208
unweit 24° N-Br südwestlicher Wind einsetzte, der nach und nach auffrischend
die Brigg ganz bis zur Rhede von Funchal begleitete. Am 26. Oktober wurde
auf derselben nach kurzer Reise von 89 Tagen geankert. Auf dem letzten,
nördlich von der Linie liegenden Reiseabschnitte hatte die Brigg 10° N-Br in
29° W-Lg am 10. Oktober, 20° N-Br in 33,2° W-Lg am 14. Oktober und 30° N-Br
in 24,5° W-Lg am 23. Oktober überschritten. Die in verhältnifsmäfsig niedriger
Breite liegende polare Passatgrenze, wie die beständigen nördlich derselben
angetroffenen Westwinde waren sehr wahrscheinlich Folgen einer auch in
diesem Jahre stattfindenden Herbstdepression des östlichen mittleren Theiles des
Nordatlantischen Oceans. Häufige Gewitter und ein in der Nähe von 31° N-Br
beobachteter niedrigster Luftdruck von 756,5mm deuteten wenigstens darauf hin.
In Madeira erhielt „Marie“ Ordre, nach Marseille zu segeln und wurde die
Reise nach diesem Hafen am 3. November angetreten. Die Verhältnisse hatten
sich inzwischen aber zum Schlechteren verändert, man traf nun anhaltend aus
nordöstlicher Richtung wehende Winde an und mufste längere Zeit gegen die-
3elben gekreuzt werden. Erst am 16. November lief unweit 35° N-Br in 8,5° W-Lg
der Wind nach NW, und wurde dann am nächsten Tage die Stralse von Güraltar,
am 23. November der Hafen von Marseille erreicht,
Il. Reise des Hamburger Vollschiffes „La Rochelle“, Kapt. J. H. Witt.
Am 29. Oktober 1879 befand sich das von Hamburg nach Melbourne be-
stimmte Vollschiff „La Rochelle“ in Sicht des Feuers von Lizard. Stürmischer
NE-Wind führte von dort das Schiff in rascher Fahrt nach Süden, doch wurde
dieser Wind südlich von 41° N-Br flauer und unbeständiger. Zwischen 34° und
32° N-Br wehte an einem Tage der Wind aus westlicher Richtung und in der
Nähe von 30° N-Br, bei einem niedrigsten Luftdrucke von 758,0 mm, stürmisch
aus SE. Es wurde dieser letztere Wind durch jene im Reiseberichte der Bark
„Patagonia“ des Längeren erwähnte Depression verursacht.
Auf den SE-Wind folgte wieder ein mehrere Tage anhaltender SW-Wind,
welch letzterer allmählich abflaute und schliefslich unweit 27° N-Br in 21,3° W-Lg
in Stille überging. Aus der Windstille entwickelte sich endlich am 9. November,
bei einem Luftdrucke von 767,0 mm, der Passat, welcher später zwar ziemlich
beständig, aber fast überall nur sehr flau angetroffen wurde. Nur zwischen 15°
und 8,5° N-Br trat er einigermafsen kräftig auf. Zur südlichen Grenze‘ des
Passatgebietes gelangte „La Rochelle“ am 20. November unweit 7,2° N-Br in
25,7° W-Lg, und drei Tage später wurde in etwa 6° N-Br und 26° W-Lg der
SE-Passat wieder angetroffen. Im Stillengürtel war nur Mallung aus östlicher
Richtung und westliche Strömung beobachtet worden.
Am 26. November überschritt „La Rochelle* in 30,4° W-Lg den Aequator.
Man hatte die Reise vom Kanale her in 28 Tagen vollendet und während dieser
Zeit 40° N-Br in 17° W-Lg am 2. November, 30° N-Br in 21,2° W-Lg am
6. November, 20° N-Br in 24,7° W-Lg am 14. November und 10° N-Br in
26,6° W-Lg am 19. November überschritten.
Im Südatlantischen Ocean wurde zwischen 8° und 10° S-Br nur flauer,
überall sonst aber kräftiger Passat angetroffen. Die südliche Grenze desselben
erreichte man schon in der Nähe von 16,7° S-Br und 32° W-Lg, wo bei einem
von der Linie her fast gleichmäfsigen Luftdrucke von 760,0 mm der Wind nord-
östlich holte. Nachdem dann eine Drehung nach links um den ganzen Kompafs
erfolgt und später der Wind abermals nördlich geholt war, wurden südlich von
26° S-Br anhaltend aus hoch nördlicher Richtung kommende Westwinde ange-
iroffen, die dem Fortgange der Reise sehr günstig waren. Am 16. Dezember
gelangte „La Rochelle“ in 42,3° S-Br zum Meridian von Greenwich, . Es waren
bis dahin 20 Tage in südlicher Breite verbracht worden, und hatte das Schiff
dort 10° S-Br in 34,5° W-Lg am 1. Dezember, 20° S-Br in 30,5° W-Lg am
4, Dezember und 30° S-Br in 25,3° W-Lg am 9. Dezember gekreuzt.
Beim Ablaufen der Länge hielt „La Rochelle* sich zuerst für längere
Zeit in der Nähe von 45° S-Br. Nachdem man jedoch am 27. Dezember unweit
45,2° S-Br und 45,5° O-Lg in Sicht eines etwa 30m hohen Eisberges gekommen
war, wurde eine etwas nördlicher liegende Route eingeschlagen. Die im Allge-
meinen nicht stürmischen Winde waren vorwiegend westlich, doch wurden, be-
sonders östlich von 80° O-Lg, auch verschiedentlich östliche. Winde beobachtet,