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Deutlich zu verfolgen war hier, wie zu wiederholten Malen das Schiff längere
Zeit mit den es überholenden Depressionen segelte. Einen zwar nicht lange
anhaltenden, aber fast orkanartigen Sturm erlebte man am 11. Januar unweit
45° S-Br in 110° O-Lg. Nachdem am Tage vorher bei frischem NW-Winde
der Luftdruck schon bedeutend abgenommen hatte, herrschte für eine Wache
leiser östlicher Zug, und nachdem das Barometer mit 728,0 mm seinen niedrigsten
Stand erreicht hatte, setzte der Sturm plötzlich aus Süd in seiner vollen Kraft
ein. Oestlich von 136° O-Lg traf man an einem Tage noch wieder stürmischen
NE-Wind, und bei SE-Wind erreichte „La Rochelle“ am 22, Januar den Be-
stimmungsplatz. Die Dauer der ganzen Reise war 85 Tage. Auf dem in öst-
licher Länge liegenden Reiseabschnitte war 80° O-Lg in 45,2° S-Br am 4. Januar,
die Länge vom Kap Leeuwwin in 43,3° S-Br am 12. Januar und 40° S-Br in
132° O-Lg am 17. Januar gekreuzt worden.
Von Melbourne versegelte „La Rochelle“ nach Sidney, und diesen Hafen
verliels das Schiff am 5. März, um nach Apia zu segeln. Auf den leichten
nördlichen Wind, bei welchem man diese letztere Reise antrat, folgte nach
kurzer Zeit kräftiger Süd- und SE-Wind, welcher das Schiff nach 30,8° S-Br in
169° O-Lg führte. Hier, wo man sich am 10. März befand, lief der noch immer
sehr frische Wind nach SW, um von daher für zwei Tage zu wehen. Schliefs-
lich, als er ganz flau geworden war, trat wieder SE-Wind, der nun aber nur
schwach war, an seine Stelle, Nicht weit von 29° S-Br in 178° W-Lg entfernt,
traf „La Rochelle“ auf Stille und leichte östliche und westliche Mallung, aus der
sich nach viertägiger Dauer leichte nördliche und nordwestliche Briese ent-
wickelte, die, ziemlich beständig auftretend, über eine Woche lang anhielt. Die
letzte Strecke von 20° S-Br zum Bestimmungsplatze mufste bei leichter Mallung,
die nördlich von 17° S-Br aus östlicher Richtung kam, zurückgelegt werden.
Vom SE-Passat wurde keine Spur angetroffen. Am 3. April, nach 29tägiger
Reise, ankerte „La Rochelle“ im Hafen von Apia. Es war 30° S-Br in 178,5°
O-Lg am 14. März, 20° S-Br in 168° W-Lg am 26. März; 160° O-Lg in 34,1°
S-Br am 7. März, 170° O-Lg in 31° S-Br am 11. März, 180° in 29,5° S-Br
am 15. März und 170° W-Lg in 25° S-Br am 22. März geschnitten worden.
Kapt. Witt bemerkt, dafs alle während der letzten drei Monate zwischen Sidney
und Apia vollendeten Reisen eine längere Dauer hatten als seine. So ge-
brauchten: Hamburger Bark „Cesar Godeffroy“ 40 Tage; Hamburger Schoner
„Opolu“ 46 Tage; Hamburger Schoner „Tongatabu“ 35 Tage und Hamburger
Bark „Tellus“ 31 Tage.
Am 30, Juni verliefs „La Rochelle“ auch den Hafen von Apia wieder,
um nach Zuropa zurückzukehren. Man traf nun von Anfang an frischen, die
Einhaltung eines Südkurs ermöglichenden Passat, dessen Gebiet sich bis nach
22,5° S-Br in 170,6° W-Lg ausdehnte. Nicht weit von diesem Punkte entfernt,
wo der Luftdruck gleich 763,5 mm war, lief der frische Wind nordöstlich und
später in langsamer gleichmäfsiger Drehung nach links durch alle Striche des
Kompasses nach SE zurück. Es wurde bei diesem Vorgange wie gewöhnlich
eine Ab- und Zunahme des Luftdrucks beobachtet. Mit 759,2 mm, als die Wind-
richtung NNW war, erreichte das Barometer seinen niedrigsten Stand und mit
767,1 mm nach vollendeter Drehung, als der Wind in geringer Stärke wieder
aus SSE wehte, sein Maximum, Mäfsige südöstliche Winde herrschten später
für eine unerwünscht lange Zeit. Westwind, der auf kurze Stille folgte, erhielt
„La Rochelle“ erst in der Nähe von 35° S-Br in 164,5° W-Lg bei einem auf
(72,5 mm gestiegenen Luftdrucke. Die westlichen Winde wehten zunächst für
längere Zeit ganz ungestört. Unweit 45° S-Br in 134° W-Lg erreichten sie am
25. Juli bei einem auf 723,5 mm gesunkenen Barometerstande die Stärke eines
sehr heftigen, von Hagel, Schnee und St. Elmsfeuer begleiteten Sturmes, Der
Westwind endete, als man am 26. Juli nach 46° S-Br in 127° W-Lg gelangt
war; auf kurze Windstille folgte dort östlicher Wind, der gleich am nächsten
Tage bei einem Luftdrucke von 730,6mm bis zum heftigen Sturme zunahm. An-
fänglich kam der Ostwind aus einer hochsüdlichen Richtung, für kurze Zeit war
der Wind manchmal sogar wieder Süd; östlich von 111° W-Lg in 48° S-Br, wo
man sich am 3. August befand, wehte der Wind aber meist aus Ost und NE,
führte häufig Hagel und Schnee und selbst Gewitter herbei, und nahm die Reise
dann nur einen sehr langsamen Verlauf, In der Zeit vom 26, Juli bis zum
Ann. d. Hydr., 1881, Hoft IV (ApriD).