Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

495 
Reisedauer betrug 24 Tage. Während dieser Zeit war 70° W-Lg in 39,8° N-Br 
am 1. April, 50° W-Lg in 41,2° N-Br am 6. April und 30° W-Lg in 47,2° N-Br 
am 11. April gekreuzt worden. 
7. Reise der Wismarer Bark „Anna Thormann“, Kapt. P. A. Voss. 
Während einer Reise von Cardıff nach Bwenos Ayres überschritt die 
Bark „Anna Thormann“ am 28, Oktober 1880 den Parallel von 50° Nord. 
Aus dem stürmischen NNW-Winde, bei welchem dieses geschah, entwickelte 
sich am nächsten Tage ein östlicher Wind, von welchem man in rascher Fahrt 
nach 41,5° Nord geführt wurde. Nicht weit von dieser Breite entfernt, drehte 
bei einem in 20 Stunden von 771,1 nm auf 758,4 mm fallenden Luftdrucke der 
ganz abflauende Wind von Ost durch Süd nach SW, um dann aus letzterer 
Richtung für kurze Zeit als mäfsiger Sturm zu wehen. Als das Barometer 
wieder zu steigen begann, hielt der Wind sich nicht mehr lange im westlichen 
Halbkreise, und bald konnte das Schiff wieder bei mäfsigem Nordwinde seinen 
südlichen Kurs verfolgen. Ohne dafs eine weitere Störung beobachtet wurde, 
erfolgte der Ueberyang in das Gebiet des Passats, dessen polare Grenze sich 
durch Störung oder Veränderung des Windes nicht deutlich machte, Den 
höchsten Luftdruck beobachtete man am 8. November in der Nähe von 28° N-Br 
und 19,1° W-Lg mit 770,0 mm. Man durchsegelte das Passatgebiet in mäfsig 
rascher, gleichmäfsiger Fahrt und überschritt dessen äquatoriale Grenze am 
19. November in 5° N-Br und 26,9° W-Lg. Südlich von dieser letzteren 
herrschte bis 2,7° Nord ziemlich beständiger SE-Wind; von dieser Breite bis 
2° N-Br in 29,5° W-Lg aber an 3 Tagen Windstille und leichte Mallung, die 
erst durch den unweit des letzteren Punktes durchkommenden frischen SE-Passat 
verdrängt wurde, Am 25. November ging „Anna Thormann“ in 30,6° W-Lg 
von der nördlichen zur südlichen Halbkugel über, Die Reisedauer von 50° N-Br 
her betrug 28 Tage, und während dieser Zeit war 40° N-Br in 12,8° W-Lg am 
2. November, 30° N-Br in 17,7° W-Lg am 7. November, 20° N-Br in 24,3° 
W-Lg am 12. November und 10° N-Br in 26,5° W-Lg am 16. November ge- 
kreuzt worden. 
Im Südatlantischen Ocean sichtete „Anna Thormann“ am 26. November 
die Insel Fernando de Noronha, welche man an ihrer Westseite passirte, Der 
in mäßiger beständiger Weise wehende Passat erstreckte sich nur bis nach 
14° S-Br in 33,8° W-Lg. In geringer Entfernung von diesem Punkte nahm bei 
einem Barometerstande von 763,1 mm der Wind nordöstliche Richtung an, um 
von daher für längere Zeit, wenn auch durchweg nur in geringer Stärke, zu 
wehen, Am 9. Dezember erreichte dieser NE-Wind unweit 28° S-Br und 42,5° 
W-Lg die Stärke eines Sturmes. Auch nachdem die Windstärke wieder eine 
geringere geworden war, hielt der Wind sich noch fernerhin in den östlichen 
Quadranten, und bei NE-Wind erreichte „Anna Thormann“ am 16. Dezember 
die Mündung des La Plata-Stromes, Am 20. Dezember wurde auf der Rhede 
von Buenos Ayres geankert. Die Reisedauer bis zur Flufsmündung betrug 
49 Tage; von diesen waren 21 in südlicher Breite verbracht, wo man 10° S-Br 
in 33° W-Lg am 29. November, 20° S-Br in 35,6° W-Lg am 4. Dezember und 
30° S-Br in 44° W-Lg am 11. Dezember gekreuzt hatte. 
Am 3, Februar verliefs die „Anna Thormann“ den La Plata-Flufs wieder, 
um nach dem Hafen Coronel in Chile zu segeln. Bei vorherrschend aus günstiger 
Richtung wehendem Winde segelte man südwärts, überschritt 40° S-Br in 54,8° 
W-Lg am 7. Februar, 50° S-Br in 64,3° W-Lg am 13. Februar und befand 
sich am 16. Februar unweit 53° S-Br in 65,5° W-Lg. Hier wurde während 
eines orkanartigen, bei einem niedrigsten Barometerstande von 742,0 mm auf- 
tretenden Weststurmes die Bark leck, und es drang so viel Wasser in den 
Raum des Schiffes, dafs der Sandballast theilweise flüssig wurde. Eine Sturzsee 
zertrümmerte aufserdem die Ruderpinne. In dem Zustande, in welchem das 
Schiff sich nach dem Sturme befand, war es nicht möglich, die Reise um das 
Kap Horn fortzusetzen, Kapt. Voss entschlofs sich daber, die Falkland-Inseln 
anzulaufen, um dort den erlittenen Schaden auszubessern. Als die Bark aber 
am 17. Februar in Sicht dieser Inseln abermals schwere Weststürme antraf, bei 
denen es nicht möglich war, Port Stanley anzuholen, gab Kapt. Voss die Kap 
Horn-Reise endgültig auf und schlug einen nördlichen Kurs für St. Thomas ein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.