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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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Erscheint die Cirruswolke in der gröfsten Masse, zumal an solchen Punkten des 
Horizontes, aus welchen sie heranzieht, oder gar rechts von denselben, dann 
steht zu erwarten, dafs die Depression nördlich vom Beobachtungsorte vorbei- 
geht. In diesem Fall zeigt die Cirruswolke ein verworrenes Aussehen und eine 
unbestimmte Streifungsrichtung, sie gleicht vielmehr einer Fackel, deren Flamme 
im Winde flackert. 
Beharrt eine Depression längere Zeit im Westen eines Beobachters, ohne 
sine fortschreitende Bewegung von West nach Ost einzuschlagen, dann wirft 
dieselbe keinen Cirrusschleier nach Ost. Der Beobachter erkennt das Vorhanden- 
sein der Depression im Westen nur an dem scharfen SE-Winde. Sobald jedoch 
die Depression sich dem Beobachter nähert, erscheint am Westhorizonte ein 
leichter Cirrusbogen, dessen Scheitel in West sich befindet. Die Auskämmung 
desselben steht senkrecht zur Streifungsrichtung und gibt dem Bogen das Aus- 
sehen eines zarten Gewebes. Dieser Erscheinung folgt gewöhnlich in 4 bis 
8 Stunden ein ergiebiger Regen. (Z. B.: 12. September, 11* a. m. — an der 
dänischen Grenze.) 
Zieht über 12 Stunden hindurch die Cirruswolke aus West am Südhorizonte 
entlang, den Norden freilassend, dann ist auf E-Wind für die nächsten Tage 
zu schliefsen. Es sind mehrere trockene Tage mit K-Wind zu erwarten, wenn 
die Cirruswolke aus Südost zieht, und ein dauernd trockenes Wetter, wenn der 
obere Luftstrom aus ENE oder E weht. 
Für die Erkenntnifs der Fortpflanzungsbewegung der Hauptdepressionen 
ist es nothwendig, die Bewegung der Theilminima zu verfolgen, da dieselben 
sich häufig von einer gröfseren Depression trennen und, ihren eigenen Weg ein- 
schlagend, eine wesentliche Umgestaltung der Isobaren bewirken. Als Beispiel 
möge das Theilminimum angeführt werden, welches am Abend des 21. Septem- 
ber 1880 von der nordwestlichen Nordsee anfänglich in einer Richtung von 
WzN nach EzS ziehend am 22, zumal über Dänemark gewaltige Regenmengen 
fallen liefs und erst in der Nacht vom 22. auf den 23. nach SE abzog. Dieses 
Theilminimum bedingte am 23. September für die Linie von Skagen bis Ungarn 
schwächeren Barometerdruck, woraus sich für ganz Mitteleuropa von NW nach 
SE gerichtete Isobaren entwickelten. 
Das vorüberziehende Theilminimum gab sich durch folgende Erscheinungen 
zu erkennen, welche ich im Terrain des Manövers an der dänischen Grenze in 
Schleswig während der bezüglichen Biwaknächte beobachtete, 
Bei NW-Winden fiel am 20. und in der Nacht auf den 21, September 
Strichregen, als am Mittage desselben Tages der Wind von NNW nach W 
herumging und Windstille eintrat, während jegliches Gewölk am Himmel weg- 
trocknete. Um 9% Abends bezog sich der ganze NW-Horizont von WSW bis 
NNW mit parallel von NW nach SE gestreiftem dichten Cirrusgewölk, welches 
aus WzN nach EzS geschwind sich bewegte. Hieraus war für den folgenden 
Tag sicher auf Regenwetter zu schließsen. Während der Nacht blieb der Himmel 
theilweise klar, einzelne Cirrusgruppen eilten beständig am Monde vorüber und 
erzeugten um denselben stets einen grofsen Lichtkreis, Hof. Der starke Gradient 
in der Höhe war von besonderem Einflufs auf das Herannahen des Theilminimums. 
Es fiel reichlich Thau, welcher jedoch eine Stunde vor Sonnenaufgang schnell 
wegtrocknete, während die Luft sich trübte und die Cirruswolken einen dichteren 
Flor bildeten. Tief schwebende Nimbuswolken zogen aus SSW heran, während 
der in der Frühe entstandene leichte SW, nach Süd herumgehend, lebhaft an- 
wuchs. Um 8* zeigte sich am Horizont eine dichtere Cirro-Cumulus-Bank, deren 
Scheitel im NW lag. Von 9—11* war der Himmel ganz getrübt, der kalte 
Wind wuchs erheblich, und näherte sich die Wolkenbank im NW, in Stratus- 
gewölk übergehend, während die sich bildenden Wolken aus WSW sich be- 
wegten. Um 12% begann ein feiner Regen, welcher bis 5* anhielt; darauf klärte 
sich der Himmel für einen Augenblick ein wenig, infolge eines heranziehenden 
Theilminimums zweiter Ordnung, welches von 6—10* Abends ununterbrochen 
starken Regen brachte. Der heftige SW ging um 9'/:* plötzlich in E und NE 
über und wehte etwa eine halbe Stunde stark aus NNE. Der Himmel klärte 
sich um 10%/2* Nachts gänzlich auf, den Scheitel des abziehenden bogenförmigen 
Gewölkes im SE zeigend. Nachdem von Mitternacht ab Windstille bei völlig 
heiterem Himmel geherrscht hatte, führte um 5" Morgens ein leichter NW neue
	        
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