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26. März drehte in der Nähe von 20,5° S-Br und 76° O-Lg, bei auf 757,8 mm
gesunkenem Luftdrucke, der flau gewordene Wind nach NE, und war damit die
polare Passatgrenze erreicht. Am 26. März hielt der Wind sich dann in nord-
östlicher Richtung, wurde aber gegen das Ende des Tages stürmisch, und da
gleichzeitig das überaus bedrohliche Aussehen der Luft, zusammen mit der
wilden, aus westlicher Richtung laufenden See und dem anhaltend niedrigen
Luftdrucke, einen heftigen, in der Nähe wüthenden Sturm anzukündigen schien,
entschlofs Kapt. Reents sich, über St. B.-Bug beizudrehen, um wenigstens
nicht durch eigenes Segeln sich dem Sturmcentrum zu nähern. Am Morgen
des 27, März drehte der Wind nach Nord, nahm jedoch an Stärke noch zu und
zwischen 5 und 6 Uhr Morgens wehte er, bei einem niedrigsten Luftdrucke von
757,3 mm, orkanartig aus letzterer Richtung. Indem der Wind westlicher drehte,
mäfsigte sich die Windstärke rasch, und am Schlusse des Etmales wehte bei
auf 761,7 mm gestiegenem Luftdrucke NW-Wind in Stärke 5.
Dieser Sturm, welcher bei „Willy Rickmers“ am 27. März nur für kurze
Zeit sehr heftig auftrat, tobte bei dem Mitsegeler „Fürst Bismarck“ am 26. März
in 20,3° S-Br und 70,5° O-Lg als voller Orkan, in dessen Centrum dieses
Schiff gerieth. Auch hier begann der Orkan aus nordöstlicher Richtung; der
geringeren Entfernung vom Centrum entsprechend, beobachtete man aber in
6 Stunden, während welcher das Schiff 49 Sm nach SW segelte, eine Abnahme
des Luftdruckes von 16mm. Um 6* a, m. des 26. März, als bei „Fürst Bismarck“
das Barometer mit 736,1 mm seinen niedrigsten Stand erreicht hatte, wehte
voller Orkan aus Nord. Um 8* a.m, wurde es ganz plötzlich windstille, und
2 Stunden später setzte der Wind in Stärke 10 aus westsüdwestlicher Richtung
wieder ein. Nach diesem Vorgange mäfsigte sich die Windstärke rasch, und
ebenso nahm auch der Luftdruck zu. Am 27. März als der sich nach südöst-
licher Richtung fortbewegende Orkan „ Willy Rickmers“ erst erreichte, herrschte
bei „Fürst Bismarck“ ein mäßiger SW-Wind.
Bei „Willy Rickmers“ herrschten am 28. und 29. März leichte veränder-
liche nordwestliche Winde. Am Ende des letzteren Tages kam wieder südöst-
licher Wind durch, der bald auffrischte und 6 Tage lang ungestört wehte. Der
Luftdruck stieg während dieser Zeit bis auf 769,5mm. In der Nähe von 27,5°
S-Br und 57,5° O-Lg lief der Wind um nach NE, später nach NW, um nach
einiger Zeit in Windstille überzugehen. Auf diese folgten nachher noch wieder
anhaltende Ostwinde. Den ersten Westwind, welcher bei einem Barometer-
stande von 760,0 mm dann gleich als heftiger Sturm auftrat, fand man am
16. April in der Nähe der SE-Spitze Afrikas. Bei später noch wiederholt
beobachteten Ostwinden erfolgte die Umsegelung des Kap der guten Hoffnung
in ziemlich günstiger Weise. Frischer NE-Wind brachte die Bark am 24. April
in 35,8° S-Br westlich von der Länge der Kapstadt und bei kräftigem Südwinde
gelangte man am 27. April in 11° O-Lg wieder nördlich von 30° S-Br. Südlich
von diesem Parallel waren 13 Tage zugebracht worden, und im Indischen
Ocean hatte man 10° S-Br in 85,7° O-Lg am 20. März, 20° S-Br in 76° O-Lg
am 25. März und 30° S-Br in 34,5° O-Lg am 14. April, wie 60° O-Lg in 27,2°
S-Br am 3. April und 30° O-Lg in 32,4” S-Br am 15. April gekreuzt.
Im Atlantischen Ocean fand „Willy Rickmers“ nördlich von 30° S-Br
zunächst südöstliche und südwestliche Winde, und am 1. Mai in der Nähe von
25° S-Br und 4,8° O-Lg, bei einem Luftdrucke von 766,5 mm, den durch Drehen
des mäßigen Windes von SW nach SE entstehenden Passat. Sich in geringer
Entfernung von dem Mitsegler „Elisabeth Rickmers“ haltend, verfolgte „Willy
Rickmers“ dann einen nordwestlichen Kurs. Am 9. Mai wurde unweit 11,2°
S-Br und 11,8° W-Lg auch der den Passat unterbrechende SW-Wind beob-
achtet, und nachdem man 20° S-Br in 1,5° W-Lg am 4. Mai, 10° S-Br in
13,3° W-Lg am 10. Mai gekreuzt hatte, am 16. Mai in 24,3° W-Lg der Aequator
überschritten. Zur Zurücklegung der Strecke zwischen 30° S-Br und diesem
Punkte waren 19 Tage erforderlich gewesen. Der Mitsegler erreichte, gleich-
zeitig mit „Willy Rickmers“, die Linie in 22,2° W-Lg.
Beim Uebergange vom Gebiete des SE- in das des NE-Passats fand
„Willy Rickmers“ dieselben günstigen Verhältnisse, wie sie im Bereiche des
anderen Schiffes schon erwähnt wurden, und gleiche Zustände herrschten auch
im NE-Passat. „Elisabeth Rickmers* hielt etwas voller wer als „ Willy Rickmers“: