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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 9 (1881)

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herwehend) während des Herbstes und Winters. Bei der bedeutenden Längen- 
ausdehnung des japanischen Reiches und der grofsen Verschiedenheit in der 
oceanographischen Beschaffenheit kann zwar von einer Gleichförmigkeit des 
Klimas keine Rede sein, doch beherrscht ein gemeinsamer Zug das ganze Gebiet, 
and insbesondere die vier grofsen Inseln. Die Witterungserscheinungen Japans 
spiegeln nämlich das Klima des benachbarten Kontinents wieder, indem sie ums 
einen feuchtheißen Sommer und einen langen, verhältnifsmäfsig kalten und 
heiteren Winter zeigen. Aber die Umgebung des Meeres und insbesondere die 
warme äquatoriale Strömung desselben, der Kuro-siwo und sein westlicher Zweig, 
die Tsusima - Strömung, !) bewirken eine beträchtliche Abschwächung jener 
kontinentalen Extreme und lassen den Monsunen keineswegs die ungetheilte 
Herrschaft. Sie bewirken insbesondere kühlere Sommer und viel mildere Winter, 
sowie mehr Feuchtigkeit während des ganzen Jahres, als sie den Ländern auf 
der Westseite des Gelben und des Japanischen Meeres zu Theil werden. Immer- 
hin aber sind die klimatischen Gegensätze zwischen Sommer und Winter auch 
in Japan sehr grofs.“ (Rein: Japan ete., pag. 120.) 
Ueber den Einflufs des Kuro-siwo auf die Temperaturverhältnisse Japans 
ist A. von Wojeikof anderer Ansicht; er hält diesen vielmehr für nicht be- 
deutend und motivirt dies damit (s. ö. Z. f. M., Bd. XIII, 1878, pag. 6): 
„Die Ursache ist die, dafs im Winter, wo der Ueberschuls der Tempe- 
yatur über der warmen Meeresströmung am gröfsten ist, die Winde sehr über- 
wiegend vom Lande kommen (aus NW); im Sommer aber, wo südliche Winde 
die Oberhand gewinnen, das Land schon eine hohe Temperatur erreicht hat. 
Wichtiger mag der Einfluß des Kuro-siwo auf die Hydrometeore sein, denn 
die Winde des Frühlings und Sommers, über diese warmen Meerestheile 
kommend, bringen mehr Wasserdämpfe mit sich, als sonst der Fall sein würde.“ 
Die Monsunwechsel fallen nach Rein (a. a. O. pag. 22) meist vollständig 
mit den Aequinoktien zusammen; die Uebergangszeiten zwischen Winter und 
Sommer sind im Norden kurz und verlängern sich nach Süden mehr und mehr 
auf Kosten des Winters, Ein meist heiterer Himmel und mehr noch eine ge- 
nügend milde, erfrischende Luft machen allenthalben die Herbst- und Frühjahrs- 
zeit zur angenehmsten des Jahres. Der Uebergang in den Sommer fällt in den 
Monat April; im März kommen noch zuweilen leichte Schneefälle und leichte 
Nachtfröste vor, so z. B. in Tökio (Yedo) in ca 36° N-Br 8 und in Sapporo 
(nach Beobachtungen im Jahre 1877) in ca 43° N-Br sogar 27 Nachtfröste im 
Monat März (gegen durchschnittlich 67 bezw. 148 im Jahr). Sapporo liegt 
auf der Insel Yezo und zählte im November und Dezember 1876 21 bezw. 30 
and im Jahre 1877 im Januar 30, im Februar 28, im März 27, im April 12 und 
im Mai 2 Frostnächte. Dies giebt eine gute Vorstellung von der Länge und 
Stetigkeit des Winters, wie er der Insel Yezo zu Theil wird. Trotz der langen 
Dauer des Winters (5-—7 Monate) ist er nicht streng zu nennen, denn selbst 
zu Hakodate und Sapporo auf Yezo sinkt das Thermometer nur ausnahmsweise 
auf — 16°, 
Die verschiedenartigen und theilweise sich widerstrebenden Einflüsse, die 
das Klima von Japan erfährt, machen es aber auch erklärlich, dafs dieses, wenn 
es auch in seinen Hauptzügen als feststehend zu betrachten ist, doch in seinem 
Verlaufe für jedes Jahr grofsen Schwankungen unterworfen ist, und dafs auch 
für Japan nur vieljährige Boobachtungen, die bisher nur von wenigen Orten 
vorliegen, zur Feststellung sicherer Durchschnittswerthe führen. 
Die allerdings nur wenigen, an einigen Orten Japans, über den täg- 
lichen Gang der Temperatur angestellten zuverlässigen Beobachtungen ergeben, 
dafs in Japan, wie im übrigen nordöstlichen Monsungebiet die Zeit des Tages, 
während welcher die Temperatur über dem Mittel steht, um etwa zwei Stunden 
kürzer ist als diejenige, innerhalb deren sie den mittleren Stand nicht erreicht. 
Im Sommer liegt nämlich das Minimum zwischen 2 und 3 Uhr Morgens, im 
Winter gegen 3 Uhr, im Frühling um 4 Uhr und im Herbst gegen 5 Uhr, 
während das Maximum fast das ganze Jahr hindurch in die Zeit von 2'% bis 
3 Uhr Nachmittags fällt. 
1) Ueber diese und die Strömungen im Japanischen Meere überhaupt nach den Untersuchungen 
von L, von Schrenek vgl. „Hydr. Mitth.“, 1874, pag. 233—238 und 245 — 251.
	        
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