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il. Reise des Bremer Vollschiffes „Barbarossa“, Kapt. K. Jost.
Am 13. März 1880 überschritt das auf einer Reise von Cardiff nach
Singapore begriffene Vollschiff „Barbarossa“ den Parallel von 50° Nord. Einen
Tag später kreuzte die von Liverpool nach der Kapstadt bestimmte Bark
„Plejaden“ diese Breite ebenfalls, und bei angenähert denselben Verhältnissen,
wie der Reisebericht dieses letzteren Schiffes sie mittheilte, legte dann auch
„Barbarossa“ den Weg zur Linie zurück. Am 28. März entwickelte sich unweit
29° N-Br in 18° W-Lg bei einem Barometerstande von 768,5 mm durch Drehen
des frischen Windes von NW nach Nord und NNE der Passat. Nachdem man
im Gebiete desselben zunächst für längere Zeit frischen beständigen Wind ge-
funden hatte, traf „Barbarossa“ südlich von 13° N-Br sehr flauen östlichen Zug,
der fast eine Woche lang auhielt. Am 10. April erreichte „Barbarossa“ in der
Nähe von 2,8° N-Br und 25,8° W-Lg den Stillengürtel, welcher sich, wie zu
dieser Jahreszeit nicht selten, bis südlich der Linie ausdehnte. Am 12. April
kreuzte man den Aequator in 26,8° W-Lg. Es waren bis dahin 30 Tage ver-
flossen, seit 50° N-Br verlassen worden war, und man hatte 40° N-Br in 17,7°
W-Lg am 21. März, 30° N-Br in 16,5° W-Lg am 27. März, 20° N-Br in 25,1°
W-Lg am 1. April und 10° N-Br in 25,8° W-Lg am 5. April geschnitten, Der
Mitsegler „Plejaden“ erreichte die Linie in 25,0° W-Lg am 11. April.
In südlicher Breite fand „Barbarossa“ während der ersten beiden dort
verbrachten Tage noch leichte südöstliche Mallung und Windstille. Am 14, April
setzte in der Nähe von 1,3° S-Br und 27,8° W-Lg der SE-Passat ein, welcher
indessen später auch nur in wenig befriedigender Stärke auftrat. Bis nach 21°
S-Br in 33,3° W-Lg erstreckte sich das Gebiet desselben. Bei auf 767,0 mm
gestiegenem Luftdrucke lief dort der Wind nicht wie gewöhnlich nordöstlich,
sondern es folgte auf ihn zunächst an einem Tage leichte Mallung und Wind-
stille und später noch wieder leichter südlicher und östlicher Wind. Südlich
von 25° S-Br war Westwind der herrschende, und von diesem geführt gelangte
„Barbarossa“ am 15. Mai in 41,6° S-Br zum Meridian von Greenwich. Um
denselben von der Linie aus zu erreichen, waren 33 Tage erforderlich gewesen;
und während dieser Zeit hatte man 10° S-Br in 34,3° W-Lg am 19. April, 20°
S-Br in 34° W.Lg am 25. April, 30° S-Br in 24,6° W-Lg am 4. Mai und 40°
S-Br in 6,5° W-Lg am 13. Mai geschnitten. Die Bark „Plejaden“ war in öst-
liche Länge am 3, Mai in etwa 33,8° S-Br übergegangen.
Beim Ablaufen der Länge hielt „Barbarossa“ sich für die meiste Zeit in
der Nähe von 44° S-Br. Man traf dort eine einigermafsen günstige Gelegen-
heit, doch wurden auch ungünstige Winde wiederholt beobachtet und ebenso
traten die westlichen Winde zeitweise in zu geringer Stärke auf, Bei leichten
nordwestlichen Winden erreichte das Barometer unweit 43,5° S-Br und 14° O-Lg
einen höchsten Stand von 772,2 mm. Ferner war am 1. Juni in der Nähe von
41,8° S-Br und 62° O-Lg, nachdem auf leichten SW-Wind ein NW-Wind gefolgt
war, der Luftdruck wieder auf 773,9 mm gestiegen. Mehrere heftige Stürme,
welche zu überstehen waren, traten doch nicht mit solch übergrofser Stärke
auf, dafs nicht vor ihnen weggelenzt werden konnte. Am 5. Juni kreuzte
„Barbarossa“ in 41,6° S-Br den Meridian von 80° Ost, nachdem bis dahin 21 Tage
in östlicher Länge zugebracht worden waren,
Kräftige aus nordwestlicher Richtung vorherrschende Winde gewährten
dem Schiffe auf dem Wege zum Passatgebiete eine günstige Gelegenheit. Nörd-
lich von 33° S-Br traten frische SW-Winde auf, und aus diesen ging am 13. Juni,
unweit 28,8° S-Br und 103° O-Lg, der Passat hervor. Bei einem Barometer-
stande von 769,4 mm drehte dort der für wenige Stunden flaue und unbeständige
Wind von SSW durch Süd nach SE und wurde zum Passat. Nachdem dieser
rasch auffrischende Wind das Schiff dann bis zum 17. Juni nach 17° S-Br in
104,7° O-Lg geführt hatte, sank er zum ganz leisen Zuge herab, und mufste man
den von diesem Punkte bis zur Sunda-Strafse noch vorliegenden Theil der Reise
bei sehr ungünstigen Verhältnissen zurücklegen. Zuerst herrschte für längere
Zeit leichte östliche Mallung, und in der Nähe der Sunda-Strafse mußte gegen
unbeständigen nordwestlichen Zug gekreuzt werden. Am 26, Juni wurde die
Küste von Java erblickt. Es verflossen dann aber noch 12 Tage, während
welcher Zeit man die mitsegelnden Bremer Schiffe „Marie Louise“, „Harmonia“