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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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Der Fluß weiter aufwärts geht in vielen Krümmungen und ist an beiden 
Seiten von niedrigen, angeschwemmten Ufern eingefafst. Bis Ilha dos Bois hat 
er eine Tiefe von 3,3 bis 3,6m, von dort bis Point Muffino nicht mehr als 
3,3m und weiter bis zur Stadt Penedo 2,4m. Eben unterhalb Peniedo wird der 
Rio San Francisco bedeutend enger, die Ufer treten hier erst deutlich zu Tage 
and das Land wird höher. Schon bei /iha dos Bois ist das Wasser frisch und 
zam Trinken geeignet. 
Hochwasser findet auf der Barre bei Voll- und Neumond um ungefähr 
4“ 30" statt. Bei Penedo steigt das Wasser mit der Fluth 0,5 bis 0,7m. Die 
Fluthströmung reicht jedoch nicht so weit aufwärts, Wie mir gesagt wurde, 
steigt der Flufs in den Monaten Dezember und Januar oftmals 2 bis 2,5m über 
seine gewöhnliche Höhe, und soll um diese Zeit auch der Wasserstand auf der 
Barre ein höherer sein, 
Die Ausfuhrartikel bilden Zucker und Baumwolle. Die Verschiffung findet 
in den Monaten Dezember bis März statt. Deutsche Schiffe wenden sich 
meistens an das Handelshaus Luiz Campos. Für die Besorgung der Schiffs- 
geschäfte wird eine Kommission von 2ln % von der ganzen gemachten Fracht 
entrichtet. Aufser dem genannten sind nur brasilianische oder portugiesische 
Handelshäuser vorhanden. 
In Penedo sind alle Verpflegungsgegenstände, auch Fleisch, zu haben, 
Früchte, Eier, manchmal auch Hühner, kann man ebenfalls in /iha dos Bots, 
einem grofsen Dorfe am rechten Flufsufer, zu billigen Preisen kaufen. Schiffs- 
materialien sind dagegen nicht zu bekommen, oder doch nur zu sehr hohen 
Preisen. 
Das Klima in Peüedo ist ziemlich gesund, wenigstens war gelbes Fieber 
dort bislang noch nicht aufgetreten. Weiter unten am Flusse, in /iha dos Bois, 
herrscht indessen zur Regenzeit Sumpfßeber. Während unseres Aufenthaltes im 
September und Oktober 1880 wehte der Passat oftmals ohne Abnahme der 
Stärke die ganze Nacht hindurch. Gewöhnlich wird es jedoch gegen Abend 
windstille. 
Das Baden im Flusse ist sehr gefährlich; einmal wegen der vielen 
Schlangen, hauptsächlich aber wegen eines Fisches, Piranje ') genannt. Der- 
selbe hat ungefähr die Gröfse eines Schellfisches und ist mit einem starken 
Gebisse ausgerüstet, dessen Zähne von der Gröfse derjenigen einer grofsen 
Handsäge sind. Ein im Wasser befindlicher Mensch wird von den Fischen, 
die sich immer in grofsen Schaaren zusammenhalten, sofort überfallen und ist 
meistens verloren, selbst wenn gleich Hülfe zur Hand ist. Eine Schlange von 
etwa 0,9 Länge, welche durch den Ruderkoker an Bord gekommen war, 
wurde von den Eingeborenen als sehr giftig bezeichnet. 
Stromabwärts zu gelangen ist für ein Segelschiff mit vielen Schwierig- 
keiten verknüpft, noch schwieriger ist es aber, ausgehend die Barre zu passiren, 
In der Jahreszeit unserer Anwesenheit, September und Oktober, ist letzteres 
oftmals ganz unmöglich und nur in den wenigsten Fällen ohne die Hülfe eines 
Schleppdampfers ausführbar. Der Kurs vom Leuchtthurm nach der Barre ist 
SO, also dem herrschenden Winde, welcher aus E bis ESE kommt, nahezu 
recht entgegen. Bei südöstlichem Winde steht aufserdem eine hohe See auf 
der Barre.?) Dagegen ist bei nordöstlichem Winde der Seegang nur gering, 
Der Schlepplohn ist sehr hoch; er beträgt für jedes Schiff, ob grofs oder klein, 
300 Milreis. Ueberdies kann man nicht mit Sicherheit auf den Dienst des 
Dampfers zu der festgesetzten Zeit rechnen, da derselbe gewöhnlich in der 
Passagierfahrt auf dem Flusse oberhalb Pe%edo beschäftigt ist. 
3. Pernambuco. Brasilien, Schiffer, welche mit Ladung nach 
Pernambuco gehen, sollten bei Abschluls der Chartepartie die Verpflichtung ver- 
meiden, sich wegen der Besorgung ihrer Schiffsgeschäfte an ein bestimmtes 
Handlungshaus zu wenden. Das Einklariren ist hier wie in allen brasilianischen 
Häfen ein sehr einfaches Geschäft, und das Ausklariren besorgen die sogenannten 
Dispacheure, die man doch so wie so bezahlen mufs. Die zu zahlende Kom- 
mission wird nach der in Pernambuco eingenommenen Ladung berechnet, was bei 
) Wahrscheinlich der Pirai (Pygocentrus niger), zu der Familie der Sägesalmer gehörig. 
2) Die „Leonore“ stiefs beim Passiren der Barre durch und wurde infolge dessen leck. 
Ann. d. Hydr. .1881, Heft YII (August).
	        
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