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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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1,8° O-Lg gelangt war, konnte beim Segeln über St. B.-Bug schon Süd mit 
angeholt werden. Bei ziemlich frischem, beständigem Winde nach Westen 
segelnd, kreuzte „Agnes“ dann am 19. Juli in 1° N-Br den ersten Meridian, 
und am 26. Juli wurde in 16° W-Lg der Aequator überschritten, Oestlich von 
3° W-Lg war kein westlicher Strom beobachtet worden; westlich von dieser 
Länge zeigte sich jedoch der Aequatorialstrom in bedeutender Stärke, während 
zweier Tage betrug die Versetzung zusammen über 80 Sm. Am 29, Juli stand 
„Agnes“ in 21,4° W-Lg wieder auf der Linie, und wurde von hier aus ein hoch 
nördlicher Kurs eingeschlagen. So wie man denselben längere Zeit verfolgte, 
lief der nur schwache Wind durch S nach W und zuletzt nach NW. Als der 
Wind diese letztere Richtung erreicht hatte, befand man sich aber in Sicht der 
Insel Brava, also in einer Position, in. welcher ein solcher Wind wenig er- 
wünscht war, und zeigte es sich nun, dafs ein längeres Verharren auf Westkurs 
in der Nähe der Linie wahrscheinlich vortheilhafter für den Verlauf der Reise 
gewesen sein würde. Hier, im Atlantischen Ocean, wiederholten sich in an- 
genähertem Mafse die Verhältnisse des Stillen Oceans, welche die im Sommer 
nach San Francisco bestimmten Schiffe wohl zu berücksichtigen haben. 
Erfreulicherweise für „Agnes“ waren die nordwestlichen Winde nicht von langer 
Dauer; es folgte auf diese schon am nächsten Tage der, wie zu erwarten, 
aus einer sehr nördlichen Richtung wehende Passat. Fast ununterbrochen 
erstreckte sich dieser nur flaue Wind bis nach 36° N-Br in 37,5° W-Lg, und 
südöstlicher, später durch S nach W drehender, Wind folgte auf ihn. Sie 
führten „Agnes“ bis zu den Aufsengründen vor dem Kanal; hier lief der Wind 
noch wieder östlich und verursachte eine Verzögerung von einigen Tagen. Am 
12. September befand sich „Agnes“ in Sicht der Lizard-Thürme. Die Reisedauer 
war 60 Tage; während derselben war 10° N-Br in 24,5° W-Lg am 5. August, 
20° N-Br in 29,5° W-Lg am 12. August, 30° N-Br in 35,5° W-Lg am 19. August 
und 40° N-Br in 35,2° W-Lg am 26. August geschnitten worden. 
20. Reise der eisernen Bremer Bark „Canopus“, Kapt. B. Schnatmeyer. 
Am 15. November 1879, nur einen Tag später, als die Reise von Cardiff 
Aus angetreten worden war, überschritt die nach Singapore bestimmte Bark 
„Canopus“ den Parallel von 50° Nord. Bei kräftigen südsüdöstlichen Winden 
suchte das Schiff von hier nach Süden hin zu gelangen, und wurde in der Aus- 
führung dieses Bestrebens bedeutend Länge mit gut gemacht. Es war dies ein 
Umstand, der mit Rücksicht auf die zu erwartenden späteren Verhältnisse sehr 
erwünscht war. Am 19. November sprang in der Nähe von 44° N-Br in 
21° W-Lg der stürmische Wind ganz plötzlich von SSE nach Nord, um aus der 
letzteren Richtung bis nach 38,5° N-Br in 20,8° W-Lg zu wehen. Südlich von 
diesem letzteren Punkte herrschten an mehreren Tagen wieder heftige Ostwinde, 
die schliefslich südlich holten, abflauten und in kurze Windstille übergingen. 
Es war am 24. November in 31,2° N-Br und 22,3° W-Lg, als dieses eintrat, 
und befand sich hier die Bark in geringster Entfernung — der Luftdruck war 
auf 748,7mm gesunken — vom Centrum einer der Herbstdepressionen. Auf 
die Stille folgte nach kurzer Zeit stürmischer Westwind, welcher gegen Erwarten 
raum war und das Einhalten eines Südkurses meistens erlaubte. In der Nähe 
von 22,6° N-Br und 20,8° W-Lg erreichte „Canopus“ das Gebiet des Passats. 
Der Uebergang in dasselbe erfolgte, indem der vorher ganz schwach gewordene 
Wind von NW durch Nord nach NE drehte. Man fand dann ziemlich bestän- 
digen Passat bis nach 9,3° N-Br in 22,8° W-Lg; südlich von dieser Breite 
wurde derselbe ganz flau und in 7,5° N-Br und 23,1° W-Lg lag seine südliche 
Grenze. Nachdem dieselbe überschritten worden war, herrschte südlich von ihr 
an den nächsten Tagen leiser nördlicher Zug, mit welchem man nach 5,2° N-Br 
in 23,2° W-Lg gelangte. Später folgte leichter südlicher, wiederholt von Stille 
unterbrochener Zug, und schliefslich am 12. Dezember, unweit 3,5° N-Br in 
24,5° W-Lg, der frische SE-Passat, mit welchem am 15. Dezember in 28,8° W-Lg 
der Aequator gekreuzt wurde. Es waren 30 Tage erforderlich gewesen, um 
diesen Punkt vom Kanale aus zu erreichen. Während dieser Zeit hatte die Bark 
40° N-Br in 21° W-Lg am 20. November, 30° N-Br in 21,5° W-Lg am 25. No- 
vember, 20° N-Br in 21,3° W-Lg am 30. November und 10° N-Br in 22,5° W-Lg 
am 4. Dezember geschnitten.
	        
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