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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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Hiernach besitzt das Wasser dieses Theiles der Nordsee nur ein um 
wenig geringeres specifisches Gewicht, als das des angrenzenden Nordatlantischen 
Oceans, dagegen findet ein erheblicherer Unterschied statt zwischen dem Nord- 
atlantic und dem Polarmeere, indem dieses ein bedeutend geringeres specifisches 
Gewicht aufweist, als der Nordatlantic bis zu ca 66° N-Br. An den Tagen 
des 6. und 7. Juli 1869, an welchen gerade sehr zuverlässige Messungen ge- 
nommen worden sind, trat dieser Unterschied so schroff und scharf begrenzt 
auf, dafs man schon allein durch die aräometrischen Bestimmungen fast im 
Stande war, in diesem Meerestheil die Grenze des kalten und warmen Stromes 
zu erkennen, 
Am 6. Juli, in ca 68° 5‘ N-Br und 4° W-Lg, war das Tagesmittel des 
specifischen Gewichtes an der Oberfläche 1,02618!) und am 7. Juli in 68° 22‘ N-Br 
und 6° 53‘ W-Lg 1,02555. — Die Beobachtungen der Temperatur des Wassers 
an der Oberfläche an diesen Tagen ergaben ferner, dafs von den Morgenstunden 
des 7. Juli ab eine ziemlich plötzliche Abnahme der Temperatur stattfand. Es 
wurde nämlich beobachtet von Juli 6, 8" p.m., bis Juli 7, 10* p. m.: 
8b p.m. 10h p.m. Mittern. ham. 4b a.m. 6ba.m. Sham. 10% am. 
5,0 4,9 4,4 4,4 4,3 4,4 4,1 3,0 
Mittag 22h p.m. 4hp.m. 6hp.m, 8: p.m. 10h p.m. 
3,0 3,0 2,9 3,0 2,9 2,8 
Diese Temperatur- und Dichte-Verhältnisse des Wassers in dieser Gegend 
und Jahreszeit deuten darauf hin, dafs sich hier (in ca 68° N-Br und 6° W-Lg) 
Anfang Juli zwei Ströme von verschiedener Wärme und Dichte treffen, die sich 
nur wenig mit einander mischen. 
Bei dem in der Nähe des Eises oder in diesem selbst gefundenen specifi- 
schen Gewichte konnte eine Abnahme desselben deutlich konstatirt werden, 
ebenso eine Zunahme, sobald man sich von dem Eise entfernte. Das niedrigste 
specifische Gewicht wurde zu Mitternacht vom 1./2. August 1869 in ca 74° 11‘ N-Br 
und 15° 10‘ W-Lg zu 1,0225 gefunden, als das Schiff sich zwischen zwei Eis- 
schollen befand. 
Die an verschiedenen Küstenpunkten, namentlich im Sommer 1870, an- 
gestellten Beobachtungen zeigen u. A. eine sehr beträchtliche Abnahme des 
specifischen Gewichtes und Salzgehaltes infolge des aus den Bächen und Flüssen 
vom Lande in das Meer zugeführten und von den KEisschollen abfliefsenden 
Schmelzwassers. So war z.B. im Winterhafen der „Germania“, in 74° 32‘ N-Br 
und 18° 50‘ W-Lg bei einer Oberflächentemperatur von 10,8° C. ein specifisches 
Gewicht von 1,0054 gefunden worden; das Wasser war überdies durch Sand getrübt. 
Dr. J. Hann ist in seiner auf Veranlassung dieser aräometrischen Unter- 
suchungen Börgen’s abgefafsten Abhandlung „Das specifische Gewicht des Eis- 
meerwassers in Beziehung auf die Theorie der Meeresströmungen“ (s. „Mitth. d. 
Kais. geogr. Ges. in Wien“, 1875, pag. 351—357) u. A. auf Grundlage nicht 
nur der Börgen’schen, sondern auch der englischen und deutschen Bestim- 
mungen”) zu nachstehenden Angaben für die Dichte (auf 17,5° C. reducirt) und 
den Salzgehalt des Wassers in den oben erwähnten vier Gebieten gelangt. 
Nordsee: Dichte 1,0264; Salzgehalt 3,43 %/o. 
Nordatlantic: „ 1,0270; » 3,51 %o0.. 
Polarmeer: » 1,0260; % 3,38 9%. 
Im Eise von Ost-Grönland: „1,0252; » 3,28 9%. 
Hann bemerkt hierzu a. a. O., dafs die von ihm berechneten Salz- 
gehalte trotz der von ihm angenommenen gröfseren Dichte niedriger sind, als 
die von Börgen angegebenen, und dies rühre davon her, dafs letzterer seiner 
Berechnung eine Kochsalzlösung zu Grunde gelegt habe, welche, mag sie auch 
von gleicher Koncentration wie Meerwasser sein, doch ein kleineres specifisches 
Gewicht hat und deshalb für das Meerwasser selbst zu hohe Salzgehalte giebt, 
ungefähr im Verhältnißs wie 139: 130, 
7) Am 5. und 6. Juli Mitternachts betrug das specifische Gewicht noch 1,0265, überhaupt 
das Maximum desselben während der ganzen Beobachtungszeit innerhalb des durchfahrenen Gebietes. 
2) S. 12th No. der „Meteorol. Papers“ und Jahresbericht der „Kieler Kommission zur Er- 
ag er deutschen Meere“, IT und III, pag. 20, cf. „Ann. d. Hydr. ete.“, 1875, pag. 175, und 
879, pag. 5
	        
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