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benachbarten Örten desselben Minimums mit verschiedener Stärke, wodurch sich
einzelne Wolkensäulen bilden, die sich auch bei ganz bedecktem Himmel durch
den zeitweise stärker fallenden Regen zu erkennen geben. Die Wolkensäule
steigt kontinuirlich langsam empor und tritt zunächst nur mit dem Kopf, später
ganz in den Oberwind ein, welcher dieselbe horizontal umlegt, d. h. in eine
Wolkenkette verwandelt, Diese Wolkenketten scheiden sich von einander, je
lebhafter der obere Wind sich .ausbreitet, und je mehr die Auftrocknung die
einzelnen Reihen von einander trennt, so dafs hierdurch die Cirruswolke in ihrer
ganzen Masse ein gestreiftes Ausschen erlangt. Die Auskämmung des Wolken-
streifens geschieht später an dem Rande der Depression, wo sich zwischen dem
Ober- und Unterwinde eine schärfere horizontale Grenze ausbildet, und ändert
sich je nach dem variirenden Unterwinde. :
Der Name Federwolke ist daher sehr zutreffend, weil die Wolkenform
kräftige Streifen mit leichten daranhängenden Fädchen zeigt.
Wenn der Unterwind dem Oberwinde gleich oder entgegengesetzt gerichtet
ist, dann fällt die Auskämmung und Streifung .in dieselbe Linie, wodurch die
Cirruswolke einen sehr gestreckten Charakter annimmt.
Bei einer von West nach Ost fortschreitenden Depression zeigt die stark
ausgebildete Cirruswolke am Ostrande der Wolkenschicht eine Hauptstreifung von
West nach Ost, ferner nach West hin weisende spitze Fäden der ausgekämmten
Schäfchen; während im Rücken der Wolkenschicht bei aufklarendem Himmel
die Hauptstreifen der Cirri von Nord nach Süd verlaufen und die Auskämmung nach
Ost weist. Nach West werfen nur solche Depressionen einen Cirrusflor, deren
Nordrand an ein Gebiet sehr hohen Luftdruckes grenzt. In diesem Fall zeigt
die Depression nur geringe Neigung zur Ortsveränderung. (Fig. II.)
Die absolute Bewegung der Cirruswolke richtet sich nach dem örtlich
vorhandenen Oberwinde, die Streifung dahingegen bei dem Emporsteigen der
Wolkensäule in den Oberwind nach der relativen Bewegung der Luftmassen
unter einander. Denkt man sich die Quelle des Cirrusstreifens, d.h. den bezüg-
lichen Rand einer Depression, von welchem jener Streifen ausgeht, als ruhenden
Punkt des Systemes, dann ist für die Konstruktion der Streifungskurve allemal
die Geschwindigkeit der Luft in den einzelnen Positionen zusammen gesetzt zu
denken aus dem Oberwinde und aus der relativen Bewegung der senkrecht
darunter liegenden Erdoberfläche in Bezug auf den gedachten Fixpunkt des
Systems.
7 Der variable Winkel zwischen der Richtung des Oberwindes und der
Streifung der Cirruswolken wird wahrscheinlich einigen Aufschlufs über den
Verlauf der Isobaren in hohen Luftschichten geben können.
Beispiele einiger Cirrusbildungen. (Fig. IIT, IV, V.)
a) Cirrusform eines nach Ost abzichenden Regengewölkes am.Südrande
der zur Depression gehörenden Wolkendecke, in dem Augenblick, wo dieselbe
bei sehr tiefem Barometerstand bricht und der Himmel aufklart, Berlin den
28. Oktober 1880, 2'!/2* p.m. (II.) ;
b) Eine Cirrusbildung, 4 Stunden vor Beginn des Regens, Flensburg den
17. Juli, 8 am. (III.) ;
e) Cirrus in einem Barometermaximum bei schwachem E-Winde. (IV.)
d) Häufigste Form der Cirruswolke. (IV.):
e) Cirraswolke, welche schon so lange in der Ausbildung begriffen ist,
dafs sich die ganze Masse in Fäden aufgelöst hat. |
Der umgekehrte Fall, dafs Cumuluswolken emporsteigend in den. oberen
Luftstrom gelangen und in Cirrusfäden verwandelt werden (V), kommt
seltener vor.
8. Das Erscheinen der Cirruswolke am Firmamente.
Bei einem von West nach Ost fortschreitenden Theilminimum entströmen die
Cirruswolken zumal dem Südost-Rande des Hauptdepressionsgebietes, welchem
jenes Theilminimum angehört, so dafs von Beobachtungsorten, welche auf der
verlängerten Bahn des Centrums liegen, die Cirruswolke zuerst ‚am Südwest-
Horizonte gesehen wird, das heilst, es liegt der Scheitel der emporziehenden
Cirrusbank links von demjenigen Punkte, von wo aus die Streifen sich bewegen,
Ann, d. Hydr., 1891, Heft XII (Dezember),