Bemerkenswerth sind die Gewitterphänomene, welche am 28. Okt. Nachm.
am Ostrande der Depression auftraten. Die Fortpflanzung der Gewitter erfolgte,
wie es wohl meistens der Fall ist, von West nach Ost. Um 2* p. m. wurden
dieselben beobachtet in Emden und auf Weser-Leuchtthurm, um 3* in Brunshausen,
am 5* in Marienleuchte und Wismar und um 7" p.m. in Warnemünde. Wenn
wir die Windverhältnisse und Temperaturvertheilung zu dieser Zeit näher be-
irachten, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dass hierin die Gewitter ihren
Grund gehabt haben. An der südlichen Nordsee, wo frische bis stürmische
Südwestwinde herrschten, war es ungewöhnlich warm: Borkum hatte um 2" p. m.
9,2°, Wilhelmshaven 10,6°, Cuxhaven 10° und Hamburg 12,2° Wärme, dagegen
nördlich davon, in der Region der Südostwinde, war es beträchtlich kälter:
Keitum hatte zur selben Zeit nur 1,7°, Flensburg 2,6°, Kiel 4,0° Wärme. Die
lebhafte und warme, dampfreiche südwestliche Luftströmung ging nun, den stark
gekrümmten Isobaren am Ostrande der Depression entsprechend, fast plötzlich
durch die südliche in die südöstliche Luftströmung über, in die kalten Luftmassen
einfallend: rasche Abkühlung und starke Kondensation war die Folge, und daher
auch die Gewittererscheinungen.
Vergleichen wir diesen Sturm mit demjenigen vom 21. Oktober, so zeigen
aich allerdings manche Verschiedenheiten, allein im Verlaufe, insbesondere 80-
weit er die deutsche Küste betrifft, hatten beide miteinander eine sehr grosse
Aehnlichkeit,
Abgesehen von der Geschwindigkeit in der Fortbewegung, die bei dem
ersteren Minimum durchschnittlich viel bedeutender war, als bei dem letzteren,
zeigte sich folgende Hauptverschiedenheit in der Intensität beider Minima: während
das Minimum vom 21. Okt, als ganz unbedeutende Depression am Kanal erschien,
sich dann aber rasch und anhaltend vertiefte und erst an der deutschen Küste
Stürme erzeugte, hatte die oben besprochene Depression ihren stürmischen
Charakter schon auf dem Ocean und behielt diesen bis zu ihrem Verschwinden
bei. Gemeinsam war beiden die Bahn vom Kanal durch das südliche Nord- und
Ostsee-Gebiet nach dem nordwestlichen Russland hin, die ellipsenförmigen das
Minimum zunächst umgebenden Isobaren, als begleitende Erscheinungen die ra-
piden Aenderungen des Luftdrucks, insbesondere das rasche Steigen des Baro-
meters, das plötzliche Umpringen und das rasche Auffrischen der Winde auf
der Rückseite, die raschen Aenderungen der Temperaturverhältnisse, und end-
lich die beträchtlichen Niederschläge.
Zur Ergänzung des Obigen folgen im Nachstehenden noch auszugsweise
die Beobachtungsnotizen von den Signalstellen der Seewarte, für die Zeit vom
28.—30. Oktober, wo die Zeichen dieselbe Bedeutung haben, wie in dem ersten
Artikel (s. „Ann. d. Hydr. ete.“, 1880, pag. 615).
Borkum:
Norderney:
Nesserland:
Karolinensiel:
1880 Okt.
72, 8&a.m., SW3 r (17,£) 2p.m. SSW2 t 8&p.m. SW3 ww (6,3)
“ „ SW4 tt (1,6) N6 t „ N5 ww 652)
X, „ N3 hb (1,5) WSW2 hb „ W4 hb (4,0)
3, SW4 w HI (17.2) SW4 r1II „ SW5—6r IV (6,1
X SW6 rFIV (14) „ NE8—9r V „ NE6—7t V (68
A», „ N5 t IV (2,2) „ NNW4wIV „ NNW4 rIV 2,3
Okt. 28, Nachts SE8—9 bis 4" a.m., dann abnehmend bis zur Stärke 4. Okt. 29, von
9b g.m. bis 3 p.m. fast ununterbrochener Regen, dann Aufklaren, 10'/2® a.m.
Wind auf NNE6—8 drehend bei rasch sinkender Temperatur.
28, 8a.m. SW3 tt 2"p.m. SW6 r 8p.m. SW8 tt
29, „ SW8r „ NNW9 t „ N6 hb
30, „ W2 r „ W2 r „ WSW4 r
Okt. 28, 2" p. m. Gewitter, 6—8* p.m. SSW—SW8; Okt. 29, 2" a.m. SW4, Sa.m.
SW8, 11%a.m. SW5, Mittag NNW6, 5 p.m. NNWS8.
28, 8ka.m. SE3 hb (16,0) 2:p.m. WSWSör S$p.m. SE8 r 6,1)
29, „ SWS r (25 „ N8 r „ ENE8 tt (06)
30. A NW3 bb (43 „ NW2 hb „NW6 r (1,4)
,