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die Stunde. Zum Passiren der Insel Puerto-Rico brauchte das Centrum 4'!/2 Stunden
und da die Länge seines Weges auf dieser Insel 160 Kilom. betrug, so brauchte
es gleichfalls circa 1 Stunde, um 35 Kilom. zurückzulegen,
Schwieriger ist es, nach den vorhandenen Daten den Durchmesser der
Cyklone zu bestimmen, denn die an den verschiedenen Orten über die Dauer
des Orkanes gemachten Angaben sind nicht genau genug zu diesem Zwecke.
Man kann jedoch mit einiger Gewissheit annehmen, dass da, wo das Centrum
passirte, der Orkan 8 Stunden dauerte. Da nun die Geschwindigkeit seines
Fortschreitens an diesen Orten circa 35 Kilom. die Stunde betrug, so kann man
annähernd den Durchmesser dieses Westindischen Orkanes vom 13. September,
als er die Insel Puerto-Rico passirte, bestimmen, nämlich zu 280 Kilom. oder
circa 150 Seem. Die Dauer der Windstille, welche dem Centrum entspricht,
betrug 20—30 Minuten. Der Durchmesser des Centrums oder des windstillen
Raumes musste also ungefähr 15 Kilom. oder 8 Seem, betragen.
Die von diesem Orkane bei seinem Fortschreiten über viele Inseln und
besuchten Meerestheile angerichteten Verwüstungen waren sehr bedeutend. Auf
St. Christoph gingen 5 Schiffe, auf Santa Cruz 3 und auf St. Thomas 7 Schiffe
unter, oder wurden an die Küste geworfen. Auf Puerto-Rico betrug die Gesammt-
zahl der untergegangenen, gestrandeten oder sehr beschädigten Schiffe 45, und
verloren dabei 16 Personen ihr Leben. Von den in dem Hafen der Hauptstadt
vor Anker liegenden 28 Schiffen strandeten 10. Auch an den Küsten von
San Domingo und Cuba gingen verschiedene Schiffe unter. In dem Hafen von
Baragoa strandete der Dampfer „Saratoga“ und zwischen Havana und New- York,
in 33° Nord-Br., ging der amerikanische Dampfer „Liberty“ unter, Auf dem
Lande waren die Verheerungen nicht geringer. In der Hauptstadt von Puerto-
Rico wurden in den Vierteln La Marina, Puerta de Tierra und Cangrejos viele
Häuser abgedeckt und zerstört, und andere sehr beschädigt. Ganze Reihen alter,
dicker Bäume wurden entwurzelt. Auf der ganzen Insel waren die durch den
Sturm und das Anschwellen der Flüsse angerichteten Verheerungen, sowohl in
den Städten als auf dem Lande, sehr beträchtlich, Mehrere Menschen wurden
durch einstürzende Häuser verschüttet, oder von den Fluthen fortgerissen und
verloren ihr Leben.
Fassen wir alles über diesen Orkan Gesagte kurz zusammen, so ergiebt
sich Folgendes: Die Cyklone bewegte sich von St. Christoph bis über Puerto-Rico
hinaus in der Richtung von ESE nach WNW mit einer Geschwindigkeit von
35 Kilom. die Stunde. Ihr Durchmesser betrug in diesem Theile ihrer Bahn
circa 280 Kilom. und der ihres Centrums ungefähr 15 Kilom. Die grösste, in
der Hauptstadt von Puerto-Rico beobachtete Geschwindigkeit des Windes war
100 Kilom. die Stunde und erreichte zuweilen während einiger Böen eine Ge-
schwindigkeit von 130 Kilom. Die Temperatur fiel daselbst während des Orkanes
von 28° auf 24° C,, und die relative Feuchtigkeit nahm von 71 bis 95 Proc. zu. Das
Barometer fiel um 25"" an den Orten, welche das Centrum passirte; der
niedrigste zu San Juan de Puerto-Rico beobachtete Barometerstand, während der
grössten Hoftigkeit des Orkanes, war 742.65”. Nachdem der Orkan Puerto-Rico
passirt hatte, ging er in westnordwestlicher Richtung weiter durch die Inseln
St. Domingo und Cuba, bog dort in eine mehr nördliche, und nach dem Verlassen
von Florida, in eine nordöstliche Richtung um. Seine Bahn liegt zwischen den
Bahnen der Orkane von August 1827 und Oetober 1846.
Kleine hydrographische Notizen.
l. Bemerkungen über die Reisen von der Linie zum Kanal
östlich von den Cap Verde’schen Inseln. Herr Capt. F, Niejahr schreibt
uns aus Vardoe, d. d. 23. August d. J.:
„Zu den im IV. Heft der diesjährigen Annalen veröffentlichten Unter-
suchungen über obige Route (s. diese „Annalen“, pag. 154) möchte ich einen
kleinen Beitrag aus meiner eigenen Erfahrung liefern.
Am 14. Juli 1867 passirte ich mit dem Schiffe „Hermann Friedrich“
auf einer Reise von /quique nach Triest die Linie in 25° West-Le, und setzte