Wenn der Führer eines Schiffes bei diesen Stürmen den Lootsen-Kutter
nicht draussen findet, die grosse rothe Flagge aber an der Wink -Bake aufge-
zogen ist, und er ohne Lootsen einsegeln will oder muss, so hat er die
Signale der Wink-Bake genau und schnell zu befolgen. Sind die Witterungs-
verhältnisse und der Tiefgang des ankommenden Schiffes der Art, dass dem
Einlaufen nach der Wink-Bakc nichts im Wege steht, so bleibt die Mittel-Bake
aufrecht stehen; mit der Wink-Bake und der daran befestigten Flagge werden
die Signale gegeben, und muss der Schiffer nach der Seite stenern, nach welcher
die Flagge geneigt wird, auch diesen Kurs so lange beibehalten, bis die Flagge
(Wink-Bake) wieder geradeauf steht und dann wieder gerade auf die Wink-Bake
zusteuern, und zwar so lange, bis die Flagge wieder nach der einen oder
anderen Seite geneigt wird.
Wenn der Schiffer auf das einmalige Neigen der Flagge den richtigen
Kurs nicht zeitig genug einschlägt, so wird die Flagge wiederholentlich nach
der Seite geneigt werden, nach der gesteuert werden soll. Durch dieses Manöver
wird zugleich angedeutet, dass eine schleunige Abänderung des bisher gesteuerten
Kurses nothwendig ist.
Ist das Einlaufen des Schiffes wegen Eisgang, zu grossen Tiefganges und
sonstigen Umständen unmöglich oder mit grosser Gefahr verbunden, so werden
die beiden vordersten Baken unicdergelegt. Dann darf kein Schiff ohne die
dringendste Noth einlaufen. Kommt aber trotz der niedergelegten Baken ein
Schiff dem Fahrwasser zu nahe, so wird die Wink-Bake wieder aufgerichtet
und mit derselben die Signale für das Steuern in vorhin beschriebener Weise
gegeben; die Mittel-Bake bleibt aber niedergelegt, wodurch angedeutet wird,
dass Gefahr beim Einsegeln vorhanden ist.
Hat man auf diese Weise die Nord - Molenspitze passirt, wo bereits
ruhiges Wasser ist, so erwartet ein Lootsenboot das einkommende Schiff, mithin
wird dessen Fahrt zu mindern und ein leichtes Tau für das Lootsenboot in
Bereitschaft zu halten sein, um einen Lootsen an Bord zu bekommen.
Die so einlaufenden Schiffe müssen möglichst viel Segel führen, und selbst
wenn der Wind von achtern ist, darf der Klüver nicht fehlen, damit durch
‘iesen, wenn das Schiff von einer hohen See quer geworfen werden sollte, das-
selbe schnell wieder in den richtigen Kurs gebracht werden kann.
Um den ankommenden Schiffen zu zeigen, ob der Strom ein- oder aus-
läuft, wird auf dem Lootsenthurm, der auf dem südlichen Ballastplatz steht,
23.6 Met. hoch ist, und ca. 754 Met. nach SSE'2E von der Wink-Bake entfernt
liegt, eine blaue Flagge an der Westseite wehen, wenn der Strom ausläuft.
und dieselbe Flagge an der Ostseite, wenn er einläuft.
In der Nähe dieses Lootsenthurms, seewärts davon, steht auch der
Sturmsignal-Mast, an dem die Sturmsignale aufgezogen werden.
Die Anker-Rhede wird gefunden bei Tage: „Die Baken in Deckpeilung,
in SEzE, und die Holländische Mütze in NNE auf 18.8 Met. bis 22.5 Met. Wasser-
tiefe“; des Nachts: „Das Feuer auf dem Leuchtthurm in ESE auf 18.83 bis
22.6 Met. Wassertiefe“.
Bei auflandigen Stürmen auf dieser Rhede zu ankern ist nicht rathsam,
so lange das Schiff die Küste noch frei segeln kann, denn die hier ankernden
Schiffe arbeiten in den schweren Sturzwellen zu stark, als dass ohne sehr gute
Anker, Ketten und Spill ein Abreiten des Sturmes möglich wäre.
Da die Richtung, sowie auch die Tiefe des Seegatts, besonders bei der
Frühjahrs-Abwässerung häufig nicht unbedeutenden Veränderungen unterworfen
ist und nicht immer mit der Bakenlinie und der im ersten Abschnitt angegebenen
Wassertiefe übereinstimmen dürfie, haben die Führer der ansegelnden Schiffe
auch auf die folgenden Signale wohl zu achten:
a) Wenn die Wink-Bake und die kleine Richtungs-Bake (mittlere Bake)
heide niedergelegt sind, darf kein Schiff einlaufen, muss also suchen, sich von
ler Küste frei zu kreuzen, und wenn das nicht gelingen will, dann erst ankern.
b) Die rothe Flagge auf der Wink-Bake, womit, wie bereits angegeben,
die Schiffe eingewinkt werden, wenn sie einen Lootsen nicht an Bord haben,
bedentet auch, dass die Wassertiefe in der Rinne des Seeoatts 5.o Met. ist.