Anders hingegen verhält es sich mit der äquatorialen Strömung. Die-
selbe wurde zuerst am 5. Decomber bemerkbar und setzte während der ganzen
ferneren Reise nach West.
Anfangs, d.h. von 19° 31‘ Süd-Br. und 21° 46‘ West-Lg. bis zum 13, De-
cember in 2° 10.s‘ Süd-Br. und 38° 20‘ West-Lg. sotzte sie nahezu in südwest-
licher Richtung mit einer Durchschnittsstärke von 15 Scem. pro Etmal, in der
Gegend der Linie dagegen westlich und später bis zum Schluss der Reise
(Barbadoes) noch etwas nördlicher. ;
Als ein Beweis des noch im December vorhandenen Gegenstroms kann
das plötzliche Aendern des Stroms am 17. December angesehen werden,
Das Loggen wurde stets durch Patentlogg, sowie durch Vor- und Nach-
mittags angestellte astronomische Positionsbestimmung controlirt.
Dieser östliche Strom setzte nur 24 Stunden lang und ging darauf zuerst
langsam, später schneller wieder in die westliche Richtung zurück. Bei diesem
Wechsel wurde der Oststrom um 1!/2° kälter gefunden, während das specifische
Gewicht das Wassers annähernd dasselbe blieb.‘)
Ein plötzlich eintretender Temperaturunterschied konnte beim Eintritt
in den Aequatorial - Strom nicht bemerkt werden, vielmehr war die Wärme-
steigerung sehr allmälig.
Aus den Reiseberichten S. M. S. „Victoria‘‘,) Corv.-Capt. Donner.
Während des Aufenthaltes S. M. S. „Victoria“ an den Küsten von Süd-
amerika und während der Reisen zwischen verschiedenen Häfen und des Be-
zuches derselben im Herbst 1876, hatte der Commandant S. M. 8. „Victoria“,
Corv.-Capt. Donner, mehrere Angaben über diese Häfen und hydrographische
Beobachtungen an diesen Küsten zu sammeln Gelegenheit gehabt, welche wir
hier zum Theil wiedergeben.
1. Die Ansegelung von Pernambuco ?) bietet keinerlei Schwierigkeiten, das
Einlaufen in den Hafen soll mit 6 Met, Tiefgang bei gewöhnlichem Hochwasser
möglich sein, dürfte jedoch für Schiffe von der Länge der „ Victoria“, der scharfen
Biegungen halber, sehr schwierig sein. In den Häfen selbst müssen die Schiffe
mit Trossen sich hinten und vorne verteien.
2. Das Ansegeln der Küste bei Atalaja und das Einsegeln in die Mündung
des Flusses Para*) ist zwar bei der nöthigen Vorsicht und bei klarem Wetter
ohne jede Gefahr, jedoch dürfte es nicht rathsam sein, dies bei Nacht zu thun.
Abgesehen davon, dass die Strömungen sehr unregelmässig und stark sind, ist
keine Sicherheit vorhanden, dass das Leuchtfeuer auf Point Atalaja wirklich
“rennt. Während nämlich „Victoria“ in der Nacht vom 20. zum 21. November
in Sicht des Feuers beigedreht war, erlosch dasselbe plötzlich gegen 2 Uhr
Morgens und wurde auch nicht wieder gesehen, obgleich das Schiff noch über
3/4 Stunden im Gesichtskreis des Feuers blieb. Noch weniger Verlass ist auf
das in der Mündung des Para verankerte Feuerschiff, welches sehr oft gezwungen
sein soll, seine Station zu verlassen. Es dauert alsdann geraume Zeit, eho es
wieder richtig verankert ist. Als Feuerschiff dient augenblicklich ein gewöhn-
liches Kauffahrteischiff, welches zu diesem Zweck angekauft ist. Es ist schwarz
angestrichen und nur an den kahlen Untermasten als Feuerschiff erkennbar. Die
Lootsen scheinen im Ganzen zuverlässig zu sein; auch ist die Navigirung des
Para für Jeden, der mit den Landmarken genau bekannt ist, sehr einfach.
Nach einem Bericht des Capt.-Lieutn. Aschmann von ©. M. 8. „Victoria“
markirt sich der weisse Leuchtthurm von Atalaja, wenn man ihn von Osten an-
segelt, sehr gut, da derselbe alsdann nicht von dem dahinterliegenden dunkeln
Land verdeckt ist, wie es der Fall sein soll, wenn man den Thurm, von Norden
kommend, ansteuert.
1) Wenn das uncorrigirte specifische Gewicht bei einer um 1!/2° niedrigereren Temperatur
dasselbe bleibt, hat sich der Salzgehalt verringert. A. d. Rı
2) Vgl. „Ann. d. Hydr.“, 1876, pag. 60, 144, 181.
3) Vgl. „Hydr. Mitth.“. 1874, pag. 311; Findlay, South Atlantic Ocean, 8, edit. 1875,
pag. 382; South American Pilot, Part. I, 1874, pag. 50.
4) Vgl. „Nachr. f, Seef.“, 1872, No. 452; Findlay a. a. O. pag. 380; South American
Pilot, Part. I, 1874, pag. 401.