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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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langen Streifen aus West bis WSW heran, da die Vertheilung des Luftdrucks 
und der Temperatur an der Erdoberfläche für die oberen Luftschichten etwa 
von WNW nach ESE gerichtete Isobaren bedingte... Dem entsprechend verfolgten 
zu jener Zeit die Minima im Wesentlichen eine von SW nach NE gerichtete 
Bahn. Am 9. Dezember zog hingegen die Cirruswolke in Berlin in parallelen 
Streifen, welche von ENE nach WSW verliefen, aus Nord, und bewegten sich 
in. jenen Tagen mehrfach Theilminima von NNW nach SSE. Die Vertheilung 
des Luftdrucks und der Temperatur an der Erdoberfläche liefs zugleich in der 
Höhe. auf eine Erstreckung der Isobaren von NNE nach SSW schliefsen. Das 
Eindringen der Theilminima. von Nord her in das Gebiet hohen Luftdrucks über 
Mitteleuropa war also danach wohl durch die Kälte in Russland veranlafst, weil 
jenes Kältegebiet, bei mittlerem Luftdruck an der Erdoberfläche, für die Höhe 
ein Minimum bedingte, welches auf seiner Westseite einen von Nord nach Süd 
gerichteten oberen Luftstrom erzeugte. 5 
Durch das Eindringen der Theilminima in das Gebiet hohen Luftdrucks 
über Mitteleuropa wurden sehr heftige Weststürme veranlafst, als deren Resultat 
die Abnahme der Kälte in Russland und die daraus sich ergebende Ab- 
schwächung jenes derzeit in der Höhe vorhandenen Minimums anzusehen ist. 
Mit dem Steigen der Temperatur in Mittelrussland verfolgten die Minima im 
Ostseegebiet wieder nach NE gerichtete Bahnen. _ ; 
Die zweite Ursache der Ortsveränderung des Wirbelcentrums, hervor- 
gerufen durch die ungleiche Ausbildung der Winde, wobei die fortschreitende 
Bewegung des Wirbelcentrums nicht mit der Geschwindigkeit der dort vor- 
handenen Luftmasse übereinstimmt, steht in engem Zusammenhange mit der 
Vertiefung der Depression. 
Es ist schon vielfach hervorgehoben, dafs eine Depression sich nur dann 
erhält, wenn die in ihrem Innern emporgestiegene Luft in der Höhe seitlich ab- 
fließsen kann, und ist nun zu untersuchen, welche Verhältnisse dieses Abströmen 
fernerhin noch begünstigen. Das Folgende beweist, wie durch den Transport 
der Luft von unteren in höhere Schichten der Depression ein Ausströmen aus 
derselben vermöge der mitgebrachten lebendigen Kraft eintreten kann. Da der 
Einflufs der Temperaturdifferenzen am Umfange des Depressionsgebietes schon 
besprochen ist, so seien hier gleiche Temperaturen an der Krdoberfläche 
vorausgesetzt. 
In der ersten Schicht dos aufsteigenden Luftstromes wächst die Wind- 
geschwindigkeit mit der Höhe, da der relative Gradient nicht abnimmt, während 
der hemmende KEinflulßs eines Reibungswiderstandes an der Erdoberfläche weg- 
fällt. In der zweiten Schicht jedoch nimmt mit einer beginnenden stärkeren 
Ausscheidung von Wolkenmassen infolge .der demnach freiwerdenden latenten 
Wärme der Wasserdämpfe die Temperatur: und daher auch der Luftdruck im 
Innern der Depression mit der Höhe langsamer ab, als aufserhalb derselben, 
wo kein aufsteigender Strom besteht. - Hieraus ergicbt sich für die zweite, die 
wolkenbildende Schicht eine Abnahme des. relativen horizontalen Gradienten 
mit der Höhe, ; 
Trägt nun der aufsteigende Luftstrom den unterhalb der Wolkenschicht 
am stärksten entwickelten Wind in Regionen schwächerer Gradienten empor, 
dann wird hier also vermöge der lebendigen Kraft dieses Windes ein Aus- 
strömen aus dem Depressionsgebiet beginnen, . so dafs die Luftmasse. nur zum 
geringeren Theil in die dritte, die Depression belastende Schicht übertritt. 
Ist nun auf einer Seite der Depression der‘ horizontale Gradient be- 
sonders ausgebildet, dann findet dem entsprechend die Luftabfuhr in der Höhe 
einseitig am ‚stärksten. statt, wodurch . ein Fortrücken des Wirbelcentrums 
bedingt ist. . ; 
Diese innere Ursache der fortschreitenden Bewegung der Depressionen 
bedingt eine theilweise Rotation der Theilminima um ein. gröfseres Gebiet 
niedrigen Luftdruckes im Sinne der wehenden Winde, weil zwischen zwei be- 
nachbarten Depressionen meistens geringere Gradienten bestehen, als am Aufsen- 
rande des ganzen Depressionsgebietes, weshalb: auf der. Aufsenseite stärkere 
Winde auftreten, und daher eine einseitige Luftabfuhr in der Höhe bedingt ist. 
In Bezug auf die Vertiefung der Depressionen liefßse sich noch hervor- 
heben, dafs bei vermehrter Luftzufuhr von unten nach oben und bei verminderter
	        
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