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Reisedauer betrug 24 Tage. Während dieser Zeit war 70° W-Lg in 39,8° N-Br
am 1. April, 50° W-Lg in 41,2° N-Br am 6. April und 30° W-Lg in 47,2° N-Br
am 11. April gekreuzt worden.
7. Reise der Wismarer Bark „Anna Thormann“, Kapt. P. A. Voss.
Während einer Reise von Cardıff nach Bwenos Ayres überschritt die
Bark „Anna Thormann“ am 28, Oktober 1880 den Parallel von 50° Nord.
Aus dem stürmischen NNW-Winde, bei welchem dieses geschah, entwickelte
sich am nächsten Tage ein östlicher Wind, von welchem man in rascher Fahrt
nach 41,5° Nord geführt wurde. Nicht weit von dieser Breite entfernt, drehte
bei einem in 20 Stunden von 771,1 nm auf 758,4 mm fallenden Luftdrucke der
ganz abflauende Wind von Ost durch Süd nach SW, um dann aus letzterer
Richtung für kurze Zeit als mäfsiger Sturm zu wehen. Als das Barometer
wieder zu steigen begann, hielt der Wind sich nicht mehr lange im westlichen
Halbkreise, und bald konnte das Schiff wieder bei mäfsigem Nordwinde seinen
südlichen Kurs verfolgen. Ohne dafs eine weitere Störung beobachtet wurde,
erfolgte der Ueberyang in das Gebiet des Passats, dessen polare Grenze sich
durch Störung oder Veränderung des Windes nicht deutlich machte, Den
höchsten Luftdruck beobachtete man am 8. November in der Nähe von 28° N-Br
und 19,1° W-Lg mit 770,0 mm. Man durchsegelte das Passatgebiet in mäfsig
rascher, gleichmäfsiger Fahrt und überschritt dessen äquatoriale Grenze am
19. November in 5° N-Br und 26,9° W-Lg. Südlich von dieser letzteren
herrschte bis 2,7° Nord ziemlich beständiger SE-Wind; von dieser Breite bis
2° N-Br in 29,5° W-Lg aber an 3 Tagen Windstille und leichte Mallung, die
erst durch den unweit des letzteren Punktes durchkommenden frischen SE-Passat
verdrängt wurde, Am 25. November ging „Anna Thormann“ in 30,6° W-Lg
von der nördlichen zur südlichen Halbkugel über, Die Reisedauer von 50° N-Br
her betrug 28 Tage, und während dieser Zeit war 40° N-Br in 12,8° W-Lg am
2. November, 30° N-Br in 17,7° W-Lg am 7. November, 20° N-Br in 24,3°
W-Lg am 12. November und 10° N-Br in 26,5° W-Lg am 16. November ge-
kreuzt worden.
Im Südatlantischen Ocean sichtete „Anna Thormann“ am 26. November
die Insel Fernando de Noronha, welche man an ihrer Westseite passirte, Der
in mäßiger beständiger Weise wehende Passat erstreckte sich nur bis nach
14° S-Br in 33,8° W-Lg. In geringer Entfernung von diesem Punkte nahm bei
einem Barometerstande von 763,1 mm der Wind nordöstliche Richtung an, um
von daher für längere Zeit, wenn auch durchweg nur in geringer Stärke, zu
wehen, Am 9. Dezember erreichte dieser NE-Wind unweit 28° S-Br und 42,5°
W-Lg die Stärke eines Sturmes. Auch nachdem die Windstärke wieder eine
geringere geworden war, hielt der Wind sich noch fernerhin in den östlichen
Quadranten, und bei NE-Wind erreichte „Anna Thormann“ am 16. Dezember
die Mündung des La Plata-Stromes, Am 20. Dezember wurde auf der Rhede
von Buenos Ayres geankert. Die Reisedauer bis zur Flufsmündung betrug
49 Tage; von diesen waren 21 in südlicher Breite verbracht, wo man 10° S-Br
in 33° W-Lg am 29. November, 20° S-Br in 35,6° W-Lg am 4. Dezember und
30° S-Br in 44° W-Lg am 11. Dezember gekreuzt hatte.
Am 3, Februar verliefs die „Anna Thormann“ den La Plata-Flufs wieder,
um nach dem Hafen Coronel in Chile zu segeln. Bei vorherrschend aus günstiger
Richtung wehendem Winde segelte man südwärts, überschritt 40° S-Br in 54,8°
W-Lg am 7. Februar, 50° S-Br in 64,3° W-Lg am 13. Februar und befand
sich am 16. Februar unweit 53° S-Br in 65,5° W-Lg. Hier wurde während
eines orkanartigen, bei einem niedrigsten Barometerstande von 742,0 mm auf-
tretenden Weststurmes die Bark leck, und es drang so viel Wasser in den
Raum des Schiffes, dafs der Sandballast theilweise flüssig wurde. Eine Sturzsee
zertrümmerte aufserdem die Ruderpinne. In dem Zustande, in welchem das
Schiff sich nach dem Sturme befand, war es nicht möglich, die Reise um das
Kap Horn fortzusetzen, Kapt. Voss entschlofs sich daber, die Falkland-Inseln
anzulaufen, um dort den erlittenen Schaden auszubessern. Als die Bark aber
am 17. Februar in Sicht dieser Inseln abermals schwere Weststürme antraf, bei
denen es nicht möglich war, Port Stanley anzuholen, gab Kapt. Voss die Kap
Horn-Reise endgültig auf und schlug einen nördlichen Kurs für St. Thomas ein.