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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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entsendet, um Beobachtungen von Mondeulminationen zur Bestimmung des 
Längenunterschiedes zwischen ihren betreffenden Stationen und dem Meridian 
von Paris zu machen. *) 
Damals konnte die gegenwärtige grosse Ausdehnung der unterseeischen 
Kabel noch nicht vorausgesehen werden, sonst würde die französische Commission 
ohne Zweifel mit diesen Arbeiten gewartet haben, bis die Methode des Aus- 
tausches elektrischer Signale, welche so viel einfacher und genauer ist, hätte 
angewendet werden können. . 
Es wurden in Nord- und Süd-Amerika, in Afrika, China, Japan und 
Indien und auf mehreren Inseln des Stillen und Indischen Oceans Stationen 
errichtet und Beobachtungen für diesen Zweck angestellt; weder Geldmittel 
noch Zeit wurden gespart, um die besten Resultate zu erzielen, aber die so be- 
stimmten Längen scheinen nicht völlig frei von Unsicherheit zu sein. Professor 
Asaph Hall, von dem Marine - Observatorium zu Washington, äussert sich 
hierüber folgendermaassen: 
„Die Unsicherheit der Längenbestimmung aus Mondeulminationen scheint 
davon herzurühren, dass in den Beobachtungen selbst constante Fehler enthalten 
sind, welche auch nicht durch eine grössere Anzahl von Beobachtungen beseitigt 
werden können. Der wirkliche Fehler in Länge, welche man aus Mondeulminationen 
unter den besten Bedingungen, d. h. wenn der Mond mit Sternen an beiden Stationen 
verglichen wird, herleitet, beträgt 2 oder 3 Zeitsecunden. In dem Falle, dass man 
die Position des Mondes aus einer Ephemeride entnimmt, kann der Fehler in 
Länge noch grösser sein, da gegenwärtig die aus den besten Tafeln, wie die von 
Hansen und Peirce, berechneten Ephemeriden häufig Fehler von nahezu einer 
ganzen Zeitsecunde aufweisen. Es ist hierbei noch zu bemerken, dass die Be- 
wegung des Mondes unter den Sternen nahezu 30 Mal langsamer ist, als die 
der Rotation der Erde um ihre Axe, dass also ein Fehler in den Beobachtungen, 
oder in der Position des Mondes in den nach dieser Methode erhaltenen Längen 
mit einem Factor von beinahe gleich 30 multiplicirt erscheint.“ ?) 
Die Astronomen haben ferner versucht, sowohl durch eine grosse Anzahl 
von Chronometerübertragungen quer über den Atlantischen Ocean, als auch 
durch Beobachtungen von Mondculminationen, Sternbedeckungen und Jupiters- 
Trabanten-Verfinsterungen, einen secundären Meridian für Washington zu er- 
halten, indem man den Längenunterschied zwischen Washington und Greenwich, 
dessen möglichst genaue Feststellung hierzu erforderlich ist, bestimmte. Aber 
die Nichtübereinstimmung der Resultate, von denen jedes für sich betrachtet 
volles Vertrauen verdiente, übersteigt 4 Zeitsecunden®); erst die Vollendung des 
Atlantischen Kabels im Jahre 1867 gewährte eine absolut sichere Methode, 
dieses Problem endgültig zu lösen.*‘) Keine Mühe, Arbeit und Kosten wurden 
von der „United States Coast Survey“ für ihre Chronometer-Messungen gespart, 
ebenso ist die vollständige Genauigkeit von Prof. Newcomb’s Untersuchungen 
den Astronomen wohlbekannt, und doch weicht das Resultat der letzten 
Chronometer - Expedition zwischen England und den Vereinigten Staaten von 
Amerika von dem Längenunterschied, welchen Prof. Newcomb aus den Be- 
obachtungen der Mondculminationen zu Washington, verglichen mit correspon- 
direnden Beobachtungen zu Greenwich, hergeleitet hat, um mehr als 3'/2 Zeit- 
zecunden ab.?) 
‘) Vgl. „Hydr. Mitth.“ 1873, pag. 25. 
2) So würde z. B. ein Fehler von 1/10 Zeitsecunde in der beobachteten Rectascension des 
Mondes einen Fehler von fast 3sec. in Länge verursachen, 
3) Die von Loomis-im Jahre 1851 aus Beobachtungen von Mondeulminationen zu Hudson 
in den Jahren 1838—1844 hergeleitete Länge der Sternwarte von Washington ist nämlich 5h 8min. 9,3sec. 
und die von Bond, im Jahre 1856, aus der Discussion der letzten Chronometer-Expedition zwischen 
Europa und Nord-Amerika im Jahre 1855 bestimmte Länge der Sternwarte von Washington ist 
35h 8min, 13.43sec. + 0.1980. (s. „U, S, Coast Survey“ für 1867, pag. 60). A. d. R, 
4) Die hiernach von Gould für Washington (Naval Observatory) festgestellte Länge beträgt 
5h 8min. 12,39see. oder 77° 3‘ 5.85 West von Greenwich (a. a. O. pag. 116), In dem Berliner 
„Astronom, Jahrbuch“ ist die Länge dieser Sternwarte zu 5h 8min. 12,0sec., in dem „Nautical Almanac“ 
und in der „Connaissance des temps“ zu 5h 8min. 11.ısec. angegeben, A, d, R. 
5) Newcomb hat aus den Beobachtungen von Mondculminationen zu Washington in den 
Jahren 1862 und 1863 die Länge der Sternwarte von Washington gefunden =: 5h 8min. 9,gsec, (aus 
denen von 1846—1860 allerdings 5lı Smin. 11,6sec.), also um 3.65ecC. abweichend von dem obenerwähnten 
Resultate der letzten Chronometer-Expedition zwischen Boston. und Livervonl im Jahre 1855 (a. a. O. 
pag. 607. A. d. R.
	        
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