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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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Die Holländische Mütze, ein hochgelegenes Wäldchen, 4 Seem. Nord vom 
Leuchtthurm entfernt, ist auch eine gute Landmarke; ebenso der Fichtenwald 
von Schwarzort auf der kurischen Nehrung, ca. 12 Seem. südlich vom Leucht- 
thurm gelegen, weicher über die seewärts davon befindlichen Dünen hinweg in 
bedeutender Entfernung von See aus gesehen werden kann, 
2. Ansegelung. 
Die ankommenden Schiffe müssen, wenn der Leuchtthurm in Sicht ist, 
diesen ESE in Peilung bringen, in diesem Kurs darauf zusteuern, bis sie etwas 
später die drei Richtungs-Baken gewahr werden und diese in eine gerade Linie 
{also sich deckend) bringen. Diese Baken alsdann in eins haltend, mithin 
den Kurs SEzE_ steuernd, führt zuerst auf die rothe Ansegelungstonne, die 
auf etwa 12.6 Met. Wassertiefe liegt und an beiden Seiten passirt werden 
kann. Darauf nähert man sich dem Seegatt, welches an der Südseite eine 
zchwarze Tonne, auf etwa 7.5 Met. Wassertiefe liegend, und mehr landwärts 
davon schwarze Stangen, mit Strauchbesen versehen, hat; auf der Nordseite 
dagegen eine weisse Fonne, auf etwa 8.5 Met. Wasser befindlich, und mehr 
landwärts weisse Stangen mit weissen Fähnchen. Es müssen daher einkommend 
an Steuerbord die schwarze Tonne und die schwarzen Stangen, an Backbord 
die weisse Tonne und die weissen Stangen gehalten werden. Im Winter werden 
die Seetonnen und Sommerseezeichen aufgenommen und die Winterseezeichen, 
deren wenigstens zwei vorhanden sein müssen, ausgelegt. 
Beim Kinsegeln in das Seegatt ohne Lootsen hat der Führer des Schiffes 
die Versetzung desselben durch die Küstenströmung, die, je nachdem die Um- 
stände sind, nach Nord oder Süd quer über das Scegatt recht stark setzt, wohl 
zu beobachten und den Kurs danach zu verbessern. Der Küstenstrom ist vor- 
herrschend von Süd und kann eine Schnelligkeit von 3—4 Knoten die Stunde 
erreichen. Er ist immer vorhanden bei Winden, wenn sie leicht sind. . Nörd- 
liche Winde bringen einen von Nord kommenden Strom hervor, jedoch wird 
derselbe nicht so stark wie der entgegengesetzte. Bei dem von Süd laufenden 
Küstenstrom ist der Strom im Haff gewöhnlich ausgehend und erreicht im 
Frühjahr mitunter eine Schnelligkeit von etwa 5 Knoten. Bei von Nord 
kommendem Strom läuft der Strom ins Haff ein. 
Die ankommenden Schiffe werden aber bei Tage einen Lootsen- Kutter, 
wenn die Witterung sein Hinauskommen irgend gestattet, 4—6 Seem. von der 
Küste entfernt, kreuzend finden und von demselben einen Lootsen erhalten 
können. Dieser Kutter führt im Topp die Deutsche Lootsen-Flagge und im 
Grosssegel steht „Memel No. 1“ oder „Memel No. 2“, Ist das Wetter so 
schlecht, dass Lootsen von diesen Kuttern nicht mehr an Bord des ankommenden 
Schiffes gelangen können, so wird die Lootsen-Flagge vom Topp des Kutters 
fortgenommen; gestattet der Wind aber das Einsegeln des Schiffes, so wird an 
der Gaffel des Kutters eine rothe Flagge aufgezogen zum Zeichen, dass er 
vorsegeln wird und das Schiff ihm folgen soll. Bei diesem Manöver ist auch 
die Wink-Bake schon in Bereitschaft gesetzt, um damit die hier später ange- 
gebenen. Signale machen zu können, wonach der Führer des einkommenden 
Schiffes sich auch gleichzeitig richten kann. 
Bei heftigen Stürmen aus SW, West bis NW wird jedoch den Führern 
der nach Memel bestimmten Schiffe, besonders wenn letztere tiefgehend sind, 
dringend gerathen, in einem Abstand von 40—50 Seem. von der Küste beizu- 
drehen und erst nach Memel abzuhalten, wenn die Heftigkeit des Sturmes nach- 
gelassen hat. Die See ist bei solchen Stürmen unweit des Seogatts sehr in 
Aufruhr und verursacht im Seegatt eine hohe Brandung. 
Bei Stürmen aus Süd bis SW sollte gar kein Schiff versuchen einzusegeln, 
denn dann läuft die Küstenströmung nach Norden, der Haffstrom ist auslaufend 
ınd beide vereint versetzen das Schiff zu sehr nordwärts, als dass es bei diesem 
schralen Winde der Strandung auf der Nord-Mole etc. entgehen könnte. 
Dagegen können, bei Stürmen aus West bis Nord, Schiffe von geringerem 
als 4.1 Met. Tiefgang bei der bereits früher angegebenen Wassertiefe im Seegatt 
von 5.5 Met. nach der Wink-Bake, deren Signale aber genau und schnell befolgt 
werden müssen, einlaufen.
	        
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