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Der alte Bahama-Kanal wurde von der „Blake“ vollständig durchlothet;
die geringste Tiefe, querab von Paradon-Leuchtthurm, ist 520m (284 Faden);
querab von Lobos-Cay-Leuchtthurm wurden 914m (500 Fad.) gelothet, an einer
Stelle, wo in den Karten vermerkt ist 1650m (900 Fad.), ohne Grund zu
erreichen. Zwischen Jamaica und dem SW-Ende von Haiti wurden mehrere
Lothungen gemacht; sie ergaben, dafs ein schmaler Kanal das Wasser der
Hauptmasse des Caraibischen Meeres mit dem nördlich von Jamaica verbindet.
Dieser Kanal läuft dicht bei Haiti, mit einer gröfsten Tiefe von 2195m (1200
Faden) und einer Bodentemperatur von 4,2°; die durchschnittliche Tiefe ist
1830m (1000 Fad.). Der Boden besteht aus Schlamm (ooze). Längs dem west-
lichen Ende von Haiti nimmt dieser Kanal eine nördliche Richtung an und ist
nicht breiter, als 5—6 Sm, alsdann verläuft er westlich im Süden von Navassa-I.,
mit einer Zunge nach Norden und’ einer anderen zwischen der Formigas-Bank
und Jamaica, Die „Blake“ war hier Ende Januar 1880 und fand 10 Tage hindurch
einen östlich setzenden Strom, '/ı—1 Sm die Stunde. Die Logbücher der Schiffe
des englischen Geschwaders zu Port Royal erweisen sämmtlich einen solchen
östlich setzenden Strom bis zur Mona-Passage.
Jamaica wurde mit der Mosquito-Küste durch Lothungen via Pedro- und
Rosalind-Bank verbunden. Die Tiefen zwischen Jamaica und der Pedro-Bank
waren der Reihe nach:
Fad. 322 320 293 236 381 447
m 508 505 535 4832 697 818
In dieser letzteren Tiefe war die Bodentemperatur 6,9°, Zwischen der
Pedro- und Rosalind-Bank waren die Tiefen:
Fad. 440 675 733 642 688 609 561 478 435 29264
m 805 1235 1340 1174 1259 1113 1025 875 1795 482
Die niedrigste Bodentemperatur war in 1340m Tiefe 4,4°; alle anderen
waren höher. In der engen Passage westlich der Rosalind-Bank war nur wenig
mehr als 370m (200 Fad.) Tiefe.
Während der Monate Februar, März und April schien der Strom durch
diese Kanäle nicht nach. Westen zu setzen, ausgenommen in dem sehr engen
Kanal westlich von der Rosalind-Bank. Mehrere Schiffskapitäne haben östlich
von dieser Bank einen nördlich setzenden Strom gefunden. Ende Februar fand
die „Blake“ östlich der Portland-Bank, am Ostende der Pedro-Bank, bei gleich-
zeitig sehr stark wehendem Passat, einen stark nach Ost setzenden Strom.
Eine Lothungslinie von Santıago de Cuba bis zum Ostende von Jamaica
ergab eine Tiefe von fast 5500m (3000 Fad.), 25 Sm südlich von Cuba. Spätere
Lothungen erwiesen, dafs diese Stelle das östliche Ende eines sehr tiefen Thales
sei, das sich zwischen Cuba und Jamaica weiter nach Westen, südlich von den
Cayman-Inseln bis zur Bucht von Honduras erstreckt. Dies ist die sogenannte
Bartlett- Tiefe, über welche wir in den „Ann. d. Hydr. ete.“, 1880, pag. 497
und 498 ausführlich berichtet haben. Ihre gröfßste Tiefe ist 6270m (3428 Fad.),
20 Sm südlich von Grand Cayman,
Südlich von den Cayman-In, und der Misteriosa-Bank läuft in einem
breiten Streifen der nach Westen setzende Strom, welcher bei der Chinchorro-
Bank sich nach Norden wendet und dor Küste der Yucatan-Passage folgt.
Mit diesem Hauptstrom verbindet sich ein schwacher Strom aus einer
Passage zwischen der Kosalind-Bank und der Mosquito-Küste; aus den anderen
Passagen scheint keine irgendwie bemerkbare Strömung herzukommen. Auch
nördlich von den Cayman-Inseln konnte nur sehr schwacher oder gar kein
Strom bemerkt werden. Südlich von Kap St. Antonio soll ein starker nach
Osten setzender Strom vorhanden sein,
Aus allen diesen hier aufgeführten Angaben schlielst Commander Bart-
lett, dafs eine sehr bedeutende Wassermasse von einer Mächtigkeit bis zu
1300 m (700 Fad.) durch die Windward-Passage in das Caraibische Meer hinein-
getrieben wird, südlich von Cuba weiter nach Westen fliefst und durch die
ucatan-Passage in den Golf von Mexico gelangt. Prof, Hilgard hat in einem
Vortrage vor der Amerik. Akad. d. W. zu Washington „The Basin of the Golf
stream“ auf Grund der Untersuchungen der „Coast Survey“ nachzuweisen