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Nordsee, an der norwegischen Küste, über dem südlichen Ostseegebiete und in
der Umgebung Italiens. Ein entschiedenes Maximum der Frequenz fällt auf
Südschweden. Die wenigsten Minima kommen vor auf einem breiten Streifen,
welcher sich von der westfranzösischen Küste ostwärts über Deutschland und
Oesterreich nach dem Innern Russlands hin erstreckt; auch auf dem Ocean, in
einiger Entfernung von den westeuropäischen Küsten, ist die Anzahl der Minima
unbedeutend, insbesondere westlich von den britischen Inseln. Auffallend gering
ist dieselbe auch über dem britischen Binnenlande und der skandinavischen
Halbinsel, ausgenommen Südschweden. Ans den obigen T’hatsachen geht das
im Allgemeinen jedonfalls gültige Resultat hervor: Die Minima sind am häufig-
sten in den Küstengebieten, am sSeltensten im Binnenlande. . In gebirgigen
Gegenden scheinen die Minima im Allgemeinen nicht häufig zu sein, doch sind
diejenigen Küsten sehr stark frequentirt, in deren Nähe hohe Gebirge aufsteigen.
In der jährlichen Periode ist die Häufigkeit des Auftretens der Minima für die
einzelnen Gebiete sehr verschieden; am gleichmäfsigsten sind die Minima über
alle Jahreszeiten vertheilt über Norddeutschland und Westrussland, ausgenommen
die Ostseeprovinzen, dagegen zeigen sich die gröfsten Unterschiede an der
norwegischen Küste, in der Umgebung Italiens und insbesondere über Süd-
schweden.
Ein sehr interessanter und für die ausübende Witterungskunde besonders
beachtenswerther Gegensatz in der Häufigkeit zeigt sich im Frühjahr und Sommer
auf dem nördlichen und südlichen Gebiete: in Schottland, im ganzen Nordsee-
gebiete, in Südskandinavien sind im Frühjahre (April) die Minima am seltensten,
dagegen im ganzen Gebiete südlich vom 50. Breitengrade zu derselben Jahreszeit
(April, theilweise auch Mai) am häufigsten. Umgekehrt ist auf dem ersteren
Gebiete die Frequenz im Sommer (August, Südschweden, Juli) am gröfsten, auf
letzterem zu dieser Jahreszeit (Juli, August) am geringsten.
Auf der Südhälfte der britischen Inseln ist die Häufigkeit im Frühjahr
and Sommer gleich grofs, auf dem Gebiete nördlich und nordöstlich davon, ganz
Schweden eingeschlossen, fällt das Maximum der Häufigkeit auf den Sommer,
weiter nördlich, etwa über dem Meere zwischen den Fär-Oern und der norwegi-
schen Küste auf den Herbst und endlich weiter nördlich an der nordnorwegischen
Küste und in Lappland auf den Winter. — Südlich und südöstlich von den bri-
tischen Inseln findet dagegen das Maximum im Frühjahr statt.“
Von besonderer Wichtigkeit für den Sturmwarnungsdienst sind diejenigen
Minima, welche stürmische Winde verursachen. Diese Sturmcentra sind am
häufigsten über Nordeuropa verbreitet, und zwar vorzugsweise über Südschweden.
Die Zahl der Minima ist hier fast doppelt so gro[s, wie über gleichen Flächen-
räumen in Schottland, der Nordsee und dem norwegischen Meere, dreimal 8o
grofs als in England, dem südlichen Nordseegebiete- und Norddeutschland,
sechsmal so grofs als in der Umgebung Italiens und endlich neunmal so grofs
als in Frankreich und Süddeutschland. Die Zahlen der auf den Karten ver-
zeichneten Sturmcentren über Russland und dessen Grenzgebieten sind wegen
der daselbst zu gering geschätzten Windstärken mit den übrigen Zahlen nicht
vergleichbar und haben nur Bedeutung mit Rücksicht auf die jährliche Periode.
„Der Jahreszeit nach fällt die Häufigkeit der Sturmcentra nicht ganz mit
derjenigen der Minima überhaupt zusammen. Im Winter treten die häufigsten
Sturmcentra auf im hohen Norden, über den britischen Inseln, vor dem Kanal
und im nördlichen Deutschland, während das mittlere Schweden, ebenso die
Gegend südlich vom Weifsen Meere entschiedene Minima der Häufigkeit auf-
weisen. — Im Frühjahr sind die Sturmcentra am gleichmäfsigsten über Kuropa
vertheilt. Ein entschiedenes Maximum befindet sich in der Umgebung Italiens.
Auffallender Weise sind in dieser Jahreszeit die Sturmcentren am seltensten
über Südschweden, dem ganzen östlichen Ostseegebiete und der Nordsee. —
Im Sommer tritt die Häufigkeit allenthalben zurück, ohne jedoch überall das
Minimum zu errcichen. In dem ganzen Gebiete südlich von der Nord- und
Ostsee fehlen die Sturmcentra im Sommer fast gänzlich. Ueber Nordskandinavien,
den britischen Inseln tritt ein Minimum der Häufigkeit ein, welches jedoch von
der Frühjahrsfrequenz nur wenig verschieden ist. — Der Herbst weist ein
Maximum auf in dem Meere zwischen den Fär-Oern und Norwegen, in Finnland,
Südschweden und den russischen Ostseeprorvinzen.“