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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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Aussehen. Lincoln-I. steht ebenfalls auf einem, wahrscheinlich bei Niedrig- 
wasser trocken fallenden Korallenriff mit etwas erhöhten, mit Steinen besetzten 
Rändern. Das Riff, welches nicht vermessen werden konnte, ist aus denselben 
Ursachen, wie die Riffe der Amphitrite - Gruppe, schon aus bedeutender Ent- 
fernung sichtbar, und kann man, weil es an die südwestliche Seite von 
Lincoln-I. ziemlich dicht hinantritt, bei nicht zu niedrigem Wasserstande über 
demselben bei nördlichen und östlichen Winden ohne Gefahr landen. Die Insel 
ist gröfstentheils von einem flachen, aus Korallensand und Muscheln bestehenden 
Strand umgeben, an der NO Seite dagegen verliert sich dieser Strand, die Küste 
wird allmählich steinig, bis dieselbe ca 0,6 Sm von der NW-Ecke der Insel in 
einen ungefähr 200m breiten Vorsprung ausläuft, der aus festen, 4m hoch sich 
senkrecht vom Riff erhebenden Korallenfelsen besteht, dessen plateauförmige 
Oberfläche, im Gegensatz zu dem sonst allgemein dichten Pflanzenwuchs nur 
mit ganz niedrigem Gestrüpp bedeckt ist. Die nordwestliche Ecke dieses Vor- 
sprunges schliefst eine kleine, an beiden Seiten von Felsen umgebene Ein- 
buchtung ein, deren Basis aus einem flachen, 30m langen Sandstrande gebildet 
wird. Westlich hiervon tritt die Küste, welche allmählich niedriger wird und 
zuletzt wieder in Sandstrand ausläuft, auf kurze Strecke nach der Richtung 
SzO zurück; indem sie, diese Richtung ca 120m weit verfolgend, hierauf all- 
mählich wieder nach WNW herumbiegt, bildet sie an dieser Stelle einen kleinen, 
gegen NW offenen, hier aber durch das Riff geschützten Hafen, zu dem, allem 
Anscheine nach, über die NW-Ecke des letzteren eine tiefere Fahrrinne führt, 
da in der Bucht eine gröfsere chinesische Fischer-Dschunke angetroffen wurde. 
An der SO-Seite dieses Hafens befindet sich eine kleine, von chinesischen 
Fischern bewohnte Niederlassung, in deren Nähe, dicht am Strande, eine Kin- 
buchtung für Schildkröten, denen hier hauptsächlich nachgestellt zu werden 
scheint, hergestellt ist. 
Die Fahrrinne über die NW-KEcke des Riffes konnte während dieser 
Kampagne ebensowenig, wie das Riff selbst vermessen werden; dafs aber eine 
solche vorhanden ist geht aus der Anwesenheit der grofsen Fischer-Dschunke 
im Hafen und aufserdem daraus hervor, dafs an der NW-Kante des Riffs die 
See ganz glatt war, obgleich sie an anderen Stellen stark brandete. Hier wird 
man auch bei südlichen Winden am besten eine Landung bewerkstelligen können. 
Nicht weit vom westlichen Ende der Insel, in der Nähe einer hier eben- 
falls errichteten primitiven Fischerhütte wurde der Ort für die Beobachtungen 
gewählt. Das Mittel derselben ergab dessen geographische Lage zu 16° 40‘ 7“ 
N-Br und 112° 43’ 32” O-Lg; die Mifsweisung wurde ermittelt zu 2° 1‘ Ost.!) 
In der Nähe des Observationspunktes, einige Schritte nach dem Innern der Insel 
%u, wurde auch die sogenannte Quelle angetroffen, die ihre Existenz wohl auch 
den chinesischen Fischern zu verdanken hat.) 
Einen guten Ankerplatz bei nördlichen und östlichen Winden findet man 
an der SW-Seite der Insel in ca 25m Wassertiefe auf Korallen- und Sandgrund 
in einer Entfernung von 0,4 Sm vom Lande. 
Zwischen den Inseln Lincoln und Woody ist das Fahrwasser klar, ab- 
gesehen von der sich nach SO von letzterer erstreckenden Bank. Westlich 
von der NW-Spitze von Lincoln-I. nimmt die Wassertiefe allmählich zu, in einer 
Entfernung von fast 1 Sm wurden hier noch 29, in 1,1 Sm 50 und in 1,4 Sm 
Abstand 90m Wasser gelothet, während in einem Abstande von 1,9 Sm mit 
250m kein Grund mehr erreicht werden konnte. 
In Betreff der Gezeitenströmungen hat während des kurzen Aufenthaltes 
der „Freya“ vor Lincoln-I. nur das konstatirt werden können, dafs die Fluth 
in nordwestlicher Richtung 0,7 bis 1 Sm pro Stunde, die Ebbe aber nach öst- 
licher Richtung mit ganz geringer Geschwindigkeit setzte. 
Am Strande von Lincoln-I. wurden die verschiedensten Arten ange- 
schwemmter Korallen, hauptsächlich aber weifse und rothe, vorgefunden. 
Pyramide Rock ist ein kleiner, spitzer, aus dem Wasser hervorragender 
Felsenkegel; derselbe konnte von Lincoln-I. gerade noch über dem Horizont 
gesehen werden. Genaue, von verschiedenen Orten aus genommene Peilungen 
ergaben seine Lage zu S 38° 30‘ W vom Observationspunkt 7,3 Sm entfernt. 
ı) Hiernach sind die a, a. O. pag. 415 mitgetheilten vorläufigen Angaben zu verbessern. 
?) Vgl. a. a. O. Dag. 415.
	        
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