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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

7. Reise der Stettiner Bark „J. F. Mann“, Kapt. 6. William. 
Am 27, Oktober 1879, nur einen Tag später als von Newport aus die 
Reise angetreten worden war, überschritt die nach Martinique bestimmte Bark 
„J. F. Mann“ den Parallel von 50° Nord. Kräftige, fast ununterbrochen aus 
nordöstlicher Richtung wehende Winde führten von hier aus das Schiff in rascher 
Fahrt nach 38° N-Br in 20,7° W.Lg. Nicht weit entfernt von diesem Punkte 
lief der Wind‘ nordwestlich, wehte auch von dorther zunächst noch kräftig, 
schliefslich aber an zwei Tagen nur als leichte Briese. Am 5. November befand 
die Bark sich in etwa 32,5° N-Br und 22,5° W.Lg. Es folgte hier, wo der 
Luftdruck 763,0 mm betrug, auf den fast zur Stille herabgesunkenen Westwind 
züdöstlicher Wind, der im Laufe des nächsten Tages zum heftigen Sturme zu- 
nahm. Am 6. und 7. November wehte es in 31,0° N-Br und 24° W-Lg orkan- 
artig aus SE; das Barometer erreichte hier mit 745,8 mm seinen niedrigsten 
Stand. Heftige Gewitter entluden sich während des Sturmes, und eine Wasser- 
hose wurde in der Nähe des Schiffes bemerkt. Dabei lief die See so aufser- 
ordentlich hoch und unregelmäfsig, dafs durch überschlagende Sturzseen das 
Boot und das Steuerruder zerschlagen wurde. Nach 8 Uhr Abends am 7. No- 
vember drehte der Wind durch Süd nach SW, und am 8. November mäfsigte 
sich allmählich der bis dahin fast orkanartige Sturm. 
Gleichzeitig mit „J. F. Mann“ und in geringer Entfernung von demselben 
überstand diesen Sturm auch das Bremer Vollschiff „Doris“, Kapt. L. Warnken. 
Am Mittage des 6. November, als man an Bord dieses Schiffes mit 746,9 mm 
den niedrigsten Luftdruck beobachtete, stand dasselbe 45 Sm in der NOzN- 
Richtung vom „J. F. Mann“ entfernt. Das Vollschiff drehte dann nicht bei, 
sondern lenzte mit einer Fahrt von 11 Kn platt vor dem in Stärke 10 aus ESE 
wehenden Winde. Es gerieth durch dieses Verfahren in den nordwestlichen 
Quadranten der Depression, entfernte sich vom Centrum, der Luftdruck nahm 
nach kurzer Zeit zu, und das Umlaufen des Windes erfolgte durch Nord nach 
NW, im Gegenpsatze zu dem bei der Bark stattfindenden durch Süd nach SW. 
Am Mittage des 7. November, als das Vollschiff in 29,9° N-Br und 28,4° W-Lg 
220 Sm WSW von der Bark stand, beobachtete man dort bei einem Barometer- 
stande von 752,5 mm Wind aus Nord in Stärke (7), während die Bark noch 
unter einem Sturme aus SE in Stärke (11) litt und einen Barometerstand von 
749,2 mm hatte, den niedrigsten Luftdruck sogar erst einige Stunden später 
erhielt. Auch von „Doris“ war um 8'/% Uhr Morgens des 6. November eine 
grofse Wasserhose beobachtet worden. 
Aufser den beiden vorerwähnten Schiffen erlebte dieses Unwetter auch 
die Hamburger Bark „Louise & Georgine“, welche am Mittage des 6. November 
in 28,5° N-Br und 18,5° W-Lg stand. Der bei diesem Schiffe nicht völlig so 
heftig auftretende Sturm erreichte hier seine gröfste Stärke während der Nacht 
vom 6. auf den 7, November. Auffallend war bei „Louise & Georgine“ das 
nnaufhörliche Blitzen und das auf allen Toppen und Raanocken leuchtende 
St. Elmsfeuer, wie die wilde unregelmäfsige See. Nachdem der niedrigste 
Luftdruck um 4 Uhr Nachmittags am 6. November mit 757,6 mm beobachtet 
worden war, endete der Sturm gegen Tagesschlufs am 7. November, indem der 
Wind nach SSW umlief und abflaute. 
Auf den Sturm folgten bei „J. F. Mann“ mäfsige, längere Zeit anhaltende, 
westliche Winde und südlich von 26° N-Br leichte veränderliche Ost- und 
Westwinde, bis es schliefslich am 19. November gelang, in etwa 21° N-Br und 
28° W-Lg das Gebiet des NE-Passats zu erreichen. Auch in diesem traf man 
eine wenig befriedigende Gelegenheit. Nicht weit von 44° N-Br in 16,8° W-Lg 
entfernt, wo der Luftdruck nur 758,0 mm betrug, drehte der leichte Wind durch 
Süd nach West. Man war hier in eine regelmäfsig verlaufende Passatstörung 
gelangt, und erst, nachdem der Wind drei Tage lang aus West geweht hatte 
und endlich durch Nord nach NE umgelaufen war, erhielt man wieder Passat, 
Nach dieser Zeit trat der Passat etwas beständiger auf und schliefslich führte 
derselbe die Bark am 9. Dezember zum Bestimmungsplatz, Die Reisedauer be- 
irug 43 Tage und während derselben war 40° N-Br in 19,0° W-Lg am 1. No- 
vember, 30° N-Br in 23,8° W-Lg am 9. November und 20° N-Br in 31,4° W-Lg 
am 21. November, ferner 30° W-Lg in 20,5° N-Br am 20. November und 
50° W-Lg in 18,3° S-Br am 2. Dezember geschnitten worden.
	        
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