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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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Trinkwassers beraubte, Mannschaft dann eine sehr lange Zeit auf dem Wracke. 
Einen nach dem Anderen tödtete der Hunger und der Durst, und als der von 
St. Francisco nach Honolulu bestimmte Dampfer „Moses Taylor* am 19, Oktober, 
108 Tage nach dem Orkan, das Wrack antraf, fand das abgeschickte Boot 
nur noch den dem Tode nahen, fast bewufstlosen Kapitän Hoepken. 
Ein dritter Fall betrifft das Hamburger Schiff „Zanzibar“, welches wäh- 
rend einer Reise von Manzanillo nach Callao von einem Orkane heimgesucht 
wurde, Dieses, bei frischem NE-Winde einen Südkurs verfolgende, Schiff be- 
fand sich am 24. Juli 1865 in 13,2° N-Br und 108,2° W-Lg. Im Verlaufe des 
Nachmittags wurde jener Wind stürmisch, und um 2 Uhr Morgens des 25, Juli 
lenzte man vor heftig stürmendem NNE-Winde. Nach dieser Zeit drehte der 
Wind wieder östlich, und um 8 Uhr Morgens des 25, Juli war seine Richtung Ost. 
Die Gewalt des Sturmes nahm nach dieser Zeit noch stetig zu, und um 4 Uhr 
Nachmittags mulste man mit dem, bis dahin platt vor dem Winde nach Westen 
lenzenden Schiffe beidrehen. Kurze Zeit nachdem dieses geschehen war, lief 
der Wind um nach Süd und am Ende des Tages mäfsigte sich auch die Wind- 
stärke. Das Schiff verlor in diesem Orkan die grofse Marsraa und das 
Sturmsegel. 
Noch ein anderer Orkan, der besonders deswegen bemerkenswerth er- 
scheint, weil er in einem so weit von der Küste Mexikos ab gelegenen Theile 
des Stillen Oceans auftrat, ist der folgende. 
Am 21. September 1870 befand sich die, unter Hawaiischer Flagge 
segelnde, nach Honolulu bestimmte Bark „R. €. Wylie“ in 13,3° N-Br und 
140,7° W-Lg. Das Schiff, dessen Barometer während eines früheren, in der 
Nähe des Kap Horn stattgefundenen, Sturmes leider zerbrochen war, und wel- 
ches aus diesem Grunde keine Angaben über Luftdruck bringt, hatte von der 
Linie her die, zu dieser Jahreszeit selbst in dieser Länge noch häufigen, süd- 
lichen und südwestlichen Winde beobachtet. Am 22. September war der 
Mittagsort 14,4° N-Br und 140,9° W-Lg. Hier war der leichte Wind sehr 
veränderlich in seiner Richtung, jedoch noch vorherrschend südlich und westlich. 
Bei schwüler warmer Witterung fiel strömender Regen und aufser kurzer nord- 
nordöstlicher und östlicher See, deutete noch nichts auf das erwartete Einsetzen 
des NE-Passats hin, Am Mittage des 23. September stand das, einen Nord- 
kurs verfolgende, Schiff in 16,4° N-Br und 140,8 W-Lg. Hier zeigten sich 
Anzeichen von kommendem Unwetter; und obgleich man an Bord an die Mög- 
lichkeit des Auftretens eines Orkanes in diesem Theile des Oceans kaum glauben 
wollte, bereitete man sich doch, so gut und rasch wie möglich, auf stürmisches 
Wetter vor, Nachmittags nahm der aus West und SW wehende Wind stetig, so 
wie das mit etwa 6 Kn Fahrt nach Norden segelnde Schiff an Breite gewann, 
an Kraft zu, und in den häufigen Böen wehte der Wind schon als Sturm. 
Dabei lief aus Nord eine derart kurze und hohe See, dafs beim Stampfen des 
Schiffes das Wasser meterhoch über die Back rollte. Aus südwestlicher Rich- 
tung, von woher doch der Wind wehte, war zur Zeit fast gar keine See be- 
merkbar. Während der Nacht wurde der Wind immer heftiger, und bei Tages- 
anbruch des 24, September war die Windstärke fast schon orkanartig. Um 
8 Uhr Morgens betrug die Stärke des, allmählich nacn SzW umgelaufenen, 
Windes 11. Es blitzte in westsüdwestlicher Richtung und, so lange wie es dunkel 
war, leuchtete auf allen Mastspitzen das St. Elmsfeuer, In der Kimm ringsum stan- 
den dunkle Wolkenbänke, und unaufhörlich fiel strömender Regen. Das Schiff 
hatte bis dahin platt vor dem Winde gelenzt. Die See lief um diese Zeit aber 
so aufserordentlich hoch und war so wild und unregelmäfsig, dafs das ganze 
Schiff dadurch unter Wasser gesetzt wurde. Ohne sich grofser Gefahr auszu- 
setzen, konnte nicht weiter gelenzt werden, und wurde daher um 8 Uhr Morgens 
über B.B.-Bug beigedreht. Am Mittage des 24. September stand das Schiff in 
17,6° N-Br und 140,7° W-Lg. Die Windstärke hatte um diese Zeit schon 
etwas wieder abgenommen und zugleich war die Windrichtung SSE geworden. 
Es bewegte der Orkan sich augenscheinlich westwärts und das Schiff befand 
sich auf der Rückseite desselben. Um 4 Uhr Nachmittags, als der Wind nach 
SE umgelaufen war, liels der Kapitän, um den günstigen Wind auszunutzen, 
wieder platt vor dem Winde abhalten. Kaum hatte das Schiff aber für wenige 
Stunden einen nordwestlichen Kurs verfolgt, als der Sturm wieder heftiger wurde.
	        
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