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des meteorologischen Journals innegehalten. Auf dem bis dahin zurückgelegten
Theil der Reise hatte man die Länge des Kap Leeuwin in 37,1° S-Br am
3. Oktober, 30° S-Br in 110,3° O-Lg am 14. Oktober und 90° O-Lg in
23,4° S-Br am 25. Oktober überschritten.
5. Reise des Bremer Vollschiffes „Wilhelm“, Kapt. M. W. Wilmsen.
Das Bremer Vollschiff „ Wilhelm“, welches am 4. Dezember 1880 von der
Elbe aus eine Reise nach New- York angetreten hatte, befand sich am 17. De-
zember in der Nähe von Lizard. Die westlichen Winde, welche die Reise durch
Nordsee und Kanal so verlängert hatten, hielten auch im Atlantischen Ocean
an, und da sie hier auch meistens stürmisch auftraten, entschlofs sich Kapitän
Wilmsen, die anfängliche Absicht, der Mittelroute zu folgen, aufzugeben und
nach Süden abzuhalten, um das Gebiet des Passats aufzusuchen. Allein auch
auf dieser Route war nur ein langsamer Fortschritt zu erzielen, und erst nach-
dem man am 28. Dezember unweit 45,5° N-Br in 15° W-Lg östlichen Wind
angetroffen hatte, nahm für einige Zeit die Reise einen befriedigenderen Verlauf.
Als das Schiff in 5 Tagen nach 33,8° N-Br in 28,5° W-Lg gesegelt war, lief
der Wind wieder südwestlich, um sich in diesem Quadranten für eine lange Zeit
zu halten. „Wilhelm“ hatte 17° N-Br in 28° W-Lg erreicht, bevor eine Aende-
rung dieser Verhältnisse eintrat. Am 14. Januar ging der Westwind in Stille
über, und nach zweitägiger Dauer dieses letzteren Zustandes folgte endlich
Jeichter nordöstlicher, den Namen Passat jedoch noch nicht verdienender Wind,
Unweit 16,5° N-Br und 39° W-Lg fand „Wilhelm“ frischeren Passat, bei dem
zum ersten Male seit langer Zeit für einige Tage ein befriedigender Fortgang
erzielt werden konnte, Als dann ein etwas nördlicherer Kurs gesteuert wurde,
nahm die Windstärke aber gleich wieder ab, und am 1. Februar verlor man in
der Nähe von 23,5° N-Br und 63,2° W-Lg den Passat schon gänzlich. Bei
veränderlichen ziemlich günstigen Winden wurde schliefslich der letzte Theil
der Reise zurückgelegt. Am 14. Februar ankerte „Wilhelm“ im Hafen von
New- York. Die Reisedauer betrug von Lizard ab 59 Tage. Während dieser
Zeit hatte man 40° N-Br in 21,3° W-Lg am 31. Dezember, 30° N-Br in 29,6°
W-Lg am 6. Januar 1881 und 20° N-Br in 28,7° W-Lg am 12. Januar; ferner
30° W-Lg in 16,4° N-Br am 16. Januar, 50° W-Lg in 17,5° N-Br am 25. Januar,
60° W-Lg in 21,7° N-Br am 30. Januar und 70° W-Lg in 29,5° N-Br am
7. Februar; endlich beim Verfolgen eines nördlichen Kurses 30° N-Br in 71°
W-Lg am 8. Februar gekreuzt.
Kapt. Wilmsen fügt dem Schlusse der Hinreise die Bemerkung hinzu,
dafs das Bremer Schiff „Leocadia“, welches gleichzeitig mit „Wilhelm“ die
Reise antrat, auf nördlicher, Nord um Schottland führender Route, die Reise
nach New- York in 39 Tagen vollendet habe.
Fast ebenso günstig, wie diese Reise der „Leocadia“ verlief auch die
Reise des Mitseglers „Cuba“, welcher New-York am 11. Februar erreichte.
Dieses Schiff hatte den Kanal am 3. Januar verlassen und dann bei anhaltend
aus östlicher Richtung wehenden Winden, der direkten Route folgend, auf der-
selben solch raschen Fortgang gemacht, dafs 60° W-Lg in 41,8° N-Br schon
am 17. Januar überschritten werden konnte. Kapt. Wilmsen hatte eben Un-
glück dieses Mal, indem er die Passat-Route wählte; aber er handelte, als er
bei den stürmischen Westwinden vor der Kanalmündung sich für dieselbe ent-
schied, ganz korrekt, und dieselbe Handlungsweise wird sicher in anderen Jahren
zu einem ganz anderen Resultat führen.
Am 31. März verliefßs der „Wilhelm“ den Hafen von New-York wieder,
ım nach Bremen zurückzukehren. Der gröfsere Theil dieser Reise konnte bei
günstigen Winden in befriedigender Weise zurückgelegt werden, Man überstand
am 5. April unweit 41° N-Br und- 53° W-Lg einen heftigen Sturm, welcher aus
SE begann und aus West endete. Man beobachtete während der Dauer desselben
einen niedrigsten Luftdruck von 738,2 mm. Als am 13. April das Schiff aber
nach befriedigenderer Fahrt nach 49° N-Br in 21° W-Lg gelangt war, folgte
dort auf kurze Stille östlicher Wind, der über eine Woche lang anhielt. Erst
am 21. April drehte der Wind wieder durch Nord nach NW und dieser letztere
Wind führte das Schiff bis zum 23. April in Sicht der Feuer von Lizard. Die