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getroffen wurde. Eine unverhältnilsmäfsig lange Zeit war erforderlich, um den
sich bis südlich von der Linie erstreckenden Stillengürtel zu überschreiten.
Man traf in demselben aufser lang anhaltender Stille leichte südöstliche und
nordwestliche Briese. Am 10, April überschritt bei leichtem Westwinde
„Niagara“ in 28,1° W-Lg den Aequator,. Es waren dann 32 Tage verflossen,
seit die Bark die Kanalmündung verlassen hatte, und während dieser Zeit hatte
man 40° N-Br in 17,9° W-Lg am 19. März, 30° N-Br in 19° W-Lg am 24. März,
20° N-Br in 24,7° W-Lg am 29. März und 10° N-Br in 27° W-Lg am 1. April
geschnitten,
Nahezu gleichzeitig mit „Niagara“ segelte das Bremer Vollschiff „Marie
Louise“ nach der Linie. Dieses Schiff kreuzte 20° N-Br in 24,3° W-Lg am
30. März, 10° N-Br in 25,5° W-Lg am 2, April und verlor den Passat am
5. April in 5° N-Br und 25,1° W-Lg. Im Stilengürtel wurde dann wenig
Stille, sondern fast immer ganz leichte nördliche und östliche Briese angetroffen,
bei welcher auch am 11. April in 24° W-Lg der Aequator überschritten wurde.
Fast genau in derselben Zeit wie „Niagara“ und „Marie Louise“ voll-
endete ferner auch die mitsegelnde Hamburger Bark „Plejaden“ die Strecke
zwischen 20° N-Br und Linie. Dieses Schiff stand in 20° N-Br und 25,1° W-Lg
am 30. März, in 10° N-Br und 25,7° W-Lg am 3. April, an der äquatorialen
Passatgrenze in 4,1° N-Br und 24,9° W-Lg am 7. April und auf dem Aequator
in 25° W-Lg am 11. April.
Im Südatlantischen Ocean fand „Niagara“ bis nach 0,8° S-Br in 28,2° W-Lg
leichten nordwestlichen Wind. Nachdem derselbe ein Ende genommen hatte,
herrschte für einen halben Tag noch Windstille und setzte erst dann der
SE-Passat ein. Für längere Zeit trat auch dieser letztere Wind in wenig
befriedigender Weise auf, und man mußte 10° S-Br überschreiten, bevor
kräftiger, beständiger Passat angetroffen wurde.
Unweit 21° S-Br in 34,5° W-Lg lief bei einem Barometerstande von
764,4 mm der frische Wind zuerst nordöstlich und später nordwestlich. Nachdem
dann für kurze Zeit noch wieder mäfsiger SE-Wind geherrscht hatte, holte der
Wind zum zweiten Male nördlich und westlich. Am 24. April wurde „Niagara“
unweit 28° S-Br und 32° W-Lg von einer Bö überfallen, durch welche die
grofse Marsstenge, Besanstenge nebst Marsraaen verloren gingen. Dieser Unfall
bewirkte eine Verzögerung der Reise um fast fünf Tage, welche Zeit erforder-
lich war, um die Reservespieren zuzubereiten und nach oben zu bringen. Vom
2. Mai an, als die Bark in 31° S-Br und 27,5° W-Lg stand, wurde sie durch
beständige Westwinde begünstigt und am 12. Mai in 39,8° S-Br zum ersten
Meridian geführt. Man hatte bis dahin 32 Tage in südlicher Breite zugebracht
und dort 10° S-Br in 33,1° W-Lg am 16. April, 20° S-Br in 34,8° W-Lg am
20. April und 30° S-Br in 29° W-Lg am 1. Mai geschnitten.
Beim Ablaufen der Länge wurde als südlichster Punkt 44,3° S-Br in
47° O-Lg angesegelt. Man traf fast nur aus günstiger Richtung wehende, im
Allgemeinen nicht stürmische Winde. Die mehrere Male beobachteten nordöst-
lichen Winde waren in jedem Falle nur von kurzer Dauer; stets folgte auf sie
bald nordwestlicher Wind. Ein sehr schwerer Sturm wurde am 31, Mai und
1. Juni unweit 41° S-Br und 67° O-Lg überstanden. Derselbe begann aus NW
and erreichte aus West bei einem niedrigsten Barometerstande von 742,4 mm
seine gröfste Stärke. Durch die Häufigkeit der elektrischen Entladungen
— St. Elmsfeuer zeigten sich sogar auf den Spitzen der Bootsdavits — zeichnete
sich dieser Sturm besonders aus. In heftigen Hagelböen war die Stärke des
Windes oft orkanartig. Der Sturm mälfsigte sich, als der Wind südlich gelaufen
war, und stieg das Barometer dann im Laufe der nächsten 24 Stunden auf
774,1 mm. Am 4. Juni überschritt „Niagara“ in 37,5° S-Br den Meridian von
80° Ost. Es waren damals 23 Tage verflossen, seit man Östliche Länge
erreicht hatte.
Der Weg zum Passatgebiet wurde bei fast nur aus nördlicher und west-
licher Richtung wehenden Winden zurückgelegt. Nördlich von 32° S-Br drehte
der frische Westwind südlich, und später ging er unweit 29° S-Br und 103° O-Lg
bei einem Barometerstande von 767,6 mm in den SE-Passat über. Man traf dann
befriedigenden Passat nur bis nach 18° Süd an; nördlich von dieser Breite
wurde der Wind anhaltend flau und unbeständig, und als man am 25. Juni nach