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Reisebericht des Kapitäns J. H. Stege vom Schiffe „Pallas‘‘,
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
Von Mauritius nach Manila,
Am 21. April 1880 verliefsen wir, in Ballast nach Manila bestimmt, die
Rhede von Port Lowis und steuerten, nachdem wir vom Lande freigekommen
waren, mit auffrischendem Passate südwärts. Der Wind wehte mit mäfsiger
Stärke aus SE bis NE bis nach 29° S-Br und 63° O-Lg. Hier machte er bei
flauer Briese und dicker, regnerischer Luft eine Drehung durch Nord, NW und
SW, und wehte dann wieder für einige Zeit aus der südöstlichen Richtung. Auf
einen, von ununterbrochenem heftigen Regen begleiteten Südsturm von kurzer
Dauer, bei welchem der Luftdruck bis 757,9mm abnahm, folgte in 32° S-Br
und 66° O-Lg eine zweite Drehung durch Ost und Nord, doch ging der Wind
in diesem Falle nicht weiter als bis NW, und blieben von nun an westliche
Winde vorherrschend,
Um eine etwas höhere Breite zu erhalten, steuerten wir zunächst süd-
östlich, wurden aber am 7. Mai in 36° S-Br und 69° O-Lg, nachdem am Tago
yorher der NW-Wind stürmisch geworden und. bei einem heftigen Gewitter und
einem Barometerstande von 749,3mm westlich gelaufen war, durch SW-Sturm,
welcher einsetzte, zu einem östlichen Kurse gezwungen. In der Folge war der
Wind NW und WNW, und erreichten wir damit am 16, Mai 36° S-Br und
91° O-Lg. Schon seit einiger Zeit hatte mit dem nordwestlichen Winde die
Luft im Südwesten fortwährend ein drohendes Aussehen gehabt, das Barometer
war allmählich bis 740,7mm gefallen, und am Nachmittag des genannten Tages
lief der Wind in einer heftigen Gewitterböe nach SW. Wind aus dieser Richtung
begleitete uns bis zum 24. Mai nach 24° S-Br und 105° O-Lg.
Nach einem Tage der Windstille und der Mallıng setzte in 23,5° S-Br
und 105° O-Lg der SE-Passat ein. Am 30, Mai passirten wir die Christmas
Insel und erblickten am 1. Juni, nach einer Reise von 42 Tagen von Port Louis,
Java Head,
Vor der Sunda-Strafse wurden wir mehrere Tage durch flaue nordöstliche
Winde und einen Strom, der 2 bis 3 Sm in der Stunde nach ESE setzte, auf-
gehalten. Des Nachts hatten wir heftige Gewilter; des Morgens beobachteten
wir unter den schweren Wolken häufig Wasserhosen. Erst am 5. Juni gelang
es mit frischem SW-Winde, der während der Nacht mit heftigem Gewitter und
Regen eingesetzt war, die Strafse zu passiren. Der Wind wurde alsbald leicht,
hielt jedoch lange genug an, um uns bis zur Banka-Strafse zu führen,
Am 8. Juni bei Tagesanbruch erblickten wir die Lucipara-Insel im NW
und steuerten deshalb, um nicht zu weit nach West abhalten zu müssen, durch
den Stanton-Kanal. Dieser ist sehr bequem, bietet bei fleifsigem Gebrauch des
Handlothes und häufigen Peilungen weder Schwierigkeiten noch Gefahren, und
hat gegen den Lucipara-Kanal den Vorzug der viel gröfseren Breite. Die in
Findlay’s „Lighthouses of the World“, 1877, angegebenen proposed lightvessels
im Stanton-Kanal sowie bei den Fredrik Hendrik Rocks waren noch nicht vor-
handen.
Während der Durchsegelung der Banka-Strafse war am Tage meistens
flaue südliche Briese; am Abend stellten sich jedesmal Gewitterböen ein,
weshalb ich es für gerathen hielt, während der Nacht zu ankern. Der Strom
lief meistens 3/4 bis 1 Sm in der Stunde in nördlicher Richtung. Der südliche
Strom hielt immer nur sehr kurze Zeit an und war kaum zu bemerken. Quer-
ab von der Mündung des Palembang-Flusses setzte der Strom mit grofser Stärke
auf die Mintok-Spitze zu, so dafs wir uns bei der herrschenden Windstille ge-
nöthigt sahen, auf 50m Wassertiefe zu ankern, um nicht auf die vor Mintok
liegenden Felsen zu treiben. Mit einer frischen östlichen Böe gelang es uns,
die Sumatra-Küste wieder zu erreichen,
Am 12. Juni waren wir frei von der Banka-Strafse, Am 13. Juni passirten
wir mit frischem SW-Winde die Foedjoe-Inselgruppe und segelten dann mit
Aauer südlicher Briese nördlich an der Vietory-Insel vorüber und am 16. Juni
zwischen der Anambas- und der Natuna-Gruppe hindurch,
In der China-See hatten wir Tags leichte Winde aus Süd bis SW und
während der Nacht heftige Gewitter und Regenschauer, die aber. meistens ohne