schiedenen bei der, Zunahme des Eises mitwirkenden Faktoren, diese sind die
Temperatur der Luft und des Wassers, die von der Porosität und der allgemeinen
Struktur des Eises abhängige Leitungsfähigkeit desselben und zumeist die
Schneebedeckung. Einige Messungen wie in der Disaster- und Assistance-Bai
(5. und 7.) zeigen sogar Fälle, in denen die spätere Dicke des Eises geringer
gefunden wurde, als die frühere, obwohl die Messungen ganz oder nahezu an
derselben Stelle vorgenommen worden sind.
Im Allgemeinen stellt sich jedoch aus den vorhandenen Messungen heraus,
dafs das Eis bald nach dem Begion seiner Neubildung rascher an Dicke zu-
nimmt, als später, näher bei dem Zeitpunkte, in welcher das Maximum der-
selben eintritt.
4. Alle uns bis jetzt bekannt gewordenen und oben (1.—15.) mit-
getheilten direkten Messungen der Zunahme der Dicke des im Laufe eines
arktischen Winters (September bis Mai) gebildeten Eises ergeben zunächst als
größte Maximalwerthe für die HEisdicke 2,3m (7. und 9a), 2,2m (3. und 10.),
2,1m (2., 4., 9c) und 2,0m (11. und 14.), und zwar fast sämmtlich im Mai,
nur mit Ausnahme von 2. und 4., an welchen zwei Orten die Messungen
nur bis zum Monat März reichten. Der Beginn der Bildung von neuem Kise
fällt fast ausschliefslich in den Monat September, in welchem die mittlere
Monatstemperatur fast überall in den arktischen Gegenden unter 0° sinkt.
5. Eine Beziehung der arktischen Wintertemperaturen zu der Dicke des
Eises und ihrer Zunahme läfst sich herleiten, wenn man die durch einfache
Addition der Tagesmittel der Temperaturen erhaltenen Summen derselben mit
der während derselben Zeit gemessenen Eisdicke kombinirt, wie es, unseres
Wissens, zuerst Dr. K. Weyprecht in seiner sehr beachtenswerthen Schrift:
„Die Metamorphosen des Polareises“ (Wien, 1879), pag. 138—142, versucht hat,
Aus den Messungen der Eisdicke bei Kap Wilczek (15.), Port Bowen (10.)
und Disaster-Bai (8.) und den Temperatursummen von — 500° bis —5000° R.
(—625° bis —6250° C.) leitet er als „wahrscheinlichste Kurve“ eine solche ab,
welche durch folgende Koordinaten bestimmt ist:
Summe d, Temp. °C.: —625 -—1250 —1875 ——2500 —3125 —3750 -— 4375 —5000 —5625 —6250 —12500 -—25000 —37500
°R.: —500 —1000 —1500 —2000 —2500 —3000 —83500 —4000 —4500 —5000 —10000 — 20000 —30000
Mittel d, Eisdicke m: 0,63 0,92 115 1,34 1,50 12165 1,77 1,89 1,99 2,09 2,94 4,10 4,83
(aus No. 8, 10, 15)
Differenz für je 500° R.: +0,29 +0,23 +0,21 +0,16 40,15 +0,12 +0,12 +0,10 +0,10
Aus dieser Reihe schließt Weyprecht, dafs, wie tief auch die mittlere
Wintertemperatur in der arktischen Zone sinken möge, „das (in einem Winter
arzeugte) Eis eine ungefähre Dicke von 6—7m niemals überschreiten kann,
wenn auch im Sommer gar kein Eis mehr von der Oberfläche abthauen sollte,
vorausgesetzt jedoch, dafs die Temperaturen im Innern des arktischen Beckens
nicht sehr verschieden sind von jenen, welche in den bis jetzt untersuchten
Gegenden beobachtet wurden.“
6. Der Temperatursumme = —6250° C. in obiger Reihe für die Eisdicke
von ca 2m entspricht eine Durchschnittstemperatur von —23° für die neun
Monate des arktischen Winters, September bis Mai, und diese selbe Temperatur
ergiebt sich auch aus der nachstehenden von uns zusammengestellten Tabelle I
für 20 Orte zwischen Banks-Land und Melville-I. einerseits, und der Ostküste
des Hall-Bassins, des Smithsundes und der Baffins-Bai andererseits, welche
zwischen 82°—72° N-Br und 120°—60° W-Lg gelegen und dem erkältenden
Einflusse des amerikanischen Festlandes bezw. Kältepoles unterworfen sind,
and kontinentales Klima, d. h. kältere Winter und wärmere Sommer be-
sitzen. Diese Tabelle giebt für jeden Ort die geographische Lage. des-
gelben, das Jahr der Beobachtung, die durchschnittlichen Winter-, Sommer-
und Jahrestemperaturen während der Beobachtungszeit, das betreffende Schiff
bezw. Kommandant und Beobachter, und endlich die Quellen, aus denen die
Temperaturangaben in der Tabelle hergeleitet sind. Die Tabelle II enthält die
ähnlichen Angaben für Orte zwischen 80°—65° N-Br und 55° West—60° Ost—
175° West, welche sich mehr unter dem ausgleichenden Einflusse ausgedehnter
Meere oder warmer Strömungen befinden.