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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

Beim Näherkommen erscheint dann auch ausser diesen drei Thürmen 
4. Der Leuchtthurm von Memel. Er steht auf einer dünenartigen Er- 
hebung, ca. 140m von der Steinböschung der Nordmole, und ist trigono- 
metrischer Punkt II. Ordnung. Seine geographische Lage ist: 
55° 43‘ 45,142“ Nord-Br. 
21° 6‘ 6,397“ Ost-Lg. 
Der ihn umgebenden Anpflanzung wegen, ist er nur schlecht zu sehen; 
nur die obere Hälfte ungefähr ragt aus derselben hervor, und auch diese hat 
als dunkeln Hintergrund die Plantage. Man hat durch verschiedene Anstriche 
versucht, den Leuchtthurm besser wahrnehmbar zu machen. Zuerst war er weiss, 
dann roth und jetzt ist er roth und weiss carrirt, Der obere Geländer-Rand ist 
28,20m über dem Mittelwasser der Ostsee bei Memel und 19,5m über dem 
Erdboden. Die Focal-Ebene des Spiegel-Apparats liegt noch 1m, und die 
Spitze des Thurms 4,5m höher. Das Feuer ist ein weisses festes und bei klarem 
Wetter ca. 20 Seem. weit sichtbar. 
Gleichzeitig mit dem Leuchtthurm werden dann auch 
5. Die beiden Einsegelungs-Baken sichtbar werden. Diese stehen südlich 
öder rechts von der Plantage, die vom Leuchtthurm bis Bommels-Vitte sich 
hinzieht, und führen in Linie gehalten auf die Rhede, und durch das Scegat ins 
Memeler Tief. Die kleinere Bake in der Nähe der Navigationsschule kann 
versetzt werden, sowie sich die Kinsegelungsrichtung ändern sollte, die grössere, 
welche zwischen den Häusern von Bommels-Vitte steht, nicht, Die Entfornung 
beider Baken von einander beträgt ca. 300m; die durch sie angegebene Richtung 
war im Sommer 1875 SEzE. Die grössere Bake ist als vierseitige Pyramide aus 
Stabeisen construirt und trägt auf ihrer Spitze ein Dreieck, darüber ein horizontal 
liegendes Fass und ein Kreuz. Ihre Gesammthöhe ist 37,5m über dem Erdboden 
and etwa 44m über dem Mittelwasser. Die kleinere Bake ist von Holz, und besteht 
aus einem gabelförmigen Gestell mit einem starken Baum zum Umlegen in der 
Richtung der Einsegelung. An dem oberen Ende des Baums befindet sich, wie 
bei der grossen Bake, ein Dreieck, ein Fass und darüber ein Windrosenkreuz 
mit Wetterfahne. Die Höhe des Kreuzes über der Schwelle der Bake beträgt 
29m, über dem Mittelwasser 34m. 
Eine dritte, jedoch viel kleinere Bake, die Winkbake, steht in derselben 
Richtungslinie ca. 70m seewärts vor der zweiten, zuletzt beschriebenen Bake, 
Sie trägt eine leichte Spiere zum Seitwärtsumlegen mit einem rothen Ball. 
Alle drei Baken sind von schwarzer Farbe. 
Nördlich vom Leuchtthurm stehen am Rande des Waldes 6 kleine Baken, 
einfach abgestutzte Spieren von ca. 24m Höhe mit rothem Viereck, horizontal- 
liegendem Fass und Kreuz; und dahinter in etwa lkm Abstand befindet sich in 
der Plantage eine grössere ähnliche Bake, jedoch von 40m Höhe. Diese Baken 
dienen in keiner Weise zur Einsegelung, sondern zu Peilungszwecken und beim 
Auslegen der Betonnung des Seegats. 
Zu beachten ist auch noch der 24m hohe Thurm auf dem Lootsengebäude 
am alten Ballastplatze. Das einstöckige Gebäude ist massiv, der Thurm selbst 
ist von Holz, dunkelgelb gemalt und durch Balken von schwarzer Farbe gestützt, 
Auf diesem Thurm steht bei Tage ein Lootsenposten und hält nach ansegelnden 
Schiffen Ausguck. 
SIGNALE. Eine blaue Flagge an der Westseite des Lootsenthurmes 
bedeutet ausgehenden Strom, an der Östseite eingehenden Strom, Diese Signale 
werden nur gemacht, wenn keine Lootsen in See sind. 
Eine rothe Flagge auf dem Lootsenthurm ruft die in See befindlichen 
Lootsen in den Hafen zurück. 
Das Hauptsignal für ankommende Schiffe wird jedoch mit der kleinen 
Richtungsbake und mit der Winkbake gemacht. Beide werden umgelogt, sowie 
der Lootsen-Commandeur die Einsegelung der Grösse des Schiffos, des Seegangs 
und Windes wegen für gefährlich hält, Das Schiff ist dann gewarnt und muss 
sich vom Lande wieder abkreuzen. Es gelingt dies fast immer, und über den 
einen oder den andern Bug wird das Schiff von der Küste abkommen. 
Neuerdings ist noch folgendes Signal hinzugekommen: KEin rother Ball, 
von 2m Durchmesser, an der Östseite des Leuchtthurms aufgezogen, zeigt an, 
dass das Einlaufen in den Hafen, Eises oder anderer Verhältnisse wegen für 
jedes Schiff unmöglich ist.
	        
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