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Nord, West und Süd nach SE, während nach der Ueberschreitung von 32° S-Br
beständige Westwinde angetroffen wurden, Die von Stürmen nicht oft be-
unruhigte Reise nahm nun einen befriedigenden Verlauf, und am 18, Februar
gelangte „Jessonda“ zum Meridian des Kap Horn. Den einzigen nennens-
werthen Sturm, der bis dahin überstanden worden war, erlebte man am
15. Januar in der Nähe von 55,3° S-Br und 82° W-Lg. Derselbe begann aus
nordwestlicher Richtung, drehte sich, nachdem der Luftdruck bis auf 727,0 mm
gesunken war, nach SW und wehte aus dieser Richtung für mehrere Stunden
orkanartig, Die Dauer der Reise bis zur Länge des Kap Horn betrug 55 Tage.
In südlicher Breite hatte man bis dahin 10° S-Br in 128,3° W-Lg am 16. Januar,
20° S-Br in 130,1° W-Lg am 22, Januar, 30° S-Br in 127,2° W-Lg am
28. Januar, 40° S-Br in 119,5° W-Lg am 3. Februar und 50° S-Br in 96° W-Lg
am 12. Februar gekreuzt.
Im Atlantischen Ocean wurde zunächst eine sehr günstige Gelegenheit
angetroffen. Bis 50° S-Br warcn kräftige SW- und nördlich von dieser Breite,
bis nach 43° S-Br hin, frische NW-Winde vorherrschend. Bis nach 40,5° S-Br
in 32,2° W-Lg gelangte „Jessonda“ infolge dieser Verhältnisse in rascher Fahrt.
Von diesem Punkte ab verlief die Reise aber in langsamerer Weise. Hoch
nördliche Winde herrschten fast ununterbrochen, und nicht selten beobachtete
man, und zwar meistens dann, wenn die Windrichtung eine günstige war, ganz
leichte Briese und selbst Windstille, Unweit 24° S-Br in 30° W-Lg lief der
Wind, bei einem Barometerstande von 762,0mm, durch NE nach ENE, und schien
dort die polare Passatgrenze zu liegen. Hs hielt der Wind sich indessen später
noch für längere Zeit so schral, dafs man erst von 17,5° S-Br ab einen recht-
weisenden Nordkurs steuern konnte. Zwischen 16° und 12,5° S-Br sank der
Passat noch wieder zur ganz flauen Briese herab, und ebenso war er nördlich
von 1° S-Br nur sehr schwach, Am 29, März überschritt „Jessonda“ in 31,3°
W-Lg den Aequator, Die Bark hatte auf der Strecke zwischen Kap Horn und
diesem Punkte 39 Tage zugebracht und dort 50° S-Br in 47,7° W-Lg am
23, Februar, 40° S-Br in 31,2° W-Lg am 1. März, 30° S-Br in 27,2° W-Lg
am 11. März, 20° S-Br in 32,8° W-Lg am 19. März und 10° S-Br in 33,6°
W-Lg am 24. März geschnitten. Unweit 42° S-Br in 33,5° W-Lg beobachtete
Kapt. Plasse lange, rothbraun gefärbte, etwa 1!/sm breite Streifen im Meere,
wie er solche auf seinen früheren Reisen in diesem Meerestheile auch schon
angetroffen und damals als von unzähligen, kleinen, Garneelen ähnlichen Thierchen
herrührend gefunden hatte.
Einen eigentlichen Stillengürtel traf „Jessonda“ beim Uebergange in den
NE-Passat gar nicht an. Der Wind hielt sich gleich nördlich von der Linie in
nordöstlicher Richtung, doch blieb er vorläufig unbeständig und schwach, und
nur durch diese Eigenschaften und das angetroffene regnerische, böige Wetter
wurde die Lage des Stillengürtels angedeutet. Von 4° N-Br an trat der Passat
kräftig und beständig auf, und segelte die Bark dann nach 21° N-Br in rascher
Fahrt. Nördlich von dieser Breite wurde die Stärke des Windes eine geringe,
und unweit 24° N-Br in 46,8° W-Lg erreichte man am 10, April, bei einem
Barometerstande von 766mm, die polare Passatgrenze. Der ganz flau gewordene
Wind drehte dort durch Süd nach SW, frischte später bald auf, und obgleich
ım ferneren Verlaufe der Reise noch wieder östliche Winde auftraten, so blieben
Westwinde doch nach dieser Zeit die vorherrschenden, und am 1. Mai erreichte
„Jessonda“ den Hafen von Queenstown. Die Reisedauer war 127 Tage. 33 Tage
hatte man im Nordatlantischen Ocean zugebracht und war dort 10° N-Br in
39° W-Lg am 3. April, 20° N-Br in 45,4° W-Lg am 7. April, 30° N-Br in
13° W-Lg am 13. April und 40° N-Br in 29° W-Lg am 23. April geschnitten
worden.
10. Reise der Bremer Bark „Alma“, Kapt. H. Lahmeyer.
Die auf einer Reise von Cardiff nach Hongkong begriffene Bark „Alma“
kreuzte am 29, April 1880 den Parallel von 50° Nord, Fast genau zu der-
3elben Zeit that dieses der von Liverpool nach Guwuayaquil bestimmte Mit-
segler „Pacific“, und bei denselben Verhältnissen, wie sie schon der Bericht
dieses letzteren Schiffes brachte, verlief auch die Reise von „Alma“. Beide
Schiffe segelten in geringer Entfernung von einander, nur hielt sich „Pacific“