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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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beständigen Westwinden zur selben Zeit, wie andere nördlicher stehende, nach 
dem Kanal bestimmte Mitsegler unter anhaltenden Oststürmen litten. Am 
10, Januar 1881, als der Mitsegler „General Brialmont“ in 45,4° N-Br und 
26° W-Lg bei einem niedrigsten Luftdrucke von 737,8mm einen sehr heftigen 
Oststurm überstand, segelte die in 30° N-Br und 33,5° W-Lg stehende „ Plejaden“ 
bei mäfsigem Weststurm und einem auf 746,0 mm gesunkenen Barometerstande 
nach Osten. Derselbe Vorgang wiederholte sich am 13. Januar. An diesem 
Tage beobachtete das erstere Schiff in 45,3° N-Br und 26° W-Lg, bei einem 
niedrigsten Luftdrucke von 753,7mm, einen mäfsigen ENE-Sturm, während gleich- 
zeitig die in 35,8° N-Br und 24° W-Lg befindliche Bark „Plejaden“, bei einem 
Luftdrucke von 742,4 mm, vor einem sehr heftigen SW-Sturm segelte. 
Am 18, Januar, an welchem Tage es auch aus WSW stürmte, erreichte 
„Plejaden“ die Mündung des Tajo. Dagegen war es einer ganzen Anzahl von 
mitsegelnden Schiffen nicht möglich, vor dem 29.Januar den Meridian von Lizard 
zu überschreiten. Wäre „Plejaden“ von Lissabon direkt weiter nach dem 
Kanal gesegelt, so würde diese Bark sehr wahrscheinlich dorthin vor allen 
Mitseglern gelangt sein; ihr Ziel also auf einem grofsen Umwege am frühesten 
erreicht haben. 
„Plejaden“ hatte ihre ganze Reise in 98 Tagen vollendet, Von denselben 
waren nur 27 in nördlicher Breite zugebracht worden, und hatte man dort 
10° N-Br in 35,2° W-Lg am 28. Dezember, 20° N-Br in 42,7° W-Lg am 
4. Januar und 30° N-Br in 33,5° W-Lg am 10. Januar gekreuzt. 
In Lissabon erhielt Kapt. Crantz Order, die Reise nach Hamburg fort- 
zusetzen. Die Bark ging deshalb von Lissabon aus am 23. Januar wieder in 
See und erreichte nach 6 Tagen die Kanalmündung, gleichzeitig mit all den 
anderen in höheren Breiten durch Ostwind so lange zurückgehaltenen Schiffen. 
6. Reise des Bremer Vollschiffes „Christine“, Kapt. A. Schulze, 
Am 9, September 1880 befand sich das auf einer Reise von Christiania 
nach Newyork begriffene Vollschiff „Christine“ in 61,7° N-Br und 2,8° W-Lg. 
Von hier aus konnte während der nächsten beiden Tage bei frischem südsüdöst- 
lichen Winde befriedigender Fortschritt nach Westen erzielt werden, und waren 
die später folgenden umlaufenden Westwinde auch nicht ganz ungünstig. Längerer 
Aufenthalt, verursacht durch stürmische Westwinde, ereignete sich unweit 22° W-Lg. 
Einen befriedigenden Verlauf nahm die Reise dagegen, nachdem man am 21. Sep- 
tember nach 55,5° N-Br in 30° W-Lg gelangt war. Auf kurze Stille folgte hier 
südöstlicher Wind, der, nach und nach zum Sturm anwachsend und begleitet von 
einem niedrigsten Luftdrucke von 739,5 mm, durch Ost und Nord nach NW drehte. 
Die auf diesen Sturm folgenden Westwinde waren nicht von langer Dauer, es 
kamen bald wieder östliche Winde durch, um zunächst für längere Zeit die vor- 
herrschenden zu bleiben. Ohne dafs sich dann weiter Erwähnenswerthes ereignete, 
verlief jetzt die Reise, und am 12. Oktober gelangte „Christine“ zum Bestimmungs- 
platz. Es waren 33 Tage verflossen, seit man sich in der Nähe der Shetlands- 
Inseln befunden hatte, und während dieser Zeit war 30° W-Lg in 55,5° N-Br am 
21. September, 50° W-Lg in 45,6° N-Br am 30. September, 60° W-Lg in 43° N-Br 
am 4. Oktober und 70° W-Lg in 40,5° N-Br am 9. Oktober überschritten worden, 
Von Newyork versegelte „Christine“ nach Charleston, und am 5. Januar 1881 
verliefs das mit Baumwolle beladene Schiff auch diesen letzteren Hafen wieder, 
am nach Bremen zurückzukehren. Man traf während dieser Reise keine durch- 
stehenden Westwinde; zwar waren diese letzteren die überwiegend auftretenden 
Winde, aber recht häufig mufste auch gegen Ostwind gekämpft werden. Kin 
sehr heftiger Sturm wurde am 21. Januar in der Nähe von 38° N-Br. und 
13° W-Lg bei einem niedrigsten Luftdruck von 750,8 mm überstanden. Während 
desselben rollte eine ganz ungewöhnlich hohe Sturzsee von hinten über das 
ienzende Schiff, durch welche ein Mann der Besatzung über Bord gerissen, viele 
Zerstörungen auf dem Deck des Schiffes verursacht und das Schiff unwillkürlich 
beigedreht wurde. Einen ganz auffallend niedrigen Barometerstand, der bei 
mälsigen, ziemlich beständigen Westwinden herrschte, beobachtete man vom 
24. bis 30. Januar auf der zwischen 41,5° N-Br in 35,5° W-Lg und 47,5° N-Br 
in 18° W-Lg liegenden Strecke. Der Luftdruck betrug hier fast stets weniger als 
734,0 mm und erreichte einmal den niedrigen Stand von 724,8 mm, ohne dafs auch 
Ann. d. Hydr., 1881, Heft YI (Junil.
	        
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