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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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Luftabfuhr in der Höhe in horizontalem Sinne eine Verflachung der Depression 
eintreten mufs. Diese Erscheinung zeigt sich vornehmlich im Sommer, wenn 
die Luft über dem Lande vermöge ihrer gröfseren Wärme und der vermehrten 
Dampfspannung leichter emporsteigt, als im Herbst und Winter, also der auf- 
steigende Luftstrom sich schon am äufseren Rande der Depression ausbildet, 
bevor große Windgeschwindigkeiten entstanden sind. Die emporgestiegene 
Luft überträgt also nur geringe lebendige Kraft von der unterhalb der Wolken 
befindlichen Schicht in die Wolkenregion hinein, so dafs die Luft nicht früher 
abfließst, als bis eine Anhäufung in der Höhe stattgefunden hat, welche zugleich 
die Vertiefung des Barometerminimums an der Erdoberfläche verhindert. 
Innerhalb einer gröfseren Depression wechselt das Gebiet gleichzeitigen 
Regenwetters, dasselbe erscheint als ein Theilminimum und verfolgt seine eigene 
Bahn, die von der Bewegungsrichtung der grofsen Hauptdepression häufig ab- 
weicht. Da das Regenwetter stets von der Stärke des aufsteigenden und in der 
Höhe abfließsenden Luftstromes abhängt, so giebt uns der letztere, durch die in 
ihm schwebenden Wolken erkennbar, Aufschlufs über das Herannahen eines mit 
Niederschlägen verbundenen aufsteigenden Luftstromes. 
2, Ausbildung der Cirruswolken. 
Die innerhalb einer Depression an Orten gleichzeitig stattfindender Nieder- 
schläge emporgestiegene Luft fliefßst, wie gezeigt wurde, vermöge ihrer lebendigen 
Kraft, oder vermöge eines in der Höhe vorhandenen Gradienten nicht gleich- 
mäfsig ab und bedingt durch die Richtung, in welcher das stärkste Abfliefsen 
erfolgt, die fortschreitende Bewegung der Depression. Dieser Oberwind reifst 
Wolkenmassen mit sich fort, welche wie ein Schleier den Himmel schon 5—20 
Stunden vor Beginn des Regenwetters umspannen, 
Die Depression saugt in unteren Schichten Luftmassen zu sich heran, sie 
verzögert daher bei ihrem Heranrücken den W-Wind und sucht denselben in 
S- und SE-Wind zu verwandeln; somit werden an der Erdoberfläche Luftmassen 
fortgezogen, während in der Höhe stets neue Luftzufuhr stattfindet. Hierdurch 
beginnt ein Fallen der Schichten, wodurch die Feuchtigkeitskapacität der ein- 
zeinen Lagen wächst, und zumal in den hochgelegenen Schichten die relative 
Feuchtigkeit der Luft abnimmt, woraus ein Austrocknen der vorhandenen Wolken- 
massen und ein Herabsinken derselben vermöge der erzeugten Verdampfungs- 
kälte abzuleiten ist. 
Der obere Luftstrom fliefst also auf einer relativ recht trockenen Luft- 
masse dahin, so dafs die mitgeführten, von der Depression losgeirennten Wolken- 
masson allmählich auftrocknen und daher sich senken. Krreichen diese Wolken 
die Grenze zwischen dem Ober- und Unterwind, dann wird deren Unterfläche 
von der anders fliefsenden Luft erfafst und in langgestreckte Fäden ausgezogen. 
Der Unterwind kämmt also gleichsam den Wolkenfufs in parallele Linien aus, 
deren spitze Enden tiefer hängen, als der Kopf der Wolke. 
Die horizontale Richtang der Fäden wird durch die relative Bewegung 
des Unterwindes in Bezug auf den Oberwind bestimmt, wie solche gerade an 
dem Orte der Beobachtung stattfindet; da jedoch der Unterwind nicht immer 
mit seiner ganzen Kraft in den Oberwind eindringt, vielmehr sich an der Grenze 
beider vermittelnde Luftschichten bilden, so liegt die Auskämmungsrichtung, : vom 
Kopf der Wolke nach den Enden der Fädchen gerechnet, zwischen zwei Grenz- 
werthen, von welchen der eine, der Wolke zunächst liegende, einen Winkel von 
0—90° mit der Bewegung des oberen Luftstromes, der untere Theil hingegen 
denselben Winkel mit dem Unterwinde einschliefst; dieser Arm der Kurve ist 
jedoch nicht vorhanden, da die Enden der Fädchen wegtrocknen. Als mittlere 
Richtung ergiebt sich die Resultirende aus der absoluten Richtung des Unter- 
windes und derjenigen des oberen Luftstromes in entgegengesetztem Sinne ge- 
nommen. (S. Fig. I der beigegebenen Tafel.) 
Aufser der Aufkämmung nehmen wir eine zweite Formbildung, eine 
Streifung, an der Cirruswolke wahr, welche sich durch folgende Betrachtung 
erklärt, die den Zeitpunkt des Uebertrittes der Wolke aus dem Unterwinde 
durch ihr Emporsteigen in den Oberwind behandelt. 
Das Emporsteigen der Luftmassen geschieht je nach der zufälligen Be- 
schaffenheit der Erdoberfläche und der Wärme und Feuchtigkeit der Luft an
	        
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