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des Ganges für einen Tag angenähert bestimmt, wozu die vier Gangpaare,
welche zuerst und zuletzt in der Reihe stehen und die eine Zwischenzeit von
resp. 115, 105, 95 und 85 Tagen haben, benutzt worden. Es ist bemerkens-
werth, dafs die Gröfse der Acceleration bei den diesmal zur Prüfung gelangten
Chronometern im Mittel nicht unwesentlich kleiner ist, als im vorigen Jahre,
nämlich im Mittel 0,0086 gegen 0,0127 im vorigen Jahre (ohne Rücksicht auf
das Vorzeichen). Das Resultat dieser Bearbeitung der Gänge wird am Schlufs
dieses Berichts mitgetheilt, es müssen zunächst einige Bemerkungen über die
dabei zur Anwendung gekommenen Grundsätze vorangeschickt werden.
In dem Bericht über die vorjährige Prüfung der zum eventuellen Ankauf
hierher eingesendeten Chronometer ist eine Klassifieirungs-Meihode angedeutet
worden, welche den Eigenschaften der Chronometer getrennt und besser, als
bisher, Rechnung tragen sollte. Wir wollen diese Andeutung hier weiter ent-
wickeln und bestimmte Vorschläge für die Ausführung dieser Methode machen,
Das Verfahren besteht darin, die zu gleicher Temperatur gehörenden
Gänge paarweise zusammenzufassen, dann wird die Differenz des gröfsten und
kleinsten resultirenden Ganges die Wirkung des Kompensationsfehlers ziemlich
rein, d.h. frei von der Acceleration und zum grofsen Theil auch von zufälligen
Sprüngen darstellen. Diese Gröfse sei '/ı10A. Die gröfste Differenz zweier auf-
einander folgenden täglichen Gänge sei '/ı0B. Endlich werde die tägliche
Acceleration c des Ganges bestimmt durch die Differenzen der zu derselben
Temperatur gehörenden Gänge diesseits und jenseits der Mitte der Prüfungs-
periode, wobei zu gröfserer Genauigkeit die vier ersten Paare genommen werden
sollten, welchen resp. Zwischenzeiten von 115, 105, 95 und 85 Tagen entsprechen.
In t Tagen beträgt die Acceleration '/; ct”, also in 10 Tagen 50c, und diese
Gröfse sei C. Dann sollte nach dem vorjährigen Vorschlage die relative Güte
der Chronometer ausgedrückt werden durch die Gröfse A + 2B + C = MM.
Es handelt sich nun darum, Grenzen für diese Gröfsen festzustellen,
welche in den einzelnen Klassen, in welche man die Chronometer der Güte
nach einrangirt, nicht überschritten werden dürfen. Im Nachfolgenden ist der
Versuch gemacht worden, solche Klassificirungs-Grundsätze aufzustellen, und
ist dabei das Bestreben mafsgebend gewesen, die bisher üblichen Klassifikations-
Grenzen nach Möglichkeit beizubehalten, zugleich aber den einzelnen die mafs-
gebende Gröfse M konstituirenden Faktoren ebenfalls nach Gebühr Rechnung
zu tragen. Wir erinnern dabei zuvor noch daran, dafs A den Kompensations-
fehler, B die Wirkung von Sprüngen und C die Acceleration dos Ganges dar-
stellen. Von diesen ist die Wirkung der Sprünge oder die Gröfse B bei Weitem
die schädlichste und sollte daher bei der Beurtheilung: eines Chronometers eine
hervorragende Rolle spielen, was auch schon dadurch angedeutet wird, dafs
das B bei der Bildung der Gröfse M das doppelte Gewicht der beiden anderen
erhält. Denselben Grundsatz werden wir also auch bei der neuen Klassificirungs-
Methode festzuhalten haben.
Zunächst wird es sich darum handeln, die neue Methode dadurch an die
alte anzuschliefsen, dafs wir versuchen, die alten Grenzwerthe so umzugestalten,
dafs die neuen Grenzwerthe mit Bezug auf A + 2B + C dieselbe Bedeutung
haben, -wie die alten mit Bezug auf A + 2B. Die wesentliche Veränderung,
welche in der neuen Methode auftritt, besteht darin, dafs das alte A die
Acceleration mit enthält, welche in dem neuen eliminirt und in Gestalt des C
für sich in Rechnung gezogen wird. B hat seine Bedeutung behalten, es wird
sich also nur darum handeln, zu bestimmen, um welchen Betrag sich das A
durch Elimination der Acceleration ändern wird.
Da die Werthe der Acceleration sehr verschieden sind, so können wir
nur mit einem Durchschnittswerth derselben rechnen. Aus 22 Chronometern,
die im Jahre 1879/80 geprüft wurden, ergiebt sich der Durchschnittswerth der
täglichen Acceleration des Ganges, ohne Rücksicht auf das Vorzeichen, welches
übrigens überwiegend negativ war, © = 0,0127 und aus den 20 diesjährigen
8 =— 0,0086 und im Mittel aus den 42 Chronometern ce == 0,0107, so dafs es
scheint, als wenn man c = 0,0100 als einen ziemlich richtigen Mittelwerth an-
nehmen dürfe.
Wäro nun die Uhr vollkommen kompensirt und nur mit Acceleration
behaftet, so würde A das Zehnfache der Differenz des ersten und lotzten Ganges