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Hügelland von Volisso an dem Südabhange; im SO, dem Vorgebirge von
Tschesme gegenüber, ein Saum von tertiären Sülswasser-Ablagerungen, die
in einer Breite von durchschnittlich '/» Meile zu Höhen bis 200m ansteigen
und die Küste von Kap St. Helena (südlich von Kastro) bis zur Mündung des
Thales von Kalamuti begleiten.
Von besonderem Interesse ist ein kleines Gebiet, dessen Gesteine quarz-
freie Hornblende, Andesite und Trachytlaven sind; dasselbe liegt 2 Stunden
nordwestlich vom Gipfel des ca 1270m hohen Heiligen Elias-Berges, nahe der
Kalkschiefergrenze in einem Thalgebiet, welches den Arbeitern in den Antimon-
gruben von Keramo unter dem Namen „Chaos“ bekannt ist.
2, Physisch-oceanische Beobachtungen bei Chios und der
gegenüberliegenden Küste von Kleinasien. Kapt.-Lieut. von Wieters-
heim hat uns aus dem, während seines Aufenthaltes auf der Rhede von Kastro
und auf der Reise zwischen diesem Orte und Tschesme und Smyrna in der Zeit
vom 10. bis 27. April regelmäfsig geführten Beobachtungsjournal einen Auszug
gingesendet, welcher u. A. einige nicht uninteressante Angaben über die von
der „Loreley“ gewonnenen Messungen der Temperatur und des specifischen
Gewichtes des Wassers enthält, insofern diese an Orten angestellt worden sind,
für welche wir bisher keine derartigen besafsen, und weil sie an manchen
Stellen deutlich die Grenze eines kälteren und leichteren von Norden her-
stammenden Stromes und eines wärmeren und zugleich dichteren von Süden
kommenden zu kennzeichnen vermögen.
Während nämlich auf der Reise von Constantinopel bis zur Insel Chios
durch das Marmara-Meer und die Dardanellen in den Tagen vom 7.—10., April
das Wasser nur eine Temperatur von 6°—10° und ein specifisches Gewicht
von 1,014-—1,019 zeigte, stieg am 10. April von 8* a, m. bis Mittag, zu der
Zeit, als die „Loreley“ aus dem Bereiche des kühleren Dardanellen-Stromes,
welcher sich auch noch auf der Aufsenrhede von Chios bemerklich machte, in
den geschützten Binnenhafen von Kastro gelangte, die Temperatur von nur 7,1°
bis 16,8° und das specifische Gewicht von 1,016 bis 1,025 und am folgenden
Tage bis 1,030. Als die „Loreley“ am 12. April mit Verwundeten nach Smyrna
abging und einen zuerst nördlichen, dann östlichen Kurs (mit Dünung aus
NNE bis E) einschlug, sanken in dem nach Süden zu vom Festlande einge-
schlossenen und nach Westen und Norden offenen Hafen von Smyrna Tempe-
ratur und speeifisches Gewicht, erstere bis 14° und letzteres bis 1,023. Bei
der Rückfahrt nach Chios (April 14) fand „Loreley“ eine starke, südlich setzende
Dünung vor, die auf dieser Strecke eine verhältnifsmäfsig niedrige Tempe-
ratur (14°—15°) und ein gleichfalls verhältnifsmäfsig niedriges specifisches
Gewicht des Wassers (1,025) begleiteten. In dem, Kastro und der Küste von
Kleinasien gegenüberliegenden Hafen von Techesme (in dem südlichen Theile
der Strafse zwischen Chios und Kleinasien) wurde von der „Loreley“ wieder
wärmeres Wasser mit einem specifischen Gewicht von 1,030 angetroffen.
Als die „Loreley“ von ihrer zweiten Fahrt nach Smyrna, auf welcher, wie
bei dem Hafen von Smyrna selbst, vom 16. bis 19. April abermals kühleres
(bis 13°) und etwas leichteres (1,026—1,028) Wasser vorgefunden wurde, am
19. April auf der Rückfahrt nach Chios sich befand, stieg bei starker Dünung
aus SSW—SE die Temperatur wieder schnell bis 16°, und das specifische Ge-
wicht nahm zu bis 1,028, In den Tagen vom 20. bis 27. April hielten sich zu
Uhios beide oceanographischen Faktoren fast auf derselben Höhe, die Temperatur
auf 15°—16'/2° und das specifßsche Gewicht auf 1,029—1,030, so dafs man
vielleicht annehmen kann, dafs diese Werthe die für diese Jahreszeit normalen
Werthe darstellen.
Aus den Reiseberichten S. M. S. „Victoria“, Korv.-Kapt. Valois.
Von Gibraltar aus trat am 7. Februar 1881 S. M. S. „Victoria“, Korv.-Kapt.
Valois, über Madeira dio Reise nach der Küste von Liberia (West-Afrika)
an und setzte diese von dort am 11, März über Porto grande auf St. Vincent
(Kap Verde’sche Inseln) nach Bahia fort, wo das Schiff am 27, April zu
Anker ging.