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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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benachbarten Örten desselben Minimums mit verschiedener Stärke, wodurch sich 
einzelne Wolkensäulen bilden, die sich auch bei ganz bedecktem Himmel durch 
den zeitweise stärker fallenden Regen zu erkennen geben. Die Wolkensäule 
steigt kontinuirlich langsam empor und tritt zunächst nur mit dem Kopf, später 
ganz in den Oberwind ein, welcher dieselbe horizontal umlegt, d. h. in eine 
Wolkenkette verwandelt, Diese Wolkenketten scheiden sich von einander, je 
lebhafter der obere Wind sich .ausbreitet, und je mehr die Auftrocknung die 
einzelnen Reihen von einander trennt, so dafs hierdurch die Cirruswolke in ihrer 
ganzen Masse ein gestreiftes Ausschen erlangt. Die Auskämmung des Wolken- 
streifens geschieht später an dem Rande der Depression, wo sich zwischen dem 
Ober- und Unterwinde eine schärfere horizontale Grenze ausbildet, und ändert 
sich je nach dem variirenden Unterwinde. : 
Der Name Federwolke ist daher sehr zutreffend, weil die Wolkenform 
kräftige Streifen mit leichten daranhängenden Fädchen zeigt. 
Wenn der Unterwind dem Oberwinde gleich oder entgegengesetzt gerichtet 
ist, dann fällt die Auskämmung und Streifung .in dieselbe Linie, wodurch die 
Cirruswolke einen sehr gestreckten Charakter annimmt. 
Bei einer von West nach Ost fortschreitenden Depression zeigt die stark 
ausgebildete Cirruswolke am Ostrande der Wolkenschicht eine Hauptstreifung von 
West nach Ost, ferner nach West hin weisende spitze Fäden der ausgekämmten 
Schäfchen; während im Rücken der Wolkenschicht bei aufklarendem Himmel 
die Hauptstreifen der Cirri von Nord nach Süd verlaufen und die Auskämmung nach 
Ost weist. Nach West werfen nur solche Depressionen einen Cirrusflor, deren 
Nordrand an ein Gebiet sehr hohen Luftdruckes grenzt. In diesem Fall zeigt 
die Depression nur geringe Neigung zur Ortsveränderung. (Fig. II.) 
Die absolute Bewegung der Cirruswolke richtet sich nach dem örtlich 
vorhandenen Oberwinde, die Streifung dahingegen bei dem Emporsteigen der 
Wolkensäule in den Oberwind nach der relativen Bewegung der Luftmassen 
unter einander. Denkt man sich die Quelle des Cirrusstreifens, d.h. den bezüg- 
lichen Rand einer Depression, von welchem jener Streifen ausgeht, als ruhenden 
Punkt des Systemes, dann ist für die Konstruktion der Streifungskurve allemal 
die Geschwindigkeit der Luft in den einzelnen Positionen zusammen gesetzt zu 
denken aus dem Oberwinde und aus der relativen Bewegung der senkrecht 
darunter liegenden Erdoberfläche in Bezug auf den gedachten Fixpunkt des 
Systems. 
7 Der variable Winkel zwischen der Richtung des Oberwindes und der 
Streifung der Cirruswolken wird wahrscheinlich einigen Aufschlufs über den 
Verlauf der Isobaren in hohen Luftschichten geben können. 
Beispiele einiger Cirrusbildungen. (Fig. IIT, IV, V.) 
a) Cirrusform eines nach Ost abzichenden Regengewölkes am.Südrande 
der zur Depression gehörenden Wolkendecke, in dem Augenblick, wo dieselbe 
bei sehr tiefem Barometerstand bricht und der Himmel aufklart, Berlin den 
28. Oktober 1880, 2'!/2* p.m. (II.) ; 
b) Eine Cirrusbildung, 4 Stunden vor Beginn des Regens, Flensburg den 
17. Juli, 8 am. (III.) ; 
e) Cirrus in einem Barometermaximum bei schwachem E-Winde. (IV.) 
d) Häufigste Form der Cirruswolke. (IV.): 
e) Cirraswolke, welche schon so lange in der Ausbildung begriffen ist, 
dafs sich die ganze Masse in Fäden aufgelöst hat. | 
Der umgekehrte Fall, dafs Cumuluswolken emporsteigend in den. oberen 
Luftstrom gelangen und in Cirrusfäden verwandelt werden (V), kommt 
seltener vor. 
8. Das Erscheinen der Cirruswolke am Firmamente. 
Bei einem von West nach Ost fortschreitenden Theilminimum entströmen die 
Cirruswolken zumal dem Südost-Rande des Hauptdepressionsgebietes, welchem 
jenes Theilminimum angehört, so dafs von Beobachtungsorten, welche auf der 
verlängerten Bahn des Centrums liegen, die Cirruswolke zuerst ‚am Südwest- 
Horizonte gesehen wird, das heilst, es liegt der Scheitel der emporziehenden 
Cirrusbank links von demjenigen Punkte, von wo aus die Streifen sich bewegen, 
Ann, d. Hydr., 1891, Heft XII (Dezember),
	        
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