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Beschreibung der Insel Diego Garcia. Chagos-Archipel.
Indischer Ocean.”
(„Hydrographice Notice“ No. 832, London 1881.)
Der Kommandant I. Br. M.S. „Eclipse“, Kapt. E. St. J. Garforth, hat
Nachstehendes über die dem Chagos-Archipel angehörende Insel Diego Garcia
berichtet:
Diego Garcia, die südlichste Insel des Chagos-Archipels, ist ein Atoll,
welches sich bei einer gröfsten Breite von 8 Sm in der Richtung Nord—Süd
ca 13 Sm weit erstreckt. Die Korallen, aus welchen diese Insel gebildet ist,
befinden sich im Durchschnitt 0,9 bis 1,2m, aber nirgends mehr als 1,8m über
Hochwasser; die Bäume, mit welchen die Insel dicht bedeckt ist, haben jedoch
an mehreren Stellen eine Höhe von ca 46m, weshalb man die Insel schon in
einem Abstand von 10 Sm erblicken kann. Die meisten dieser Bäume sind
Kokospalmen, von denen über eine Million auf dieser Insel vorhanden sind;
das aus ihnen gewonnene Oel bildet den einzigen Ausfuhrartikel dieser Insel.
Nähert man sich dem Nordende der Insel, so erhält man bei einem Ab-
stand von ca 3 Sm die kleinen an der Hafeneinfahrt liegenden Inseln in Sicht,
and man kann an die Nordkante derselben bis auf 2 Kblg Abstand herangehen.
Die Nordost-Einfahrt, zwischen Zast-I. und Barton Pt., der Nordspitze
von Diego Garcia, kann nicht empfohlen werden, weil die Wassertiefe in
derselben seit der Vermessung im Jahre 1837 um 2,7m abgenommen hat.
Es sind in derselben jetzt bei Niedrigwasser nur ca 6,4m Wasser, und aufser-
dem sind schr viele einzeln liegende Koralleustellen mit nur 1,8, 3,7 und 5,5m
Wasser in ihr vorhanden. Zwischen Middle- und Kast-In. ist tiefes Wasser,
aber da sich dieses Fahrwasser ca 1 Sm südöstlich von Kast-I. mit der NO-
Einfahrt verbindet, so kann auch dieses nicht anempfohlen werden.
Die West-Einfahrt, welche die einzig sichere ist, liegt zwischen West-I,
und dem Riff, welches sich westwärts und südwärts von Middle-I. erstreckt;
dieselbe ist ca 1 Sm breit und hat 10m Wassertiefe.
Eclipse-Bucht, Die Lagune von Diego Garcia bildet einen grofsen
Hafen, dessen nordwestlicher Theil, welcher ca 1 Sm von der West-Einfahrt
entfernt ist, Kclipse- Bucht benannt ist. Diese ist für Segelschiffe leicht zu
erreichen und während des NW-Monsuns gegen jeden hohen Seegang durch
das Riff, welches Eclipse Pt. und West-I. verbindet, und während des SE-Passats
durch den östlichen "Theil der Hauptinsel geschützt.
Ankerplätze findet man in der Kclipse-Bucht auf 14,6 bis 22m Wasser
in weichem Lehmboden oder feinem Korallengrund, ca !ı Sm von der Küste
antfernt. Kin ebenfalls guter Ankerplatz ist auf 18 bis 22m Wasser, weicher
Korallensand, in dem östlichen Theil des Hafens von Diego Garcia bei der
Ortschaft Minnt Minny.
Die im Hafen von Diego Garcia, südlich bis zur Verbindungslinie der an
der Westseite des Hafens, ca 5 Sm innerhalb der Einfahrt, liegenden Mariane-
Spitze und der Ortschaft Minni Minny angestellten Lothungen ergaben im All-
gemeinen dieselben Tiefen, als die auf der Br. Adm.-Karte No. 4 (Tit. IX,
No, 148) verzeichneten, mit Ausnahme der oben erwähnten Abflachung in der
NO-Einfahrt.
Segelanweisung für die West-Einfahrt.?) Man bringe Mariane Pt.
(welche Landspitze au einem am äufsersten Ende derselben vereinzelt stehenden
Palmbaume und an einem mehr landeinwärts und westlich von ihr befindlichen
weifßsen Hause mit rothem Dache leicht zu erkennen ist) in SSO und steuere in
dieser Richtung auf dieselbe zu. Diese Peilung führt ca 3 Kblg östlich von
West-I. vorbei, über 10m Wassertiefe, und sobald man von der Bank, welche
zwischen West-J. und Eclipse Pt. liegt, frei ist, kann man, wenn man in der
Eclipse-Bucht ankern will, SSW nach dem Ankerplatze abhalten.
Die „Kelipse“ passirte 3 Kblg ostwärts von West-I. und steuerte ungefähr
SSO auf Mariane Pt. zu, bis die Ortschaft Minni Minny SOzO peilt. Bei
!) „Ind. Dir.“, 3, ed. (1876), pag. 483.
?) Von Kapt, Garforth ist der Vorschlag gemacht worden, bei der 1 Sm S!1AW von der
Westspitze von West-I. liegenden Klippe eine Tonne und auf 7,3m Wasser zur Kennzeichnung der
Bank, welche sich zwischen West-I. und Eclipse Pt, erstreckt, ebenfalle eine "Tonne auszulegen.