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Von hier ab fand man häufig hoch nördlichen Wind, doch war derselbe meistens
ziemlich frisch, und da auch die Strömung ebenso oft eine günstige wie un-
günstige war, war der Fortgang der Reise doch ein ganz befriedigender. Am
{4. März wurde in 129° O-Lg der Aequator überschritten; in nördlicher Breite
herrschte zunächst für einige Wachen Stille, dann kam unweit 0,5° N-Br in
129,8° O-Lg jedoch wieder frischer N W-Wind durch, welcher die Bark nach
3° N-Br in 132,5° O-Lg führte. Unweit dieses Punktes lag die Grenze des
NW-Monsuns; der Wind sank hier zur Stille herab, und nach 12stündiger
Dauer folgte auf diese südöstlicher Wind, der allmählich östlicher holte und
zum frischen NE-Passat wurde. Er führte die Bark bis in die Nähe von
20° N-Br in 128,5° O-Lg; hier, wo der Passat ganz flau wurde, schien man
schon an die nördliche Grenze seines Gebietes gelangt zu sein. Sehr veränder-
liche Winde beobachtete man auf der Strecke zwischen 20° und 28° N-Br,
während nördlich von dieser letzteren Breite die Winde für längere Zeit kräftig
aus Nord und NNW wehten. Diese letzteren Winde endeten, und mäfsige Ost-
winde traten an ihre Stelle, als „Friedrich“ 30,5° N-Br überschritten hatte, und
bei frischem Ostwinde wurde auch am 8. April die Korea-Strafse durchsegelt.
Im Japanischen Meere herrschten südöstliche und südwestliche Winde vor, mit
deren Hülfe die Bark am 14. April den noch. theils von Treibeis bedeckten
Hafen von Wladiwostock erreichte. Die Dauer der Reise vom Kanal ab betrug
147 Tage.
ll. Reise des eisernen Hamburger Vollschiffes „Deutschland“,
Kapt. F. A. J. Kühn.
Am 21. November 1879, fünf Tage später, als die Elbe-Mündung verlassen
worden war, befand sich das nach Diamond Island für Order bestimmte Voll-
schiff „Deutschland“ in der Nähe von Lizard. Bei günstigen, aus östlicher
Richtung vorherrschenden Winden segelte man von hier aus südwärts, und
konnte schon am 30. November 31° N-Br überschritten werden. Hier aber
lief der Wind zuerst hoch südlich, später durch Süd nach West, und erst, als
18,8° N-Br in 27,4° W-Lg erreicht worden war, gelang es, das Gebiet des
Passates zu erreichen. Auch dieser erwies sich wenig frisch und beständig,
und schon in 8,8° N-Br und 24,1° W-Lg wurde am 14. Dezember dessen
äquatoriale Grenze überschritten. Noch ungünstiger, als die bis dahin südlich
von 30° N-Br angetroffenen Verhältnisse, waren nun aber diejenigen, welche
„Deutschland“ im Stillengürtel erwarteten. Es herrschte dort so anhaltend
leichte, in ihrer Richtung sehr veränderliche Mallung, dafs in derselben nicht
weniger als 16'/2 Tage zugebracht werden mufsten. Am 30, Dezember wurde
unweit 3,2° N-Br in 21,3° W-Lg der SE-Passat erreicht, welcher „Deutschland“
bis zum 2. Januar 1880 zum Aequator führte. In 25,4° W-Lg wurde derselbe
passirt. Um diesen Punkt vom Kanal aus zu erreichen, waren 42 Tage erforder-
lich gewesen, und während dieser Zeit hatte das Schiff 40° N-Br in 14,2° W-Lg
am 25. November, 30° N-Br in 23° W-Lg am 30. November, 20° N-Br in
27,4° W-Lg am 7. Dezember und 10° N-Br in 24,7° W-Lg am 12, Dezember
gekreuzt. Um von der letzteren Breite aus die Linie zu erreichen, waren also
nicht weniger als 21 Tage erforderlich gewesen. Es war dies, besonders in
Anbetracht der Jahreszeit, eine ganz erstaunlich lange Zeit; doch hatte „Deutsch-
land“ hierbei einige Leidensgefährten und traf es nicht allein so schlecht. Es
waren dies: die hölzerne Bremer Bark „Melusine“, welche 10° N-Br in 26,3° W-Lg
am 10. Dezember und 15 Tage später die Linie in 27,1° W-Lg kreuzte; ferner
die hölzerne Apenrader Bark „Friedrich“, welche 10° N-Br in 23,7° W-Lg am
13. Dezember schnitt und ebenfalls 15 Tage gebrauchte, um nach 25,5° W-Lg
auf dem Aequator zu kommen. Dagegen hatten Schiffe, welche etwa eine Woche
früher von 10° N-Br zur Linie segelten, eine weit günstigere Gelegenheit an-
getroffen. So überschritt das eiserne Elsflether Vollschiff „Border Chief“ 10° N-Br
in 27,2° W-Lg am 3. Dezember und die Linie in 30,1° W-Lg am 12. Dezember.
Endlich kreuzte auf östlicher Route die eiserne Bremer Bark „Canopus“ 10° N-Br
in 22,5° W-Lg am 4. Dezember und den Aequator in 28,8° W-Lg am 15. De-
zember.
Günstiger, als den NE-Passat, traf „Deutschland“ den SE-Passat. Ohne
dafs sich eine Störung oder Unterbrechung desselben bemerkbar machte, führte
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