Alessio und Kap St. Andrea, auch Magunesiaglimmer.
2. Vertheilung der Temperatur und des specifischen Gewichts.‘)
Die während der Expedition gewonnenen 28 Temperaturreiben und
14 Reihen für das specifische Gewicht und den Salzgehalt sind in den nach-
stehenden Tabellen I und II wiedergegeben. Die Zeitangaben beziehen sich
auf den Anfang der Beobachtung; die Zahlen, welche die Tiefe des Bodens
angeben, sind fett gedruckt; die Temperaturangaben sind die für die dabei
angewendeten Miller-Casella’schen Tiefsee-Thermometer korrigirton.
Die Angaben des specifischen Gewichts des Seewassers sind auf 17,5° C
reducirt und daraus mittelst des Koefficienten „131“ die Procente des Salz-
gehaltes abgeleitet.
i) Bei dieser Gelegenheit wollen wir bemerken, dafs nach einer brieflichen Mittheilnng des
Herrn Prof. Luksch die in der Entfernung von ca 10 Sm von Sasero am 18. August 1876 ge-
iothete Tiefe von 512m (s. „Ann. d. Hydr. ete.“, 1879, pag. 325, Anm.) auch durch die Angaben
der neuesten italienischen Generalkarte der Adria, 1878 (s. „Ann. d. Hydr. ete.“, 1879, pag. 320),
bestätigt ist, indem diese für die Entfernung von 7—8 Sm von Saseno 320 m und von 15 Sm 745 m
Tiefe angiebt, mithin nahezu 500m für die betreffende Oertlichkeit.
2%) Ueber die für die Messungen angewendeten Instrumente und über die Beobachtungs- und
Berechnungsmethode 8. die Original-Abhandlung an verschiedenen Orten.