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hängige Korrektion. Es fanden sich jedoch in den Cambridger Tafeln auch
mitunter Fehler, welche 10“ überschritten und stellen weise sogar bis auf 20” stiegen.
2, Die Tafeln von Thomson zeigten sich von diesen Fehlern oder
von Druckfehlern der Cambridger Tafeln nicht beeinflufst, sondern stimmten
gewöhnlich mit der strengen Rechnung besser überein; indessen kamen auch
hier Differenzen bis zu 10“ vor, und nicht selten lagen die kleinen Fehler der
Thomson’schen Tafeln auf der entgegengesetzten Seite von den Fehlern der
Cambridger Tafeln.
3. Es ist hiernach kein Grund vorhanden, die Tafeln von Thomson
als entlehnt aus den Cambridger Tafeln anzusehen; und wenn die Heraus-
zeber späterer Konkurrenztafeln sich auf die Cambridger Tafeln, statt auf
die für ihren Zweck schon fertigen Tafeln von "Thomson berufen, so mus es
andlich scheinen, dafs man Gründe hatte, lieber ein Werk des vorigen Jahr-
hunderts als indirektes Hülfsmittel zu citiren, statt die direkte Quelle der Gegen-
wart zu nennen.
Der anerkannte Werth von Thomson’s Tafeln, die sich in der Praxis
beständig bewährten, wird auch eine Ursache gewesen sein, warum die strengeren
Rechnungen mittelst der direkt berechneten und leicht zu interpolirenden
kleineren Tafeln mit doppeltem Eingange (wie die Tafeln von Horner und
Gordon) nicht eine ähnliche Aufnahme im Seegebrauch gefunden haben, ob-
vleich die Rechnung danach nicht sehr viel länger wurde, Nach Horner’s
Verfahren ist zuerst die Wirkung der Refraktion auf die Distanz aus drei
kleinen Hülfstafeln, der folgenden Formel gemäfs, zu entnehmen, wovon nur der
letzte Theil @ Sn x berechnet wird:
sin D
Di —D = (m—1) | tg 10D — tg '42T + (cosee T — cosec D) sin vers T }
+ sin T
© Sn D’
‘ +‘
wo m = eos br ea T=h-—H und g der Refraktionsunterschied der beiden
cosh cos H
Höhen ist. Die wahro Distanz ergiebi sich dann aus der Berechnung der
zweiten Formel:
DD De Psinh n P sin (H + '/2p) cos Dı
4 Sin 'A(D'+ Di) sin !(D‘ + Di)
and damit ist zugleich der Einflußs der Gröfsen zweiter Ordnung vollständig
genug berücksichtigt. Im 6. Bande der Corresp. astron. hat von Zach diese
auf Zehntel-Sekunden berechneten Horner’schen Refraktionstafeln auf 12 Oktav-
zeiten abdrucken lassen, in Veranlassung der vorher von ihm bekannt gemachten
Methode von Elford,!*) worüber er nun noch nachträglich hinzufügte: „Nous
nous felieitons doublement d’avoir publie cette methode dans notre Correspon-
dance; d’abord parce qu'elle nous a fourni l’occasion de provoquer l’explication
qu'en a donne le plus grand gEometre de I’Italie; ensuite parce quelle nous a
procure€ une autre methode plus exacte et des tables plus correctes que nous
publions dans ce moment.“ Ueber die Explication von Plana ist schon oben
berichtet; aber ungerechnet der hier gerühmten schönen Leistung von Horner
wurde von Zach doch nicht abgehalten, sieben Jahre später seine ganze Auf-
merksamkeit den Tafeln von David Thomson zuzuwenden und nach einer
amfangreichen Prüfung ihren bedeutenden Werth für den nautischen Gebrauch
anzuerkennen. Nach allem Bisherigen wird man das Urtheil nur gerecht finden,
dafs die Thomson’sche Tafel eine der gröfsten und nützlichsten Arbeiten ist,
die jemals für die nautische Astronomie ausgeführt wurden.
19) Zwei Jahre vorher hatte schon Ducom (Cours d’observations nautiques, Bordeaux 1820)
die Elford’sche Methode mit der primitiven Elford’schen Tafel als „Methode de Lions abregee“
aufgenommen, wie es scheint, nach einer englischen Quelle, die Elford’s Namen nicht nannte, Die
Vermuthung von Zach’s, dafs es Turner’s Tafel gewesen sein könne, ist aber ebenso unhaltbar,
wie die frühere Beschuldigung Elford’s, dafs Turner’s Tafel aus der seinigen gebildet sei, denn
Elford giebt nur Gruppen von Höhen und Turner bestimmte einzelne Höhen als Argument der
Tafel an. Dnconf sagt noch über diese Methode: „que beaucoup de marins, sur-tout parmi les
ötrangers, employaient cette methode fort-courte . . . et quelle peut avoir son utilite dans les
eirconstances ou le service dn board Ilaisse peu de tems aux ealenlatenrs.“