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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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fange Ackerbau betrieben; die übrigen Dörfer haben nur kleine sandige Gärten 
und sehr magere Weiden. Die Häuser und Gehöfte von Rossitten mit recht 
ansehnlichen Gärten liegen auf einem Landvorsprunge, dessen nördliches Ufer 
sandig ist und allmählich ansteigt. Das östliche Ufer ist zwar auch nur wenige 
Meter hoch, fällt jedoch steil nach. dem Haff zu ab und wird vom Wellen- 
schlage immer mehr abgebrochen. 
An der am meisten bedrohten Stelle, der eigentlichen Landspitze, auf 
welcher auch das Haus des Dünenwärters steht, wurde 1875 eine Steinböschung 
zum Schutze gegen den Abbruch ‘angelegt. Vor der Landspitze liegen auf 
Aachem Wasser Steine, und vorüber segelnde Fahrzeuge sollten nicht näher als 
3 Kblg. an diese Stelle herangehen, sowie überhaupt beim Passiren von Rossitten 
auf nicht weniger als 3,5m Tiefe sich halten. 
Die Haffleuchte von Rossitten befindet sich in einem Anbau des oben er- 
wähnten Dünenwärterhauses, und . besteht aus einer weissen. Topplaterne, 
ähnlich, wie sie auf Rinderort im Gebrauch ist. . Sie wird in dem Anbau hinter 
grossen Glasscheiben aufgehängt. Die Haffleuchte hat den Zweck, im All- 
gemeinen zur Orientirung auf dem Haff zu dienen, und ihre Sichtweite reicht 
bei gutem Wetter bis an die des Leuchtfeuers auf der Windenburger-Eck., 
Unter der Nehrung ist fast überall tiefes Wasser, oft sind 2m Tiefe bis 
dicht an den Strand; ja es giebt Stellen, an welchen . unmittelbar am festen 
Lande 4m Tiefe vorhanden sind. . Vor einigen niedrigen, ausspringenden Ecken 
und Zacken der Uferlinie, den sogenannten „Haken“, haben. sich jedoch ganz 
seichte harte Sandriffe abgelagert; die bemerkbarsten sind: der eine bei Sarkau, 
der zweite südlich von Nidden vor dem Roterwald (Grabsche Haken), und 
der dritte. zwischen Preil und Perwelk (Carwaitsche Haken). 
Vor dem letzteren: ist auf 2,7m Wasser in 7 Kbig. Entfernung vom Ufer 
eine rothe Tonne (Fass) ausgelegt. Diese hier angeführten Haken müssen von 
tiefgehenden Fahrzeugen gemieden werden; an anderen dagegen ist — wie gesagt 
hinreichend tiefes Wasser bis dicht unter Land. ; 
Nördlich von Perwelk, bei der Birschtwinschen Eck, einem grossen Haken, 
nähert sich der Nehrung vom jenseitigen litthauischen Ufer her das flache 
Wasser mit Tiefen unter 2m bis auf !/2 Seem. Von hier ab nach Norden zu 
wird das Fahrwasser selten breiter als 1 Seem. und hält sich unter der Nehrung 
bis zum Schwarzorter Walde. ' 
Schwarzort ist durch die grossartige Bernsteinbaggerei, die von hier 
aus im Haff betrieben wird, und durch seinen schönen alten Fichtenwald als 
klimatischer Cur- und Seebade-Ort bekannt. Der Wald zieht sich auf eine 
Strecke von 2 Seem. am Ufer des Haffs hin. Das Fahrwasser, die Schwarz- 
orter Fahrrinne, geht unter dem Walde in einer Breite von kaum 70m und in 
einer Tiefe von nur etwa 2m entlang. Für den Personenverkehr während der 
Badesaison ist da, wo. die Fahrrinne dem Ufer sich am meisten nähert, eine 
kleine Landungsbrücke erbaut, jedoch ist an ihr bei niedrigem Wasserstande 
30 geringe Tiefe, dass die flachen Handkähne, mit welchen die Passagiere 
von den im der Rinne ankernden Dampfschiffen‘ ausgeschifft‘ werden, kaum 
anlegen können. Der östliche Rand der Fahrrinne war im Jahre 1875 durch eine 
Anzahl kleiner Treibbaken, Stangen mit schwarzen Fähnchen auf einem verankerten 
hölzernen Kreuz, bezeichnet. An der Einfahrt von Süden her liegt auf dem 
sogenannten „Schnepelhaken“ eine weisse Tonne (Fass) und muss an Back- 
bord gelassen werden; an der Einfahrt von Norden her stehen auch an dem 
westlichen Rande der Rinne einige Treibbaken mit weissen Fähuchen, 
Vor beiden Ausgangspunkten der Rinne, und zwar mehr vor dem 
nördlichen als dem südlichen, . liegen hin‘ und her .verstreut die Dampf- 
bagger, welche ihre Anker und sonstige Punkte zur‘ Abgrenzung ihrer 
Arbeitsplätze: mit Bojen und Tonnen bezeichnen. Durch die Dampfbagger 
(die Zahl dieser Arbeitsmaschinen beläuft sich‘ auf einige dreissig, doch befindet 
3ich ein Theil hiervon immer in Reparatur) wird dem' Unbekannten die Kin- 
haltung des tiefsten Fahrwassers nach und von der Schwarzorter Fahrrinn e 
sehr erschwert, besonders im Norden der Rinne. Hier hält sich dasselbe im 
Allgemeinen bis zum Schweinsrücken am Memeler Tief etwa in der Mitte des Haffs, 
and zwar mit Tiefen zwischen 3,5 bis 4,5m, ist aber nicht breiter, als: 3 bis
	        
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