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aus Sicht verloren hatte, liefs ich mit zunehmender Wassertiefe von dieser Zeit
an wieder einen ostsüdöstlichen Kurs in einer Entfernung von ca 10 bis 15 Sm
vom Lande entlang steuern, mit der Absicht, die Yulinkan-Bucht anzulaufen,
um dort möglicherweise, wie mir in Hoz-how gesagt war, einen mit den Paracel-
Inseln bekannten Fischer zu engagiren. Gegen 3 p.m. kam die Küste wieder
in Sicht; diese scheint aber in der Karte so falsch gezeichnet zu sein, und
markirten sich auch die einzelnen angegebenen Berge, Spitzen etc. so schlecht,
dafs man kaum einen Punkt von dem anderen sicher unterscheiden konnte und
die verschiedenen Peilungen gröfstentheils nicht untereinander stimmten. Button-
und Mud Islands, welche auf ca 7 Sm Abstand passirt wurden, konnten über-
haupt nicht entdeckt werden, und hielt es sehr schwer, das in der Karte ver-
zeichnete Great Cape zu erkennen, noch schwieriger war es mit der Spitze
Snake und später mit der Spitze Salomon.
Um 5'/2* p. m. befand sich S. M.S. „Freya“ nach astronomischem Besteck
in 18° 11‘ N-Br und 109° 7‘ O-Lg, während das Kap Bastion in OzN und
East-I. in Nz01'L20 gepeilt wurden, welches eine Breite von 18° 7‘ Nord und
eine Länge von 109° 21‘ Ost ergab.
Da es nun schon anfıng dunkel zu werden, die ganze Karte wenig zu
stimmen schien (unter Anderm waren die auf der Karte verzeichneten Felsen
zwischen West- und Last-I. gar nicht zu sehen, und beide Inseln lagen scheinbar
bedeutend näher zusammen, wie angegeben) und ich nicht mehr Zeit verlieren
wollte, gab ich meinen Plan, die Yulinkan-Bucht anzulaufen, auf und steuerte
südöstlich von der Küste ab, um direkt nach den Paracel-Inseln zu dampfen.
Die Luft war unterdessen klar geworden, und es herrschte eine mäßige
güdsüdöstliche Briese vor. Nachdem bis gegen 2 a, m. mw SO'40, von da
Ost mit einer Durchschnittsfahrt von 8,5 Sm, gesteuert war, befand sich am
3. April Mittags S. M. S. „Freya“ in 17° 34,7‘ N-Br und 111° 18,2‘ O-Lg,
ca 29 Sm in NNW von der North Shoal der Paracel-Inseln. Von 12Y2* p.m.
S0OzO steuernd, kam um 6* 20" p.m. Tree Island (Amphitrite-In.) in SzO von
der Bramsaling aus in Sicht, worauf '/2 Stunde lang südlich darauf zu gesteuert
wurde. Als es aber anfıng dunkel zu werden und das Land von Deck aus
nicht unterschieden werden konnte, liefßs ich den Bug des Schiffes nach nörd-
licher Richtung legen. Um 2* Nachts, nachdem stündlich gelothet, jedoch
kein Grund bekommen war, liefs ich mit langsamer Fahrt wieder südlich
zurücksteuern und ging bei Tagesanbruch voll Dampf auf Zree-I. zu, welche
auch, nachdem die Länge um 8" a.m. durch Observation auf 112° 17,5‘ Ost
festgelegt war, 10 Minuten darauf in Süd in Sicht kam. Das die nördlichen
Amphitrite-In. umgebende Riff kennzeichnete sich ganz scharf durch seine hell-
grüne Farbe und die an den Rändern stehende Brandung, wodurch es — bei
fortwährender Handhabung des Hand- und Thomson’schen Patent-Lothes —
nicht schwierig wurde, in West der nördlichen Inseln herum auf die hier vom
Mars aus schon sichtbare Woody-I. zuzusteuern, welche Insel ich behufs Ein-
richtung eines Depots zunächst in Augenschein zu nehmen beschlossen hatte.
Um 11% 30” a.m. war S.M.S. „Freya“ vor Woody-I. angelangt und
ankerte daselbst an der NW-Seite in einer Wassertiefe von 20m, Korallensand
und rothe Korallen, in folgenden Peilungen: Nordspitze von Woody-I. SSO1/20
und Nordspitze von Rocky-I. in 0'/4S, einer Position, die das Schiff nach den
alten Karten eigentlich schon auf das die Inseln umgebende Riff legt, welches
letztere sich jedoch jetzt lange nicht so weit von den Inseln ab erstreckt.
Das Riff selbst ist deutlich sichtbar, entweder durch die am Rande
stehende Brandung oder bei Stille durch die helle Farbe des Wassers auf dem-
selben, Bis dicht heran ist noch überall eine Wassertiefe von 5 bis 6m.
Woody-I. Amphitrite-In. Nach einer durch Offßziere S. M.S. „Freya“
angestellten vorläufigen Exploration hat diese Insel eine Längenausdehnung
von ungefähr 1800m und eine Breite von ca 1100m und ist mit Mangrove-
Gebüsch und ebensolchen Bäumen bis an den aus weißem feinem Korallen-
sand bestehenden Strand, der in einer durchschnittlichen Breite von ca 50m
nach dem die Insel umgebenden Riff abfällt, dicht bewachsen. Sie erhebt
sich nur: sehr wenig über den Meeresspiegel und hat keinen erhöhten
Punkt. Das Riff selbst bietet der Insel guten Schutz, da an seinen
Rändern die See gebrochen wird und innerhalb derselben nur wenig Dünung
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