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Bemerkungen über die Route von Samarang ostwärts durch die
Bali-Strafse im NW-Monsun (Mitte Dezember bis Anfang März).
Von Kapt. M. Martens, Führer der Rostocker Bark „Paul Thormann*“,
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte,)
Es mögen über diese Route genaue Segelanweisungen vorhanden sein,
welche mir indefs nicht bekannt sind. Die hier folgenden Bemerkungen beruhen
auf der Aussage eines tüchtigen Bali-Lotsen und zum Theil auf meiner eigenen
Erfahrung.
Beim Herauskreuzen aus der Bucht von Samarang bekommt man bei
einigermafsen klarem Wetter, schon che man Talie Pt. Ost peilt, das hohe
Land der Karimon Java-Inseln in Sicht. Ist man um Talie Pt, herum, so
halte man sich, wenn möglich, gut in Sicht von der Java-Küste. Nachdem der
Eingang der Sowrabaya-Strafse passirt ist, führt der beste Kurs in einem Ab-
stande von 4—8 Sm längs der Nordküste von Madura. Der Strom setzt zur
Zeit des NW-Monsuns siark nach Ost, ENE und NE, und es ereignet sich
vielfach, dafs Schiffe so weit östlich vertrieben werden, dafs sie die ostwärts
von Madura gelegenen Inseln umsegeln müssen. Bekanntlich sind in dieser
Gegend keine Leuchtfeuer, und es ist deshalb sehr gerathen, sich nicht zu weit
von der Madura-Küste zu entfernen, um rechtzeitig das östliche Ende der Insel
zu erkennen und südwärts durch die Sapoedie-Strafse, zwischen den Inseln
Gilijang und Sapoedie, segeln zu können. Von hier steuere man nach Meinders
Shoal, von dort nach Kap Sedano und weiter direkt nach der kleinen Insel
Minyangan (Hartebeest- oder Ziegen-I.) an der Küste von Bali, Beim Passiren
von Duiven-Insel ist grofse Vorsicht geboten, weil die Ebbe stark auf die-
selbe zu setzt und Ankergrund nicht unter 60 Fad. (108m) vorhanden ist. (Nach
Aussage der Lotsen soll die Krokodiül-Klippe mit 6 Fad. (11m) Wasser südlich
von der Sedano-Spitze nicht vorhanden sein.) Wenn die Insel Minyangan Süd
und der Feuerthurm von Duiven-I. West a. K. peilen, steuere man mit der
Ebbe SW (mit der Fluth halte man das Schiff unter Minyangan gehend, bis
Stauwasser eintritt), lasse hierbei die schwarze Boje!) beim Kap Passier ( Bali)
an Backbord und suche nach der Java-Seite hinüber zu kommen, um, wenn
wieder Gegenstrom (Fluth) einsetzt, Ankergrund zu haben. Der erste Anker-
grund befindet sich unter Batoe-Dodol in 10—20 Fad. (18—36m) Tiefe nahe
am Lande. Der Platz ist erkennbar an dem kleinen alleinstehenden Posthause
mit rothem Dache. Hochwasser findet bei Neu- und Vollmond um 12—1 Uhr
statt. Die Fluth läuft 8 Stunden nach Nord und die Ebbe 4 Stunden nach Süd.
Zur Zeit des SE-Monsuns dauert die Fluth 4 und die Ebbe 8 Stunden. Bei
Deptfort- und Omens-Klippe liegen an der Nordseite zwei weilse und an der
Südseite von Krokodil- und Groote-Klippe zwei schwarze Bojen. Nicht weit
von diesen liegt in 13 Fad. (23m) eine roth angestrichene Telegraphen-Boje.
Gerade gegenüber von der Telegraphen-Boje befindet sich an der Java-Küste
ein kleines alleinstehendes weifses Haus. Dieses Haus mit der Telegraphen-
Boje in eins bezeichnet die Richtung und Lage des Telegraphenkabels, in dessen
Nähe nicht geankert werden darf. Von der Telegraphen-Boje führt ein Südkurs
nach Mount Ikan; derselbe läfst die schwarze Boje von Pakkam an Steuerbord.
Bis Mount Ikan findet man guten Ankergrund zwischen 7 und 15 Fad. (13 und
27m) Tiefe. Es ist nicht zu empfehlen, von Mount Ikan nach der Balz-Seite
hinüber zu steuern, in der Erwartung, Land- und Seebriese zu finden, denn man
kommt ohne dies früh genug weiter ostwärts als nöthig. Vielmehr strebe man
nur danach, Süd zu gewinnen, was namentlich im Monat Dezember der vielen
Windstillen halber oft sehr schwer hält.
Alle Peilungen und Kurse sind milsweisend gegeben.
‘) In Findlay’s Segelanweisung für den Indischen Archipel ist auf Seite 743 diese Boje
als weißfßs bezeichnet.