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wegischen Kriegsmarine, zugleich Kommandant des Expeditionsschiffes „ Vöringen“,
führte in Verein mit den beiden Offizieren dieses Schiffes, Marine-Lieutenant
N. Petersen und Kapitän Grieg, Lothungen und Messungen von Tiefsee-
temperaturen aus,
Kapitän Wille hatte bei Beschaffung der Instrumente und Apparate für
die Tiefseeforschungen von England von derselben Art, wie die vom „Challenger“
genutzten, noch Gelegenheit finden können, von Sir George Nares, vor dessen
Abreise mit der letzten grofsen englischen Polar-Expedition, die nöthigen Unter-
weisungen für die von ihm anzustellenden Beobachtungen zu erhalten, um da-
durch die möglichst einheitliche Beobachtungsmethode für beide Expeditionen
zu sichern.
Für die Expedition selbst wurde der Dampfer „ Vöringen“, 400 tons, von
der Regierung gechartert und in Bergen zweckentsprechend ausgerüstet.
Die Aufgabe für diese erste Sommer-Kampagne der „ Vöringen“ war die
oceanographische und biologische Durchforschung des nördlichen Theiles der
zogen. Norwegischen Rinne, des tiefen Kanals längs der Westküste des südlichen
Norwegens, bis zu ihrer Ausmündung in die Zismeertiefe, ferner des Plateau’s
der norwegischen Küstenbänke, die nach Westen zu steil in die Tiefe hinab-
stürzen; sodann sollte die Expedition die so erfolgreichen Arbeiten der „Por-
supine“ und „Lightning“ (1868 und 1869) in dem Fdrö-Shetland-Kanal nach
Nordosten (s. „Ann. d. Hydr. etec.“, 1880, pag. 493) hin fortsetzen und von
Island aus nach Norden und Osten hin bis Norwegen. oceanographische Unter-
suchungen anstellen,
Am 1. Juni 1876 verliels die „Vöringen“ Bergen, hielt sich vom 3. bis
20. Juni im Sogne-Fiord zur Prüfung der Instrumente und der magnetischen
Konstanten des Schiffes auf und ging am 20. Juni in See, folgte zunächst der
norwegischen Rinne aufserhalb der Küste bis zu ihrer Ausmündung in die HKis-
meertiefe und lief zur Kompletirung der Ausrüstung Christiansund an; von hier
aus arbeitete vom 27, Juni bis 1. Juli die Expedition westwärts; von letzterem
Tage an unterbrach stürmisches Wetter die Arbeiten; das Schiff wurde hier-
Aurch vom 8. bis 16. Juli in Thorshavn (Färöer) aufgehalten, und gelangte
nach einer stürmischen Fahrt erst am 26. Juli nach Reykiavik auf Island, wo
die „Vöringen“ bis zum 3. August verweilte. In den Tagen vom 5. bis 7,
August wurde im Südosten von /sland gearbeitet, zwischen 63°—60° N-Br und
14°—7° W-Lg; von hier aus steuerte die „Vöringen“ (vom 8. bis 12. August)
ostwärts bis zum Namsos-Fjord an der norwegischen Küste, und lag in Namsos
selbst vom 13, bis 20. August vor Anker. Von Namsos aus wurden vom 21. bis
24. August, bis 100 Sm westlich von der Küste, eine Reihe von Lothungen aus-
yeführt und die Lage des Abhanges der Bank in 64° N-Br bestimmt, Am
26. August 1876 erreichte das Schiff Bergen, und hiermit gelangte die erste
Sommer-Kampagne der Expedition zu Ende. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen
and der Tiefseeforschungen während dieser Sommer-Kampagne von 1876 hat
Prof. Mohn in den „Geogr. Mitth.“, 1878, pag. 1—11 und Tafel I, niedergelegt.‘)
Die zweite Sommer-Kampagne der norwegischen Tiefsee-Expedition wurde
von demselben Schiffe „Vöringen“ und unter derselben nautischen und wissen-
schaftlichen Leitung ausgeführt. Die chemischen Arbeiten führte diesmal, wie
auch im Sommer 1878, Herr Hercules Tornöe aus, über welche später hier
berichtet werden wird.
Die Expedition segelte am 11. Juni 1877 von Bergen aus, und kehrte am
23. August wieder in diesen Hafen zurück; sie war vom Wetter mehr begünstigt,
als die erste im Sommer 1876; es konnten daher auch eine gröfsere Anzahl
Lothungen genommen werden, nämlich 161 Lothungen gegen 93 im Sommer 1876;
and 39 Temperaturmessungen im Jahre 1877 gegen 20 im Jahre 1876. Den
Arbeitsplan und die vorläufigen Ergebnisse dieser Expedition hat Mohn in der
englischen Zeitschrift „Nature“, Vol. XVI (1877), pag. 110, 271, 526, und
Vol. XVII (1877/78), pag. 30, geschildert.)
1) Vgl. auch „Nautical-Magazine“, 1876, pag. 594, 748, 815, 897; „Nature“, Vol. XIV (1876),
pag. 252, 337, 441, Vol. XV (1876/77), pag. 412 und 435, und G. von Boguslawski: Bericht
über die neuesten Tiefseeforschungen in Behm’s „Geogr. Jahrb.“, VII, 1878, pag. 515—517.
a 2) ya auch Petermann’s „Geogr. Mitth.“, 1877, pag. 400, und 1878, pag. 80, 228
und Tafel 13.