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Das Riff Las Rocas (Roccas, The Rocas) liegt 80 Sm westlich von
Fernando de Noronha, über 100 Sm von der nächsten Küste Brasiliens und
260 Sm von Pernambuco entfernt. Es besteht aus Korallen und ist fast kreis-
förmig, mit einem Durchmesser von 3—4 Sm. Bei der Ebbe fällt es fast ganz
trocken und zeigt nur gegen die Mitte hin eine Art von Lagune, welche von
einem unregelmäfsig gestalteten Riffe umgeben ist, mit sohr vielen losen Steinen
an der Ostseite und zwei kleinen Erhebungen oder Hügeln an der NO-Seite.
Diese Hügel bestehen aus lockerem kalkigem Sande, welcher so weifs ist, dafs
er, von der Sonne beschienen, die Augen blendet, und sind ca 500m von
einander entfernt. Die bei der Ebbe trocken fallenden losen Steine des Riffes
an der Ostseite sind ca 2m über dem Meeresspiegel und bilden gleichsam eine
Wand, gegen welche das Meer mit grofsem Getöse und einer sehr starken,
viele Meter hohen Brandung anschlägt, wobei einzelne dünne Wassersäulen in
den Zwischenräumen der einzelnen Klippen des Riffes noch längere Zeit hindurch
sichtbar bleiben.
Bei der Fluth fallen einige der Steine an der Ostseite gleichfalls trocken,
und die beiden Hügel bilden zwei in der Richtung Nord—Süd ganz von
einander getrennte Inselchen von je ca 600m Länge und 80m Breite, welche
von niedrigem Pflianzenwuchse bedeckt sind. Auf dem südlichen Inselchen be-
finden sich drei sehr krumm gewachsene Kokospalmen und auf der nördlichen
eine so grofse Anzahl von Wasservögeln, dafs man am Weiterschreiten durch
sie gehindert wird,
Diese beiden Inselchen sind bei Hochwasser Springzeit 2!/sm über dem
Wasserspiegel; die Brandung bricht sich an ihrem westlichen Strande mit
grofser Gewalt.
Der einzige brauchbare Landungsplatz ist im NW des Riffes, gegenüber
dem nördlichen Inselchen. Hier dehnt sich das Riff bis ca 300m vom Strande
aus und bleibt bei der Fluth vom Wasser bis zu ca Im bedeckt, wobei sich
aber immer noch die Brandung am Strande sehr bemerklich macht.
Rings um das Riff herum finden sich größere Vertiefungen mit 12-—25m
Wassertiefe; einige von ihnen sind oben sehr eng, unten viel breiter; ihr Wasser
ist sehr klar, so dafs man bis in gröfsere Tiefen die zahlreich in ihnen lebenden
verschieden gefärbten Fische deutlich von einander unterscheiden kann.
An allen Seiten dieses Riffes findet man Spuren und Ueberbleibsel von
Schiffbrüchen und von menschlichen Leichnamen. Das Holz befindet sich zum
grofsen Theile noch in gutem brauchbarem Zustande, dagegen sind die eisernen
Ketten und Anker fast ganz vom Rost zerfressen und nicht mehr zu benutzen;
auch bietet das Heraufholen derselben grofse Schwierigkeiten und Gefahren dar.
Wegen der Gefährlichkeit dieser Klippen Las Rocas für die Schiffahrt
hat man schon seit 1873 beabsichtigt, auf der nördlichen der oben erwähnten
kleinen Inseln einen Leuchtthurm (in 3° 51'/2‘ S-Br und 33° 49‘ W-Lg)') zu
errichten,
In diesem Jahre 1881 haben die Arbeiten zu demselben bereits begonnen,
doch begegnen sie, wie dem erwähnten Berichte zu entnehmen ist, solchen
Schwierigkeiten, dafs ihre Beendigung noch in weitem Felde zu stehen scheint.
4. Ueber die Fahrt durch den Golf von Peüas und den Messier-
Kanal im Juli 1881 theilt der Kommandant S. M. S. „Ariadne“, Korv.-Kapt.
Frhr. von Hollen, in seinem Bericht über die Reise von Valparaiso bis Punta
Arenas nachstehende Bemerkungen über die während der Fahrt durch den Golf
von Penas und den Messier-Kanal von ihm gemachten Wahrnehmungen mit.
„Das hohe und schroff abfallende Kap Raper, mit dem ca 1,5 Sm nörd-
lich von ihm liegenden Felsen, markirt sich sehr gut; der letztere, von hell-
grauer Farbe, sticht gegen das dunklere Hinterland ab und ist leicht zu erkennen.
Auf dem, auf der Karte „Channels between Gulf of Trinidad and Gulf of Penas“
(Br. Adm.-Karte No. 24, Tit. X, No. 91) angegebenen, rw West von diesem
Felsen in 1 Sm Abstand liegenden Riff wurde von Bord der „Ariadne“ Brandung
gesehen.
Eine Lothung zwischen Ayautau-I. und Wager-I. ergab in 100m keinen
Grund. Als „Ariadne“ 6,5 Sm rw nördlich von Wager-I. war, konnte auf der
) SS. „Verz. d. Leuchtf. aller Meere“, 6. Heft, ad Tit. VIII, No. 74.