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Trinkwasser ist in Santos selbst nicht in grösserer Quantität zu erhalten;
Schiffsboote können gutes Trinkwasser 6 bis 7 Seem, aufwärts aus dem Fluss
entnehmen.
Ein in Santos wohnender Lootsce wurde von S. M. S. „Nymphe“ zum
Wasserholen gemiethet, derselbe wusste jedoch mit dem Fahrwasser wenig
Bescheid, weshalb die späteren Fahrten ohne Lootsen unternommen wurden. —
Die westlich der Stadt liegende Barre kann von den mit Wasser gefüllten
Booten nur bei, oder nahezu bei Hochwasser, passirt werden, auch giebt es im
Fluss selbst viele flache Stellen, so dass das auf einmal zu nehmende Wasser-
quantum sehr gering ist.
Santos, an der Westseite des Hafens gelegen, macht einen sehr günstigen
Bindruck. Die Stadt hat gegen 10000 Einwohner, worunter ea. 100 Deutsche sind.
Eisenbahnverbindung besteht mit San Paulo und nach Rio ist eine Eisenbahn
im Bau; ausserdem besteht Dampfer- und Telegraphenverbindung mit Rıo und
Montevideo,
Wetter. Während des nahezu l4tägigen Aufenthalts S. M. S. „Nymphe*
zu Santos, im Monat Oetober 1876, war nur ein regenfreier Tag. Die Tempe-
ratur war angenehm kühl. Nach Mittheilung des dortigen Deutschen Arztes soll
das gelbe Fieber zu Santos in den letzten Jahren besonders stark aufgetreten
3ein. Die Umgegend von Santos ist theilweise sumpfig und scheint in Folge
dessen den klimatischen Fieberkrankheiten ein günstiges Feld zu bieten.“!)
2, Bemerkungen über Montevideo.?)
„Ansegelung. Hat man Brava Point im Abstand von 1 bis 3 Seem.
passirt und peilt Monte Cerro mw. NW, so ist für Schiffe bis ca. 5 Met. Tief:
gang direct Kurs nach dem Ankerplatz zu nehmen, bis der mittlere Thurm
der Cathedrale genau in der Mitte der beiden äusseren ''hürme sich befindet;
diese Position, sowie Monte Cerro in NW'/aW, giebt für derartige Schiffe den
günstigsten Ankerplatz. S. M. S. „Nymphe“ ankerte auf 5.5 Met. Wasser.
Die Bucht von Montevideo bildet eine ziemlich grosse, doch gegen SW-
bis SE-Winde vollkommen offene Rhede. Dank dem vorzüglichen Ankergrund
(ganz weicher Mud) kommt verhältnissmässig wenig Unglück vor, und ist dieses
dann meistens durch Unklarwerden der Anker verursacht. Schiffe, welche bei
gewöhnlichem Wasserstand die Rhede anlaufen, können den Tiefgang des
Schiffes als Wassertiefe nehmen, da bei jedem SW- bis SE-Winde der Wasser-
stand um 1.3 bis 1.6 Met. steigt. Ueberdies ist der Boden so weich, dass viele
Kauffahrteischiffe ohne Schaden in den Schlamm hineinlaufen.
Die Communication mit dem Lande ist bei den SE-Winden sehr be-
schwerlich, diese sowie die SW-Winde (Pamperos) erzeugen eine für Boote
sehr unangenehme kurze See.
Während des 1l5tägigen Aufenthalts S. M. S. „Nymphe“ zu Montevideo
war stets schönes Wetter, frische kalte Luft (14 bis 17°C.).
Das herrschende Klima wird ausserdem für sehr mild und gesund
gehalten.
Frischer Proviant, besonders Fleisch, ist sehr gut und verhälfnissmässig
billig zu haben; Wasser kommt mit einem Prahm an Bord.
Lootsen. Nach Ansicht des Commandos kann jedem unter Segel diesen
Hafen ansteuernden Schiffe das Nehmen eines Lootsen nur empfohlen werden,
Wenn auch das Fahrwasser gut ausgelothet und gut mit Feuern versehen ist,
so sind die Strömungen doch derartig unberechenbar, dass gerade hierdurch
der Verlust vieler Schiffe verursacht wird.“
3. Stromverhältnisse auf der Reise von Montevideo nach Barbadoes:
„Bei starken Nord-Winden war meist ein SW-Strom bemerkbar, während
mit der Aenderung der Windrichtung auch die Richtung des Stromes wechselte.
Jedenfalls muss der hier nach der Karte meistens auftretende südwestliche
Strom als Driftströmung bezeichnet werden.
l) Einige Angaben über Santos als Verproviantirungsort für Kriegsschiffe siehe weiter unten
pag. 98. A. d. R.
2) Findlay a.a. O. pag. 475; South Am. Pil., Part I, pag. 189; Hydr. Mitth., 1873, pag. 128;
1874, pag, 292.