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ausgeführte. Am 30. Oktober 1880 stand dieses, von Gloucester nach Wilmington
bestimmte Schiff in 51,2° N-Br und 5,8° W-Lg, während sich am Mittage dieses
Tages der „von Berg“ in 60,3° N-Br und 5,2° W-Lg befand, Bei leichtem nord-
westlichen Winde schlug die Brigg von jenem Punkte aus den Weg zum Passate
ein, blieb auf dieser Route trotz des unweit 48° N-Br angetroffenen anhaltenden
Ostwindes, und erreichte am 13. November unweit 26,5° N-Br in 29,5° W-Lg
das Gebiet des Passats. Man durchsegelte dasselbe dann in rascher und be-
quemer Fahrt und erreichte den Hafen von Wilmington am 9. Dezember nach
einer fast von keinem Sturme beunruhigten Reise.
Es zeigen die Reisen dieser drei Schiffe, wie sehr ungleich die auf ver-
schiedenen Routen im Winter ausgeführten gleichzeitigen Reisen nach Nord-
Amerika sind. Keine andere Fahrt bietet ähnliche Schwierigkeiten, um für sie
bestimmte Vorschriften zu geben. Doch scheint Dieses zu gelten, dafs jeder
günstige Wind dazu benutzt werdon sollte, sich mit ihm auf kürzestem Wege
dem Ziele zu nähern, und dafs bei anhaltenden stürmischen Gegenwinden nicht
zu lange gegen dieselben zu kämpfen, sondern dann entschlossen andere Breiten
aufzusuchen sind. Denn wehen in mittleren Breiten die westlichen Winde kräftig
und beständig, so ist meistens auch die Aussicht auf guten Passat gegründet.
Oder wehen in Kanalbreiten für längere Zeiten stürmische Ostwinde, so darf
man mit Recht voraussetzen, dafs der NE-Passat weit nach Süden hin verdrängt
oder gar ganz gestört ist. Und entschlielst man sich, nachdem vielleicht schon
die Hälfte des Woges über den Ocean durchsegelt worden ist, auch schwer
dazu, noch den Passat aufzusuchen, so sind im Wiauter auch schon südlich von
Bermuda-Breiten oft östliche und immer weniger stürmische Winde anzutreffen.
Bei alledem hängt jedoch Vieles vom Glück ab. Es kann ein Schiff durch
aufscrhalb des Kanals angetroffene stürmische Gegenwinde dazu bewogen werden,
die Passatroute zu wählen; und während es auf derselben ungünstige Ver-
hältnisse findet, verläfst ein anderer Mitsegler lange nachher den Kanal bei
günstigem Winde und erreicht, der direkten Route folgend, vor dem anderen
Schiffe das Ziel. Gegen ein solch ungünstiges Zusammentreffen kann man sich
nicht sichern, und es hat ein Schiffsführer, der in solchem Falle sich den an-
getroffenen Verhältnissen fügt und dennoch nicht das Gesuchte erreicht, keinen
Grund sich Vorwürfe zu machen.
Am 19. Dezember verliefs „Hedwig“ New-York wieder, um eine Ladung
Petroleum nach Antwerpen zu bringen. Es verlief diese Reise, im Gegensatze
zur Ausreise, in ganz ungewöhnlich stürmischer Weise, und nur das hatte sie
mit ihr gemein, dafs die auf ihr vorherrschenden Winde östliche waren. Schon
am zweiten Tage der Reise nahm der Wind nordöstliche Richtung an, wehte
dann in heftiger Weise und verursachte einen sehr langsamen Fortgang der
Reise. Am 27. Dezember drehte unweit 40° N-Br in 65,5° W-Lg der stürmische
Wind von SE durch Süd nach SW und blieben nach dieser Zeit die Verhält-
nisse für einige Zeit günstig. Am 4., 5. und 6. Januar 1881 überstand „Hedwig“
in der Nähe von 41,5° N-Br und 41° W-Lg einen Sturm, der die Stärke eines
vollen Orkans erreichte, Es wurde durch denselben eine solch hohe See ver-
ursacht, wie Kapt, Minssen sie in seiner langjährigen Nordamerika-Fahrt kaum
je gesehen hatte. Das beigedreht liegende Schiff arbeitete ganz ungewöhnlich
schwer und erhielt Sturzseen über, welche viele Sachen auf Deck zertrümmerten
und wegschlugen. Der Luftdruck sank während dieses Sturmes bis auf 738,0mm.
Nachdem dieses Unwetter sich endlich gemäfsigt hatte, führten leichte West-
winde das Schiff bis zum 9. Januar nach 43,7° N-Br in 32,5° W-Lg. Unweit
dieses Punktes herrschte bei einem auf 734,3mm gesunkenen Luftdrucke fast
Windstille, auf die nach kurzer Zeit östlicher, schnell zum Sturme zunehmender
Wind folgte. Das Barometer fiel dann noch mehr, bis dasselbe am 10. Januar
mit 729,7 mm seinen niedrigsten Stand erreichte. Als es diesen einnahm, wehte
ein orkanartiger Sturm aus Östen, und nachdem derselbe sich gemäfsigt hatte,
blieb der Wind für lange Zeit nachher östlich. Die Reise nahm nun einen
solch langsamen Verlauf, dafs, um von 35° nach 30° W-Lg zu kommen, nicht
weniger als 10 Tage erforderlich waren. Am 25, und 26. Januar wehte es
unweit 50° N-Br und 25° W-Lg abermals in orkanartiger Weise aus Ost. Das
Barometer sank dann auf 725,9mm, blieb, nachdem dieser Sturm schon aus-
getobt hatte, auch noch beim Fallen, und erreichte am 27. Januar, als west-