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Aus den Reiseberichten S, M. S., „Victoria‘, Korv.-Kapt. Valois.”
Den während des Aufenthaltes S. M. S. „Victoria“ an der Ostküste
Süd-Amerika’s im Mai und in den folgenden Monaten gemachten hydrographischen
Beobachtungen und gesammelten Notizen entnehmen wir nach dem Berichte
des Korv.-Kapt. Valois nachstehende Angaben.
1. Wetter- und Stromverhältnisse zwischen Montevideo und Säo Francisco
im Juli 1881. .
„Nach den Segel-Direktionen (s. „South American Pilot“, Part I, pag. 7)
sollen von Mai bis Oktober zwischen Montevideo und Rio de Janeiro südliche
Winde vorherrschen. 5S., M. S. „Victoria“ traf dagegen auf der Fahrt von
Montevideo bis Sdo Francisco vom 22. bis 26. Juli zwischen 34°—35° S-Br und
52°—53° W-Lg konstante nördliche Winde von bedeutender Stärke (5—8) an,
während in der Nacht heftige Regengüsse bei starkem Wetterleuchten und
Gewitter auftraten. Mehrere Male hörte während dieser Regengüsse der nörd-
liche Wind ganz auf und sprang mit einer Böe bis Süd oder SE, kehrte aber
nach Verlauf von zwei Stunden wieder auf nördliche Richtung zurück. Am
27. und 28. Juli (zwischen 32°—31° S-Br und 52°-—50° W-Lg) setzte südlicher
Wind ein, dem am 28. Juli Abends (in ca 30° S-Br und 48° W-Lg) wieder
Stille und dann nördlicher Wind folgte.
Während im Allgemeinen an dieser Küste ein südlich setzender Strom (der
brasilianische Küstenstrom) zu erwarten ist — allerdings soll auch bei kon-
stantem Ostwind eine Versetzung direkt auf die Küste zu erwarten sein — sind
nachstehende aufsergewöhnliche Stromversetzungen beobachtet worden:“
Datum |
1881
Juli 27
» 28
» 29
30
Mittagsbesteck
S-Br | W-Lg
229
Te 58
Ye C
le
51° 37
Go 50
47° 59°
48° 307
Stromversetzung
Richtung |Sm in 24}
N 76° W
S26°E
W 43° E
24,5
15
DR
2. Untiefe bei dem Hafen Säo Francisco. Insel Säo Francisco. Brasilien.
An der Mündung des Flusses Sdo Francisco, in der Nähe des Anker-
platzes der „Victoria“, wurde eine bisher in den Segelanweisungen und Karten
nicht verzeichnete, einzeln liegende Untiefe aufgefunden, auf welcher nur 3,8m
Wasser bleiben. Sie scheint nach einer vorläufigen Untersuchung aus einem
mit Muscheln und Kies bedeckten Felsen zu bestehen, dessen Kuppe ca 1m
lang und 1m breit ist; die Wassertiefen nehmen von diesem Felsen nach allen
Seiten hin zu.
3. Bemerkungen über den Hafen von Buenos-Ayres.
„S. M.S. „Victoria“ ging am 30, Juni d. J. auf der sogenannten Aufsen-
rhede in der Peilung „Kathedrale SW!/4W“, 3,8 Sm entfernt, zu Anker. Schiffe
haben hier nach Vorschrift mit 90m Kette zu liegen. Der Ankergrund ist ein
sehr guter; er besteht aus einem mehrere Meter tiefen Mud. Der Wasserstand
schwankte während unseres Aufenthaltes (vom 30, Juni bis 12, Juli) bei den
verschiedenartigsten Winden zwischen 5,5 und 6,8m. Das Wasser ist hier
überall süfs und wohlschmeckend; das beste Trinkwasser soll man oberhalb
des Chico-Feuerschiffes bekommen, da hier die Strömung direkt aus den Mün-
dungen der Flüsse Uruguay und Parana kommt, während eine andere, die bei
Buenos-Ayres vorbeigeht und die Unreinigkeiten der Stadt mit sich führt, süd-
lich von der Chico-Bank ihren Weg nimmt. Der beste Landungsplatz für flach-
gehende Boote ist die Catalina-Pier, welche niemals trocken fällt; an den
anderen in der Karte verzeichneten Anlegestellen kommt dies häufig vor, und
an den beiden anderen Brücken kann es sich ereignen, dafs man aus den flach-
gehenden Booten noch erst in hochräderige Karren steigen mufs, um trocken
3 S. „Ann. d. Hydr., etc.“, 1881, pag. 304.