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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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begriffenen Bark „Britannia“, und unter denselben Verhältnissen, wie sie schon 
der Reisebericht dieses letzteren Schiffes brachte, wurde dann auch von „Joseph 
Haydı“ die Reise zur Linie ausgeführt. NE-Wind, der ungestört in den NE- 
Passat überging, erhielt „Joseph Haydn“ am 27. Mai gleichzeitig mit „Britannia“, 
doch befand sich die erstere Bark dann in 41,8° N-Br und 13,5° W-Lg etwa 
11/2 Grad nördlicher, als die letztere. Am 7. Juni war der Standpunkt der 
beiden Schiffe, „Joseph Haydn“ in 17,8° N-Br und 25,4° W-Lg und „Britannia“ 
in 17,2° N-Br und 26,3° W-Lg, nicht weit von einander entfernt. Nach dieser 
Zeit schlug die letztere Bark aber, im Gegensatze zur ersteren, welche recht 
Süd steuerte, einen SSO-Kurs ein, infolge dessen, als beide Schiffe gleichzeitig 
am Mittag des 11. Juni den Stillengürtel erreichten, „Joseph Haydn“ in 7,6° N-Br 
und 26,6° W-Lg 186 Sm westlich vom Mitsegler stand. Im Stillengürtel fand 
„Britannia“ dann eine bedeutend günstigere Gelegenheit, als „Joseph Haydn“, 
Während dieses Schiff erst am 15. Juni in 6° N-Br und 25,2° W-Lg leichten 
südwestlichen Monsun fand, erhielt jenes denselben schon am 12. Juni in 
6,8°* N-Br und 23,3° W-Lg, und die Folge davon war, dafs, als „Joseph Haydn“ 
am 20. Juni in 26,6° W-Lg den Aequator überschritt, dieses doch drei Tage 
nach „Britannia“, welche die Linie in 24,8° W-Lg passirte, geschah. Es 
scheinen die Reisen dieser beiden Schiffe die auch in früheren Jahren schon 
gemachte Beobachtung zu bestätigen, dafs es für nach Süden bestimmte Schiffe 
zu der Zeit, wann der nach Westen hin vorrückende SW-Monsun 25° W-Lg 
noch nicht erreicht hat, gerathen ist, südlich von den Kap Verde-Inseln derart 
zu steuern, dafs man nach dem Verlassen des NE-Passats hoffen darf, SW-Monsun 
anzutreffen. Freilich ist ja zu dieser Zeit — zweite Hälfte des Juni bis Mitte 
Juli — keineswegs mit Sicherheit auf das Vorhandensein desselben zu rechnen, 
doch da, wenn er schon herrscht, eben westlich vor demselben Mallung und 
Windstille am anhaltendsten aufzutreten scheinen, wenn er in 23° W-Lg noch 
nicht weht, es dort wahrscheinlich nicht schwieriger ist, den Stillengürtel zu 
überschreiten, als in 26° W-Lg, und andererseits zu dieser Jahreszeit ein west- 
licher Schnittpunkt der Linie mit Rücksicht auf die in südlicher Breite zunächst 
zu erwartenden Winde am ungünstigsten erscheint, würde ein südsüdöstlicher 
anstatt eines Südkurses, nachdem man frei vom Einflusse der Kap Verde-Inseln 
gekommen ist, doch wohl der am meisten anzurathende sein, KEntgegengesetzt 
liegen die Verhältnisse zur Zeit des nördlichen Winters, wenn auf Antreffen 
südwestlicher Winde westlich von der Länge des Kap Palmas nicht gehofft 
werden kann. Dann erscheint ein westlicher Standpunkt des Schiffes beim Ver- 
lassen des NE-Passats der vortheilhaftere zu sein, und ebenso günstig liegen 
alsdann für einen westlichen Schnittpunkt der Linie auch die Verhältnisse im 
Gebiete des SE-Passats. 
Im Südatlantischen Ocean fand „Joseph Haydn“ zunächst nur mäßig 
starken Passat. Südlich von 5° S-Br frischte derselbe auf, um dann ungestört 
bis nach 22° S-Br in 30,8° W-Lg anzuhalten. In der Nähe dieses Punktes 
lief der Wind, bei einem Barometerstande von 765,8mm, nordöstlich. Später 
herrschten für längere Zeit ziemlich unbeständige West- und Ostwinde, bei 
welchen kein befriedigender Fortschritt zu erzielen war. Am 10. und 11. Juli 
beobachtete man unweit 34,5° S-Br und 21° W-Lg einen Sturm, welcher aus 
SE begann und in SW endete. Der Luftdruck nahm während desselben bis 
auf 754,4mm ab. Dem Sturme folgten anhaltende Westwinde, welche die Bark 
bis zum 18. Juli nach dem Meridian von Greenwich führten. Man überschritt 
denselben in 37,1° S-Br. Es waren bis dahin 28 Tage in südlicher Breite 
verbracht worden, und man hatte dort 10° S-Br in 29,1° W-Lg am 24. Juni, 
20° S-Br in 31,1° W-Lg am 28, Juni und 30° S-Br in 23° W-Lg am 5. Juli 
gekreuzt. 
Beim Ablaufen der Länge hielt der „Joseph Haydn“ sich, da durch 
schweres Arbeiten des Schiffes die Ladung in einen etwas unsicheren Zustand 
gerathen war, in der Nähe von 39° S-Br. Man fand dort keine ganz günstige 
Gelegenheit; die vorherrschend aus nördlicher Richtung wehenden Winde wurden 
mehrere Male durch Ostwind unterbrochen und waren oft nur von geringer 
Stärke. Stürme wurden nicht angetroffen. Auffallend war der für lange Zeit 
gleichmäfsig hohe Stand des Barometers. Auf der zwischen 39,7° S-Br in 
24° O-Lg und 38,4° S-Br in 48° O-Lg liegenden Strecke beobachtete man vom
	        
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