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1. Reise des Bremer Vollschiffes „Cornelius“, Kapt. H. Jordan.
Am 7. März 1880, 13 Tage später als von der Weser aus die Reise
nach Baltimore angetreten worden war, befand sich das Vollschiff „Cornelius“
in der Nähe von Fair Island. Auf die hier zur Zeit wehende leichte nordöst-
liche Briese folgte noch am nämlichen Tage ein steifer NW-Wind, gegen den
während der nächsten vier Tage nur ein sehr geringer Fortschritt erzielt werden
konnte. Am 11. März lief der Wind südöstlich, und nach dieser Zeit war der
Verlauf der Reise ein befriedigenderer. Derselbe würde ein noch rascherer
gewesen sein, wenn der Wind nicht zu oft in übergrofser Stärke, durch welche
sine volle Ausnutzung desselben oft unmöglich gemacht wurde, aufgetreten wäre.
Die Windrichtung war meistens eine südliche, oft eine südöstliche. Unter den
vielen beobachteten Stürmen war der heftigste derjenige, welcher am 20, März
in der Nähe von 56° N-Br in 38° W-Lg überstanden wurde, Der hier orkan-
artig aus Ost wehende Wind machte das Beidrehen des Schiffes erforderlich,
aud nachdem der Luftdruck bis auf den sehr niedrigen Stand von 719,3mm
gefallen war, lief der Wind um nach SW, um von daher in gleicher Stärke zu
wehen. Nach diesem Sturme, welcher erst gegen Tagesschlufs des 21. März
ein Ende nahm, wurden keine nennenswerthe Stürme mehr angetroffen, und bei
westlichen, nur selten von Ostwinden unterbrochenen Winden wurde der noch
vorliegende Theil der Reise zurückgelegt. Am 22. April erreichte „Cornelius“
die Chesapeake-Bai. Es war die Reise, von der Nordspitze Schottlands ab, in
46 Tagen vollendet und während dieser Zeit 30° W-Lg in 59,7° N-Br am
15. März, 50° W-Lg in 45° N-Br am 2. April, 60° W-Lg in 43,3° N-Br am
7. April und 70° W-Lg in 839,9° N-Br am 19. April gekreuzt worden.
Am 28, Juli befand sich das damals auf einer Reise von Bristol nach
Baltimore begriffene Schiff in 49,2° N-Br und 10,7° W-Lg. Westliche und
nördliche Winde, die während der zunächst folgenden Zeit angetroffen wurden,
drängten von jenem Standpunkte ab das Schiff nach Süden und bewogen
Kapt. Jordan, die Passatroute aufzusuchen, um dort die erforderliche Länge
gyutzumachen, Schon nördlich von 34° N-Br wurde das Gebiet des Passats
erreicht, doch traf das Schiff in demselben keinen besonders beständigen Wind,
Am 22. und 23. August erlebte man in der Nähe von 27° N-Br in 54° W-Lg
einen ziemlich heftigen Orkan, der aus Ost begann und in dem später, nachdem
der Luftdruck bis auf 752,5mm gefallen war, der Wind seine Richtung nach
Süd veränderte. Das Barometer zeigte innerhalb drei viertel Stunden eine
Luftdruckabnahme von 3,5mm.
Nachdem dieser Sturm sich gemäfsigt hatte, herrschte für längere Zeit
ziemlich frischer Passat, und gelangte „Cornelius“, als wieder ein nördlicherer
Kurs gesteuert wurde, am 29. August in 30,5° N-Br und 67,8° W-Lg zu dessen
nördlicher Grenze. Nachdem dieselbe überschritten worden war, hielten Stille
nd Mallung das Schiff längere Zeit gefangen. Erst am 5. September traf man
unweit 32° N-Br in 72,5° W-Lg südwestlichen Wind an, welcher wieder rascheren
Fortgang der Reise ermöglichte. Bei veränderlichen nordöstlichen und nordwest-
lichen Winden wurde der letzte Theil der Reise zurückgelegt. Am 11. September
erreichte „Cornelius“ die Chesapeake-Bai. Es waren 45 Tage verflossen, seit
man 10° W-Lg verlassen, und während dieser Zeit hatte man 30° N-Br in
27,5° W-Lg am 7. August, 30° W-Lg in 29° N-Br am 8. August, 50° W-Lg
in 27° N-Br am 21. August, 60° W-Lg in 27,7° N-Br am 25, August und
70° W-Lgy in 29,7° N-Br am 2. September geschnitten.
2. Reise der Hamburger Brigg „Mathilde“, Kapt. W. Bruhns.
Am 27. Juli 1880 befand sich die auf einer ihrer gewöhnlichen Reisen
nach Lagos begriffene Brigg „Mathilde“ in der Nähe der Mündung des Kanals,
Bei hier angetroffenen SW-Winden konnte man während der nächsten drei
Tage nur sehr langsamen Fortschritt nach Süden machen, nachdem jedoch am
29. Juli die Windrichtung eine nordwestliche geworden war, nahm die Reise
einen befriedigenderen Verlauf. Unweit 40° N-Br drehte der vorher nordwest-
liche Wind durch Nord nach NNE, doch erreichte man, obgleich der Wind für
jängere Zeit die letztere Richtung beibehielt, das Gebiet des eigentlichen Passats
nicht eher, als in 29,5° N-Br und 18,8° W-Lg. Innerhalb desselben segelte „Mathilde“