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Der tiefste Stand, 708,1 mm, wurde vom „Cilurnum“ (33) in unserem Teifun
beobachtet; ein Aneroid an Bord desselben Schiffes zeigte nahe dasselbe Mi-
nimum; der zweite, 712 mm, ist vom „Staghound“ während des grofsen September-
Teifuns 1878 im Ostchinesischen Meere; der dritte ist nach einer Manuskript-
Beobachtung vom „Christian“ am 31. Juli 1879 im Gelben Meere eingetragen;
der vierte wurde im grofsen August-Teifun 1880 auf Oshima beobachtet; der
fünfte endlich im Prinz Adalbert-Teifun. 1, 3 und 4 sind im Centrum selber,
2 und 5 in 30 Sm Entfernung beobachtet; das absolute Minimum im 1878-Teifun
ist also noch geringer gewesen als es Fig. 8 zeigt, ebenso ist es mit dem
niedrigsten Stand im Prinz Adalbert-Teifun.
Kapt. Carrew (12) bemerkte im Centrum eine aufßergewöhnliche Oxy-
dation von Metalltheilen, ebenso (nach einer mündlichen‘ Mittheilung) Kapt.
Christensen. Der Grund ist vielleicht in einer starken Ozonbildung zu suchen,
zu welcher die vom Sturm mit grofser Gewalt durch die Luft gepeitschten
Wassertheile Veranlassung gaben.
Die grofsen Störungen im Gleichgewicht der Atmosphäre, wie sie uns in
Teifunen und Wirbelstürmen entgegentreten, erstrecken ihren Einflufs auch auf
das Meer, in vielen Fällen sogar auf das Erdinnere.*) Im Prinz Adalbert-Teifun
wurde starker Strom bei den Kurilen beobachtet, in diesem Teifun in der Bai
von Tokio am 5./6. Oktober (15).
Bei dem niedrigen Luftdruck im Centrum mufs das Wasser dort höher
stehen als an Orten mit höherem Luftdruck. Auf offener See wird man diesen
Unterschied, der höchstens 1m betragen kann, allerdings nicht wahrnehmen,
ebensowenig wie die Fluthwelle, aber, wie diese, so wird auch eine Teifunwelle
sichtbar werden, wenn sie die Küste erreicht. Bei einem langsam vorrückenden
Teifun wird sie Zeit haben, dem Centrum auf dem Fuße zu folgen, bei einem
schnell dahineilenden, sich aber umsomehr verspäten, je gröfser die Geschwindig-
keit des Centrums ist. Ein langsam vorrückender Teifun begünstigt also eine
solche Welle, Besondere Umstände, welche sie verstärken können, sind ein
Zusammentreffen mit der Springfluth und eine geeignete Küstenlinie.
An der Küste Japans sind es, mit alleiniger Rücksicht auf die Teifune,
die nach Süden offenen Buchten, welche diesen Wellen besonders ausgesetzt
sind. Von der Tokio-Bai nach W gehend, folgen auf einander der Golf von
Suruga (Fig. 1 S.), die Owari-Bai (0.), der Kii-Kanal (K.) mit der Isumi
Nada (I.), der Golf von Kagoshima (K.) und Shimabara (S.), die beiden letz-
teren in Kiushu.
Die einzigen mir bekannten Fälle von Ueberschwemmungen durch Aus-
treten des Meeres bei Teifunen sind folgende:?)
Am 4. Juli 1871 zog ein Teifun-Centrum den K%-Kanal hinauf und richtete
in Kobe und Umgegend beträchtliche Verheerungen an. Abends gegen 10 Uhr
stieg das Meer 1,3 m über die Hochwassermarke und überfluthete einen grofsen
Theil der Unterstadt; der tiefste Barometerstand war 725 mm.
Am 5. August 18803) während eines nach NNW gehenden Teifuns wurden
mehrere Dörfer in der Bucht von Kagoshima unter Wasser gesetzt.
Die Insel Shikoku bildet mit der Kiz-Halbinsel einen weiten, nach N sich
verengenden Trichter, der in die durch Awaji nach W fast ganz abgeschlossene
Isumi Nada übergeht. Dies scheint an der ganzen Südküste die für eine solche
Welle günstigste Konfiguration zu sein.
Der Golf von Kagoshima liegt in niedriger Breite, naho bei den Ziukiu-
Inseln, wo die Geschwindigkeit der Centren im Allgemeinen eine geringe, also
Teifunwellen begünstigende ist. Nach Dechevrens’ Karte war sie am 4.—5. August
1880 9 Sm p. h.; in zwei Teifunen 1878 7,5 und 10,5 Sm.
Die Figg. 9—12 geben eine Uebersicht der Lage des Centrums, der
Isobaren und Winde am Mittag des betreffenden Tages und lassen die schnellen
Aenderungen im Zustande der Atmosphäre über ganz Japan erkennen.
nr 1) S. „Mittheil, d. Deutschen Ges. Ostasiens“, Heft 14, S. 117; Verzeichnifs von Erdbeben
in Tokto,
2) Nach gefälligen Mittheilungen von Herren N. Bögel und Dr. Döderlein.
3) S, Teifunkarte von M. Dechevrens, 8. J. Direktor von Zikawei,