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„Wandrahm“ und „Peter Godeffroy“, zu denen hier im Atlantischen Ocean
als dritter Mitsegler noch die Hamburger Bark „Levuka“ kam, welche das Kap
Horn am 19. Mai passirt hatte, erreichten die Linie bedeutend später als
„Border ’Chief“. Das letztere Schiff war jedenfalls der bessere Segler, dann
wurde dasselbe aber durch die Art und Weise des Erreichens des Passates vor
„Wandrahm“ und „Peter Godeffroy“ besonders begünstigt. Nur „Levuka“,
welche am Mittage des 7. Juni in 21,3° N-Br etwa 100 Sm recht W vom
„Border Chief“ stand, traf es ähnlich, während die anderen beiden Mitsegler,
bevor sie das Passatgebiet erreichten, jene hochnördlichen Winde antrafen,
durch welche die Reisen zwischen Kap Horn und Aequator so sehr häufig ver-
längert werden. „Wandrahm“ erreichte die Linie in 29,2° W-Lg am 23. Juni;
„Peter Godeffroy“ in 29,8° W-Lg am 24. Juni und „Levuka“ in 27,6° W-Lg am
14. Juni,
In nördlicher Breite steuerte „Border Chief“ von seinem an und für sich
schon zu weit östlichen Standpunkte auf der Linie noch einen Ost von Nord
liegenden Kurs. Der SE-Passat begleitete auf demselben das Schiff bis nach
6,5° N-Br in 22,7° W-Lg. Hier wurde leichte, meist aus westlicher Richtung
kommende Mallung angetroffen, welche schon von starker östlicher Strömung
begleitet war. In vier Tagen versetzte dieselbe das Schiff 80 Sm nach Osten.
Man gerieth dadurch in eine unangenehme Lage, denn am 18, Juni wurde es
anweit 10,1° N-Br in 21,4° W-Lg windstille, und auf diesen Zustand folgte
wieder nordwestliche Mallung von 3 Tagen Dauer, Am 22. Juni gelang es in
12,1° N-Br und 21,3° W-Lg das Gebiet des NE-Passats zu erreichen; es waren
damals 6 Tage verflossen, seit man den SE-Passat verloren hatte. Der anfäng-
lich nur leicht und aus sehr nördlicher Richtung kommende Passat führte den
„Border Chief“ am 24. Juni in Sicht der Insel Fogo. Er wehte, nachdem man weiter
westlich gelangt war, wie es hier die Regel ist, aus raumerer Richtung, und
nachdem man von frischem Winde nach 27° N-Br in 32,5° W-Lg geführt wor-
den war, wurde unweit 29,5° N-Br in 33° W-Lg die polare Passatgrenze er-
reicht. Nördlich von derselben traf „Border Chief“ für längere Zeit leichte
Mallung und erst nördlich von 36° N-Br herrschten frischere, jedoch aus öst-
licher Richtung vorwiegende Winde. Am 14. Juli erlebte man unweit 42,5° N-Br
in 22,8° W-Lg einen kurzen aber heftigen E-Sturm, von dem der Stand des
Barometers indessen nur wenig beeinflufst wurde.
Bei leichtem Ostwinde gelangte „Border Chief“ am 22. Juli in die Nähe
von Lizard. Es war die ganze Reise in 105 Tagen vollendet worden; 39 der-
selben waren nördlich von der Linie zugebracht, und hatte das Schiff dort
10° N-Br in 21,4° W-Lg am 18. Juni, 20° N-Br in 29,8° W-Lg am 27. Juni,
30° N-Br in 32,8° W-Lg am 3. Juli und 40° N-Br in 28,1° W-Lg am 11. Juli
geschnitten.
Kapitän Schierloh fügt dem Schlusse der Reise die Bemerkung hinzu,
dafs unter 8 Schiffen, die nahezu gleichzeitig mit ihm von Melbourne abgingen,
der „Border Chief“ die schnellste Reise machte. Es war dies eine sehr er-
freuliche Thatsache. Hätte jedoch Kapt. Schierloh einen westlicheren Schnitt-
punkt der Linie gewählt und in nördlicher Rreite zunächst einen rechtweisen-
den Nordkurs eingehalten, so würde seine Reise sehr wahrscheinlich noch um
cine Woche kürzer ausgefallen sein, Es wird diese Vermuthung durch die
Reise des Mitseglers „Levuka“, welcher die Linie in 27,6° W-Lg am 14. Juni
schnitt und von diesem Punkte aus nahezu rechtweisend Nord steuerte, mehr
als wahrscheinlich gemacht. Diese an Segelfähigkeit den „Border Chief“ ge-
wifs nicht übertreffende Bark verlor den SE-Passat in 7,4° N-Br und 27,4° W-Lg,
verbrachte nahezu 2 Tage im Stillengürtel, wo leichte südliche Mallung und
östliche Strömung beobachtet wurde, und traf unweit 9,2° N-Br in 27,2° W-Lg
die äquatoriale Grenze des NE-Passats wieder an. Im Gebiete desselben fand
man zunächst, dem westlicheren Standpunkte entsprechend, raumeren Wind, als
wie „Border Chief“ ihn beobachtete, und erreichte am 26, Juni in der Nähe
von 26,5° N-Br und 35,9° W-Lg dessen polare Grenze.
Nachdem auch sie überschritten worden war, hielt Mallung und Stille
die Bark gleichfalls längere Zeit zurück, und mufste ebenso auch der gröfste
Theil der noch vorliegenden Reise bei östlichen Winden zurückgelegt werden.
Am 20. Juli, zwei Tage früher, als das Vollschiff dahin gelangte, befand sich